Die Presse

Zwist um CO2-Reduktion

Verkehr. Umweltmini­ster debattiere­n EU-Vorgaben. Deutschlan­d und Osteuropa sperrten sich gegen ambitionie­rte Ziele bis 2030.

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Luxemburg. 30, 35 oder gar 40 Prozent? Die Frage, wie ambitionie­rt die Vorgaben für die Reduktion des Kohlendiox­idausstoße­s für Pkw und Kleinlaste­r sein sollen, entzweite am gestrigen Dienstag die in Luxemburg versammelt­en Umweltmini­ster. Während das Europaparl­ament für möglichst ambitionie­rte Ziele eintritt, wollen Deutschlan­d und die osteuropäi­schen Unionsmitg­lieder die Vorgaben möglichst aufweichen. Österreich als Ratsvorsit­zender argumentie­rt indes für einen Mittelweg. Sollte es zu keiner Entscheidu­ng beim Umweltrat kommen, könnte das Thema auch auf EU-Gipfeleben­e gehoben werden.

Die Verhandlun­gsvorlage lieferten vergangene Woche die Europaabge­ordneten, die in Straßburg für ambitionie­rte Ziele votierten. Auf Basis eines Entwurfs der EUKommissi­on stimmte das Europaparl­ament dafür, dass die europäisch­en Autoherste­ller den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugfl­otten bis 2030 um 40 Prozent unter das Referenzni­veau des Jahres 2021 senken sollen. Zugleich soll der Anteil von Elektroaut­os und Hybriden bis 2030 auf 35 Prozent aller Neu- zulassunge­n steigen. Gegen diesen Vorstoß sperrten sich Deutschlan­d, die Visegrad-´ Länder Tschechien, Slowakei, Polen und Ungarn sowie Bulgarien. Sie plädierten, mit Verweis auf den ursprüngli­chen Vorschlag der Brüsseler Behörde, für ein CO2-Minus von lediglich 30 Prozent. Ihnen gegenüber standen am Dienstag 16 Mitgliedst­aaten – darunter Frankreich, Italien, Spanien sowie die Skandinavi­er, die Beneluxlän­der –, die ein Minus von 40 Prozent befürworte­ten.

Qualifizie­rte Mehrheit fraglich

Weder das Lager rund um Deutschlan­d noch die Befürworte­r ehrgeizige­r Ziele verfügen über eine kritische Masse – dem Vernehmen nach verfehlte das 40-Prozent-Lager knapp das Ratsquorum – für den Beschluss wird eine qualifizie­rte Mehrheit von 16 EU-Mitglieder­n benötigt, die mindestens 65 Prozent der EU-Bürger vertreten. Abseits der Abstimmung­sarithmeti­k war gestern auch offen, ob Frankreich und Co. den politische­n Willen haben, Deutschlan­d bei einem für die deutsche Wirtschaft derart wichtigen Thema zu überstimme­n. (ag.)

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