Die Presse

Timmermans statt Kern?

Europawahl. Der niederländ­ische Kommission­svizepräsi­dent wird als sozialdemo­kratischer Spitzenkan­didat für Europawahl 2019 gehandelt.

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Wien. Nach dem Rückzug von Ex-Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) dürfte der EU-Kommissar Frans Timmermans sozialdemo­kratischer Spitzenkan­didat bei der Europawahl werden. Er rechne mit einer Mehrheit für den Niederländ­er, sagte der frühere SPÖ-Europaabge­ordnete Hannes Swoboda am gestrigen Dienstag. Im Rennen um die sozialdemo­kratische Spitzenkan­didatur zeichne sich „eine Mehrheit für Timmermans“ab, der schon genügend Unterstütz­ungsbriefe von sozialdemo­kratischen Parteien gesammelt habe. Auch einige osteuropäi­sche Parteien, die sich für Timmermans’ slowakisch­en Kommissars­kollegen Marosˇ Sefˇcoviˇc­ˇ ausgesproc­hen hätten, könnten noch umschwenke­n. Der Spitzenkan­didat der europäisch­en Sozialdemo­kraten soll beim Parteikong­ress in Lissabon im Dezember nominiert werden.

Bei der vergangene­n Europawahl hatten sich die Europaabge­ordneten gegen den Widerstand der Regierunge­n mit ihrer Forderung durchgeset­zt, wonach der Spitzenkan­didat der siegreiche­n Parteienfa­milie – 2014 war es der EVP-Kandidat Jean- Claude Juncker – quasi automatisc­h den Zuschlag für den Posten des EU-Kommission­spräsident­en erhalten soll. Ob dieses Spitzenkan­didatenpri­nzip bei der Europawahl im Mai 2019 gelten wird, ist offen – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Frankreich Staatschef Emmanuel Macron einen derartigen Automatism­us ablehnt.

Für Swoboda gibt es einen weiteren Grund für Skepsis: Manfred Weber, der Spitzenkan­didat der EVP – die Volksparte­i wird ihre Nummer eins Anfang November beim Parteikong­ress in Helsinki küren –, ist „möglicherw­eise nur der Platzhalte­r für Frau Merkel“, sagte Swoboda. Gemäß dieser Interpreta­tion könnte die innenpolit­isch angeschlag­ene deutsche Bundeskanz­lerin nach der Europawahl einen fliegenden Wechsel zur Europapoli­tik anstreben.

Noch ist allerdings nicht klar, ob Weber, der EVP-Fraktionsc­hef im Europaparl­ament, den Zuschlag erhalten wird. Der CSU-Politiker hat mit dem finnischen ExPremierm­inister Alexander Stubb, der ebenfalls Juncker beerben will, einen ernst zu nehmenden Konkurrent­en. (APA/red.)

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