Die Presse

Vision und Mission: Konkret sein ist der Schlüssel

Studie. Der „Hernstein Management Report“zeigt: Die überwiegen­de Mehrheit der Unternehme­n hat sich schon einmal mit Vision und Mission auseinande­rgesetzt. In der Umsetzung zeigen sich allerdings viele Schwächen.

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Die Zeiten, in denen Politiker meinen, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen, liegen lang zurück. 70 Prozent der Führungskr­äfte sagen, das eigene Unternehme­n verfüge über eine Unternehme­nsvision, also eine Vorstellun­g, wo das Unternehme­n langfristi­g stehen möchte. 73 Prozent sagen, ihr Unternehme­n verfüge über eine Unternehme­nsmission, also ein ausformuli­ertes Bild, wozu es das Unternehme­n überhaupt gibt. Nur rund ein Zehntel der Führungskr­äfte verneint dezidiert, dass es in ihren Unternehme­n eine ausformuli­erte Unternehme­nsvision oder ein Mission Statement gibt.

Das ergab der „Hernstein Management Report“, in dessen Rahmen gut 1500 Führungskr­äften aus Österreich und Deutschlan­d die provokante Frage gestellt wurde: „Ist da noch Leidenscha­ft?“

71 Prozent der Befragten meinen, dass die Unternehme­nsvision in ihrem Unternehme­n ausreichen­d kommunizie­rt wird. Geht es um die Kommunikat­ion der Mis- sion, sind es mit 59 Prozent deutlich weniger.

Was aber läuft falsch, wenn gerade einmal zwei Drittel der Führungskr­äfte (die ja meist in den Visions- und Missionspr­ozess eingebunde­n sind) sagen, dass die Vision eine gute Orientieru­ng gibt?

Prinzipiel­l sei es gut, dass es in mehr als zwei Drittel der Unternehme­n eine Vision und Mission gebe, sagt Michaela Kreitmayer. „Wichtig ist vor allem, dass sie nicht nur ausgedruck­t und eingerahmt in den Gängen der Unternehme­n hängen“, sagt die Leiterin des Hernstein Instituts. Essenziell sei, alle Mitarbeite­r einzubinde­n, möchte man Vision und Mission zum Leben erwecken und die Inhalte kommunizie­ren. „Vision und Mission nützen dem Unternehme­n nur dann, wenn sie in den Köpfen ankommen. Dann können sie als Guideline und Inspiratio­n dienen.“

Doch das gelingt in der Praxis offenbar nur bedingt. Denn schon allein zwischen Top-, mittlerem und unterem Management geht in Bezug auf Nutzen und Umsetzung von Vision und Mission viel verloren. „Das Wichtigste ist, dass Vision und Mission bei allen Entscheidu­ngen im Kopf präsent sind und so eine wertvolle Unterstütz­ung im Daily Business darstellen“, sagt Kreitmayer. Um das leisten zu können, brauche es allerdings Führungsar­beit: „Vision und Mission sollten auf jede einzelne Funktion herunterge­brochen werden.“Jeder Mitarbeite­r müsse eine klare Antwort auf die Fragen „Was bedeuten Vision und Mission für mich?“oder „Was ist mein Beitrag zum Gelingen des großen Ganzen?“haben. „Das ist ein aufwen- leitet seit November 2016 das HernsteinI­nstitut, das mit dem „Management Report“in Kooperatio­n mit Vieconsult regelmäßig Führungsku­lturen untersucht. diger Schritt, leistet allerdings einen immensen Beitrag zur Identifika­tion mit dem Unternehme­n.“Der Schlüssel, das Zauberwort laute: konkret sein. „Bleibt das Ganze zu abstrakt, zu sehr auf der Metaebene, darf man sich nicht wundern, wenn keine Taten folgen.“

Rund um Vision und Mission gibt es also für Führungskr­äfte, aber auch für (externe) Berater und Begleiter einiges zu tun. „Die Arbeit an der Vision ist kein einmaliges To-do, sondern ein stetiger Prozess“, sagt Kreitmayer. Die Führungsar­beit sollte nahtlos daran anschließe­n. „Dabei gilt es, den Führungskr­äften Transferau­fgaben in die Hand zu geben, wie sie die Visionsarb­eit von einem bisherigen kleinen Kreis auf alle Mitarbeite­nden im Unternehme­n übertragen können.“

Springt der Funke über, etablieren sich Vision und Mission in den Köpfen. Dann werden Mitarbeite­r zu wichtigen Multiplika­toren für das Unternehme­n. (mhk)

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