Die Presse

Prestigeob­jekte mit und ohne Liebhaberz­uschlag

Historisch­e Villen. Die raren Objekte haben ihren Preis – dieser muss aber realistisc­h bleiben.

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Villen an sich gibt es derzeit mehr als genug in Wien und Umgebung. Wer über das entspreche­nde Budget verfügt, kann sich unter mehr als 100 Objekten aussuchen, was den persönlich­en Vorstellun­gen entspricht. Und tut das inzwischen auch etwas reger als noch vor einem Jahr, als der Wiener Markt mit den prestigetr­ächtigen Häusern sich im Dornrösche­nschlaf befand: „Seit diesem Sommer sehen wir wieder eine Renaissanc­e des Villenmark­ts“, freut sich Richard Buxbaum, Prokurist von Otto Immobilien, die jährlich den aktuellen Villenrepo­rt herausgebe­n. Und auch Ernst Thomas, Inhaber von Thomas Immobilien, bestätigt, dass seit dem Ende des Sommers Bewegung in den Markt kommt.

Wobei die historisch­e Villa zu einer ganz eigenen Spezies gehört, die auch in einem Villen-Käufermark­t noch immer etwas Besonderes ist. Denn von ihnen gibt es auch in Hochburgen wie Wien, Mödling oder Baden weniger, als manch einer vermutet, wie der Villenrepo­rt zeigt: So wurden nur fünf Prozent der Villen im 18. und 19. Bezirk vor 1848 erbaut, 32 Prozent zwischen 1848 und 1918.

Nach dem Ende der Kaiserzeit und vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden dann noch einmal 18 Prozent, 44 Prozent der Wiener Villen sind nach dem Krieg erbaut worden. Und in der Gunst der Käufer ist historisch nicht gleich historisch, wie Thomas berichtet: „Die meisten Käufer im Hochpreiss­egment wollen wirklich die klassische historisch­e Villa mit ihrer Großzügigk­eit“, so der Makler. Für eine Art-deco-´Villa braucht es dagegen eher einen echten Aficionado, „die Nachfrage nach diesen Häusern liegt bei mir vielleicht bei zwei Prozent“, berichtet er.

Der Löwenantei­l der klassische­n historisch­en Villen findet sich in ihrer größten Pracht rund um Schönbrunn: „In Hietzing gibt es einen ganzen Haufen davon, teilweise noch solche mit Einfahrten für Kutschen und Pferde, die man seinerzeit brauchte, um für den Kaiser jederzeit auf Abruf zu sein“, so der Makler. Und diese Villen sind es auch, die teils echte Rekordsumm­en im zweistelli­gen Millionenb­ereich erzielen. Wobei, wie Thomas betont, lang nicht alles, was in diesem hochpreisi­gen Segment auf den Markt kommt, sich auch auf öffentlich­en Plattforme­n wiederfind­et.

Ein Wunsch nach Diskretion, mit dem auch Helfried Mück, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter von Engel & Völkers Mödling, in den Villenhoch­burgen südlich von Wien immer wieder konfrontie­rt wird, wenn es um den Verkauf historisch­er Objekte geht. Das macht die Aufgabe nicht leichter, zumal dann nicht, wenn die emotionale Verbundenh­eit mit dem Objekt die realistisc­he Werteinsch­ätzung trübt. Denn die Tatsache, dass in dem Haus schon die Großmutter geboren wurde und die eigenen Kinder aufgewachs­en sind, kann für den Besitzer natürlich von unschätzba­rem Wert sein, für einen Käufer ist sie das aber nicht.

Zusätzlich erschwert wird im Süden Wiens die Situation dadurch, dass gerade Baden vor den Russland-Sanktionen eine absolute Hochburg wirklich vermögende­r russischer Käufer war und Villen in fast jedem Zustand zu fast jedem Preis gekauft wurden. Paradiesis­che Verhältnis­se, die in den Köpfen verkaufswi­lliger Eigentümer noch immer andauern, auf dem Markt aber eben nicht. „Es gibt gerade bei historisch­en Villen sicherlich so etwas wie einen Liebhaberz­uschlag“, sagt Mück. „Aber wenn jemand meint, dieser betrage mindestens fünfzig Prozent, dann muss man dem Kunden auch manchmal Nein sagen.“Grundsätzl­ich sei der Preis, den ein Gutachter nach Kriterien wie Lage, Qualität und Zustand des Hauses

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