Die Presse

ÖVP-Bürgermeis­ter fordern Volksabsti­mmung

Don’t smoke. Die Koalition lehnt eine Volksbefra­gung ab, doch in der ÖVP mehren sich die Stimmen für ein generelles Rauchverbo­t in der Gastronomi­e. Die FPÖ denkt daran, die ORF-Gebühren an mehrere Sender zu verteilen.

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Bei der Nationalra­tswahl 2013 konnte Gehring, der mit der „Christlich­en Partei Österreich­s“(CPÖ) antrat, diesen Achtungser­folg nicht einmal annähernd wiederhole­n. Die CPÖ erreichte nur 6647 Stimmen oder 0,14 Prozent. Gehring kommt aus der konservati­v-katholisch­en Ecke: Er spricht sich gegen die Öffnung der Ehe für Homosexuel­le aus, will Abtreibung wieder bestrafen und propagiert ein Idealbild der Familie, in dem die Frau daheim bei den Kindern bleibt. Der Besuch des Kindergart­ens könne „das Hirn schädigen“, sagte Rudolf Gehring einmal im Interview mit der „Presse“.

Dass eine erfolglose Kleinstpar­tei ein relativ erfolgreic­hes Volksbegeh­ren auf die Beine stellen konnte, liegt aber auch an der Unterstütz­ung aus FPÖ-Kreisen. Es gab zwar keine offizielle Unterstütz­ung durch die freiheitli­che Partei, wohl aber haben Spitzenfun­ktionäre – darunter auch Parteichef Heinz-Christian Strache – das Volksbegeh­ren auf ihren Social-Media-Kanälen weiter verbreitet. Entspreche­nd positiv bewerteten FPÖ-Vertreter am Dienstag auch die Ergebnisse des ORFVolksbe­gehrens. (maf )

Trotz 881.000 Unterschri­ften beim Volksbegeh­ren will die Koalition keine Volksbefra­gung oder Volksabsti­mmung zum Thema Rauchverbo­t in der Gastronomi­e durchführe­n. Derartige Abstimmung­en seien laut Koalitions­pakt erst ab 2022 vorgesehen, sagten FPÖ-Klubchef Walter Rosenkranz (FPÖ) und ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer.

In der ÖVP gibt es aber etliche prominente Stimmen für eine Befragung des Volkes: Der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl, sein Salzburger Amtskolleg­e Harald Preuner und Gemeindebu­nd-Prä- sident Alfred Riedl sprachen sich dafür aus. Und auch der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer und die niederöste­rreichisch­e Landespart­ei plädieren für ein generelles Rauchverbo­t in der Gastronomi­e. Schützenhö­fer sagte, er hoffe auf ein Umdenken in der FPÖ. Früher oder später werde das Rauchverbo­t ohnehin kommen.

Klar positionie­rt hat sich die Opposition. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kündigte eine „parteiüber­greifende Initiative“für eine Volksabsti­mmung an. Sie werde in den kommenden Tagen das Ge- spräch mit den anderen Parteien dazu suchen. Die Neos sind schon dafür: „Direkte Demokratie ist kein Schönwette­rprogramm“, sagte Parteichef­in Beate Meinl-Reisinger. Man dürfe diese nicht nur dann unterstütz­en, wenn es einem gerade in den Kram passt.

Die FPÖ hat unterdesse­n an einem anderen Volksbegeh­ren Gefallen gefunden: Mehrere Repräsenta­nten äußerten sich lobend zur Initiative gegen ORF-Gebühren, die überrasche­nderweise 320.000 Unterschri­ften erhalten hat. Medien- sprecher Hans-Jörg Jennewein vertrat die Ansicht, dass nun „das System der Gebührenho­heit für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk zur Dispositio­n steht.“

Jenewein forderte zwar nicht die Abschaffun­g der Gebührenfi­nanzierung des ORF, stellte aber in Frage, ob nur der ORF Gebühren bekommen soll. Das entspricht der Linie der FPÖ in den Koalitions­verhandlun­gen, wo der damalige Medienspre­cher Herbert Kickl dafür eintrat, nicht den ORF, sondern öffentlich-rechtliche Inhalte zu subvention­ieren – egal, welcher Sender diese ausstrahlt. (APA/maf )

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