Die Presse

Fünf Inseln, ein Hotelzimme­r

Atlantik. Mehrgenera­tionen-Kreuzfahrt um die Kanarische­n Inseln mit einem Schiff aus der neuen Aida-Flotte.

- VON BRIGITTE BONDER

Bereits seit einer halben Stunde schlängelt sich der dunkelblau­e Reisebus entlang der Serpentine­n durch den grünen Dschungel des Bosque de la Esperanza. Alte kanarische Kiefern begrenzen die schmale Straße, riesige Tannenzapf­en säumen den Wegesrand. Bei Gegenverke­hr wird es eng, immer wieder muss Busfahrer Pedro entgegenko­mmende Mietwagenf­ahrer energisch zurückwink­en. Schließlic­h schaltet er selbst einen Gang zurück und biegt rechts ab zum Mirador de Chipeque. Der Wald lichtet sich und endlich ist das ersehnte Tagesziel zu sehen – der Teide. Sein weißer Gipfel glitzert in der Ferne, Spaniens höchster Berg trägt selbst an diesem sonnigen Tag eine Schneehaub­e. Es ist Zeit für den ersten Fotostopp auf Teneriffa.

Sarah und Jens Petersen steigen aus dem Bus und atmen die kühle Höhenluft ein. Das deutsche Ehepaar ist mit seinen beiden Müttern auf die kanarische­n Inseln gereist und positionie­rt die Seniorinne­n vor dem berühmten Wahrzeiche­n. Die beiden Damen kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie waren bisher noch nie so weit weg und bewundern die Vulkanland­schaft Teneriffas. „Ich hätte nie ge- dacht, noch einmal so eine weite Reise zu unternehme­n“, freut sich Sarahs Mutter und hakt sich glücklich bei ihrer Tochter ein. Dank des Inselausfl­ugs Nationalpa­rk Can˜adas del Teide bekommt sie ohne große Anstrengun­g einen guten Überblick über Teneriffa.

Vom aussichtsr­eichen Mirador de Chipeque geht es an der Seilbahnst­ation des 3718 Meter hohen Vulkans vorbei zu den Roques de Garc´ıa. Während die Mütter von einer Bank aus ganz gemütlich die Aussicht auf die bizarr geformten Vulkantürm­e genießen, erklimmt das junge Paar über unebene Stufen die Felsen.

Noch ein schnelles Selfie vor dem Roque Cinchado, dem Finger Gottes, und schon kurvt der Bus weiter durch die scheinbar endlosen Lavafelder des Nationalpa­rks. Die Aidaprima hat 18 Decks mit 1643 (Innen-, Meerblick-, Veranda-)Kabinen. Kabinen auf dem Lanaideck haben einen Wintergart­en. Beach Club mit Pool unter UV-durchlässi­gem Foliendach, ein großes Activity-Deck mit Kletterpar­k und Wasserruts­che, aussichtsr­eiche Skywalks in 45 Metern Höhe, ShoppingPl­aza und Wellnessla­ndschaft mit Saunen und Pools. Zwölf Restaurant­s und drei Snackbars, 14 Bars, ein Nachtclub. Bordsprach­e: Deutsch. Viel zu schnell ist die halbtägige Tour vorbei, und es geht zurück an Bord der Aidaprima, die heute Abend wieder den Hafen von Santa Cruz de Tenerife verlässt und dann Kurs auf Fuertevent­ura nimmt.

In sieben Tagen steuert das moderne Kreuzfahrt­schiff von Gran Canaria aus die größten Häfen der Kanarische­n Inseln an. Auf dem Programm stehen neben Teneriffa auch Fuertevent­ura und Lanzarote, dazu unternimmt das AidaSchiff einen Abstecher zur portugiesi­schen Blumeninse­l Madeira. Aus immer dem gleichen „Hotelzimme­r“an Bord lassen sich die Inseln so ganz gemütlich erkunden – und das in jedem Alter. Alle Ausflüge sind mit einem Schwierigk­eitsgrad gekennzeic­hnet, und so haben die Petersens mit ihren Müttern nur Touren der besonders leichten Stufe 1 gebucht.

„Vor allem die Landausflü­ge, bei denen die Gäste einen schnellen Überblick über die jeweilige Insel bekommen, sind begehrt“, schildert Patrizia Fournier. Die Österreich­erin ist auf der Aidaprima für die Angebote an Land verantwort­lich und kennt die Highlights der Inseln. „Auf Lanzarote darf man sich die Feuerberge nicht entgehen lassen“, empfiehlt die 43-Jährige. „Mir gefallen dort auch die Werke von Cesar´ Manrique sehr gut.“Den Spuren des berühmten kanarische­n Künstlers und Architekte­n hat Aida eine eigene Tour gewidmet, denn er hat die Insel gestalteri­sch geprägt. „Die aktiven Urlauber buchen hingegen begleitete Rad- und Wanderausf­lüge“, zeigt Fournier die Vielfalt auf. „Das angenehme Klima auf den Kanaren ist perfekt für einen sportliche­n Tag in der Natur.“

Den milden Inselwind um die Nase wehen lassen sich auch die Petersens und ihre Mütter vor der Fabrica´ del Aloe in der Nähe von Tiscamanit­a auf Fuertevent­ura. Wo vor vielen Jahren noch Tomaten bewässert wurden, wachsen heute aufgrund der extremen Trockenhei­t immer mehr dieser Wüstenpfla­nzen. An einem großen Tisch schneidet Farmmitarb­eiter Dino das saftige Blatt einer Aloe vera barbadensi­s Miller auf und reicht die mattweißen, glitschige­n Teile des Pflanzenin­neren herum. „Das Blattgel ist gut für Haut und Haar“, betont der 59-Jährige und verstreich­t die vitaminrei­che Flüssigkei­t im Gesicht. Hier bestehen Cremen und Gele zu über 99 Prozent aus frischem Aloesaft, günstigere Produkte hingegen enthalten oftmals mehr Wasser und Chemie. Auch Sarah Petersen reibt sich mit dem Aloe-Stück ein und spaziert zu den Feldern hinüber. Die lilienarti­ge Heilpflanz­e blüht gerade, und Tausende gelbe Röhrenblüt­en strecken sich an langen Stängeln in den Himmel. Eilig winkt sie ihre Familie herbei. Es ist Zeit für einen letzten Fotostopp auf Fuertevent­ura, bevor es zurück zum Hafen von Puerto del Rosario zur Aidaprima geht.

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