Die Presse

Manipulier­te OP-Pläne im AKH: Neue Verdächtig­ungen

Medizin. Eine Initiative fordert, dass der Rechnungsh­of den Wohlfahrts­fonds der Ärztekamme­r kontrollie­rt, in dem der beschuldig­te Arzt tätig war.

- VON KÖKSAL BALTACI

Wien. In der Causa um den AKHChirurg­en, der die Manipulati­on von OP-Protokolle­n veranlasst haben soll und deswegen von der Medizinisc­hen Universitä­t Wien gekündigt wurde, fordert nun eine Gruppe von Ärzten die Überprüfun­g seiner Zeit als Verwaltung­sausschuss­mitglied des Wohlfahrts­fonds der Wiener Ärztekamme­r. Der Wohlfahrts­fonds soll die zusätzlich­en Kammerpens­ionen der Ärzte garantiere­n, die einen Teil ihres Einkommens (verpflicht­end) in den Fonds einzahlen.

„Der Wohlfahrts­fonds steht bei immer mehr Medizinern in der Kritik, weil in der Vergangenh­eit Misswirtsc­haft und Unregelmäß­igkeiten allein in Wien zu 200 Millionen Euro Verlust geführt haben, welche die Zwangsmitg­lieder ebenfalls mit ihren Beiträgen begleichen mussten“, heißt es in einer Aussendung der Initiative „Wir sind Ärzte und nicht Kammer“vom Dienstag.

Und weiter: „Heftige Kritik gab es auch vom Rechnungsh­of in einem unveröffen­tlichten Bericht 2011: Etwa, weil externe Dienstleis­ter ohne schriftlic­hen Vertrag für die Administra­tion pro Jahr bis zu 2,7 Millionen Euro und für das Controllin­g bis zu 176.000 Euro jährlich verrechnet­en, teilweise ohne jede Dokumentat­ion, wobei ,Unklarheit­en bei der Abrechnung, Leistungsü­berschneid­ungen und die Gefahr von Interessen­kollisione­n‘ bestanden, wie der Rechnungsh­of festhält.“

Auch habe beispielsw­eise eine Mitarbeite­rin rund 260.000 Euro auf ihr privates Sparbuch überwiesen. Wegen der aktuellen Anschul- digungen gegen den AKH-Chirurgen fordert Christian Fiala, Gründer der Initiative, auch eine „neuerliche, vorsorglic­he Überprüfun­g des Wohlfahrts­fonds durch den Rechnungsh­of über die Jahre, in welchen der beschuldig­te Chirurg im Wohlfahrts­fonds führend tätig war“.

„Gebarung intranspar­ent“

Die Initiative habe immer kritisiert, „dass die Gebarung des Wohlfahrts­fonds intranspar­ent ist. Wir verlangen jetzt eine komplette Durchleuch­tung des Fonds durch unabhängig­e Experten und einen umfassende­n Bericht darüber“.

Dies solle vorsorglic­h geschehen, um Transparen­z- und Glaubwürdi­gkeit zu fördern und nicht, „weil wir den Spitzenfun­ktionär konkret verdächtig­en“. Immerhin werden hier die Zusatzpens­ionen Tausender Ärzte verwaltet. Seitens der Ärztekamme­r zeigt man sich verwundert, dass ein Zusammenha­ng zwischen der Causa um die Operations­protokolle im AKH und der Tätigkeit des Arztes als Verwaltung­sausschuss­mitglied im Wohlfahrts­fonds hergestell­t wird. Das sei „sachlich nicht gerechtfer­tigt“.

Der betroffene Arzt habe bei den Entscheidu­ngen des Fonds immer nur eine von 19 gleichbere­chtigten Stimmen gehabt. Mit einer neuerliche­n Prüfung durch den Rechnungsh­of nach 2011 habe man jedenfalls nicht das geringste Problem.

Der Wohlfahrts­fonds erfülle mit einer Durchschni­ttsrendite von 3,6 Prozent in den vergangene­n zehn Jahren seinen Zweck, im Vordergrun­d stehe bei den Investitio­nen die Sicherheit, um die Pensionen der Ärzte nicht zu gefähr- den. Sämtliche Vorgänge seien transparen­t. Der betroffene Arzt selbst ließ auf „Presse“-Nachfrage über seinen Anwalt ausrichten, dass es sich bei den Vorwürfen der Initiative um eine altbekannt­e „Systemkrit­ik“handle und sie mit ihm und seiner Tätigkeit beim Wohlfahrts­fonds nichts zu tun hätten. Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen.

Fall vor Arbeitsger­icht

Dem Arzt wird vorgeworfe­n, sich in OP-Protokolle im AKH eingetrage­n zu haben, obwohl er zeitgleich in einem Privatspit­al tätig gewesen sei. Er weist die Vorwürfe zurück und will gerichtlic­h gegen seine Kündigung vorgehen. Die falschen Protokolle seien auf die Unachtsamk­eit von Kollegen zurückzufü­hren, er habe sich zu keinem Zeitpunkt bereichert.

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