ÖVAG-Loch wird für den Staat kleiner
Bankenrettung. Der Abbau des einstigen Volksbanken-Spitzeninstituts läuft besser als erwartet. Die Republik könnte von den investierten 1,25 Mrd. Euro nun etwa 300 Mio. zurückbekommen.
Dass die Bankenrettung bei den drei Krisenbanken Hypo Alpe Adria, ÖVAG und Kommunalkredit für den Staat ein riesiges Verlustgeschäft war, ist seit Langem klar. Allerdings werden die Löcher bei den Bad Banks der einzelnen Institute in jüngster Zeit zunehmend kleiner. Wie mehrfach berichtet, bringt etwa der Abbau der Bad Bank der Hypo Alpe Adria, Heta, höhere Erträge als einst berechnet. In Summe dürfte das Loch bei der Kärntner Skandalbank um drei Milliarden geringer ausfallen als ursprünglich angenommen.
Ähnliche positive Nachrichten gibt es nun auch von der ÖVAG – dem ehemaligen Spitzeninstitut der Volksbanken. Auch bei der dortigen Abbaubank Immigon konnten die einstigen Erwartungen deutlich übertroffen werden. Diese wurde 2009 und 2012 mit rund 1,25 Steuermilliarden aufgefangen und Mitte 2015 zerschlagen. Der gute Teil ging an die Volksbank Wien, der schlechte wurde zur Immigon.
Anfangs wurde dabei geschätzt, dass im Abbauvehikel bestenfalls um die 50 Millionen Euro Eigenkapital (de facto als Liquidationserlös) übrig bleiben werden. Tatsächlich enthält die Bilanz der Immigon jedoch schon Ende 2017 rund 674 Mio. Euro Eigenkapital. Damit stand man beim gut 13-Fachen des Angenommenen. „Es ist wirklich gut gelaufen“, sagt dazu Immigon-Chef Stephan Koren. Wie viel es am Schluss wird, hänge davon ab, wie die Ergebnisse heuer und 2019 aussehen werden, so Koren, und wie viel die Liquidation abschließend kostet.
Grund für das Ergebnis, das wesentlich besser ist, als erwartet, sei auch die aktuelle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Dadurch hätten die Preise bei einigen der zu verwertenden Assets kräftig angezogen. Investoren hätten auch in Assetklassen investiert, die sie einige Jahre zuvor nicht einmal geschenkt genommen hätten. Damit hätten sich Abschläge in Grenzen gehalten. Für Koren sozusagen „collateral profits“der EZBGeldpolitik nach der Krise.
„Der wirtschaftliche Abbau der Immigon ist jetzt schon de facto abgehakt“, resümiert Koren. „Bis das Licht endgültig abgeschaltet ist, wird es aber noch dauern.“Die Überlegungen gehen in die Richtung, 2019 die Liquidation zu eröffnen. Eine Löschung aus dem Firmenbuch geht rechtlich erst, wenn die letzten Verbindlichkeiten und Gewährleistungen beendet sind. Zum Beispiel geht es da auch um Verpflichtungen für ehemalige ÖVAG-Pensionisten, die in die Immigon übernommen wurden. Ein Großteil der 200 Pensionisten hat sich aber schon auszahlen lassen.
Mittlerweile hat die Immigon nur mehr etwa 30 Mitarbeiter. Ihre Büros hat die Abbaugesellschaft (die rechtlich keine Bank ist) gemietet. Im Zuge der Mitarbeiterreduktion wurde die Fläche in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert. Weitere Einsparun- gen in der Verwaltung erfolgen 2019, und zwar mithilfe der staatlichen Heta. „Wir haben mit den anderen Abbaugesellschaften diskutiert, wer für wen was übernehmen könnte. Es liegt in der Logik einer Abbaueinheit, dass man irgendwann einmal nicht mehr genügend Personal für alle Verwaltungstätigkeiten hat“, so Koren. Daher gebe es nun einen Dienstleistungsvertrag mit der Heta, die für die Immigon zum Jahreswechsel die Personalagenden übernimmt. Korens eigener Vertrag läuft bis Juni 2019, längstens bis zur Hauptversammlung, die die Liquidation beschließt.
Wie viel der Bund von den 1,25 einst investierten Milliarden zurückerhalten wird, wird definitiv auch erst bei der Liquidation feststehen. Nach zwei Kapitalschnitten war der Großteil des Staatsgelds eigentlich bereits weg. Der Erlös nach der Verwertung der Hinterlassenschaft der alten ÖVAG durch die Immigon wird daher unter allen Aktionären aufgeteilt.
43 Prozent der Immigon hält die Republik direkt, ebenso viel wird noch von den Volksbanken besessen. Der Rest entfällt zum Großteil auf eine Treuhandgesellschaft, die von den Volksbanken eingerichtet wurde, deren Erlöse jedoch ebenfalls an den Staat fließen. In Summe könnten sich die Kosten für die Steuerzahler somit um etwas mehr als 300 Mio. Euro verringern. (APA/jaz)