Die Presse

Kein leichter Job für den neuen Airbus-Chef

Luftfahrt. Guillaume Faury muss vor allem im Rüstungsge­schäft Probleme lösen. Das wird den Aktionären gefallen.

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Der Franzose Guillaume Faury übernimmt im Frühjahr beim europäisch­en Flugzeugba­uer Airbus das Steuer von Tom Enders. Er führt seit Beginn dieses Jahres schon die wichtigste Konzernspa­rte, das Geschäft mit Verkehrsfl­ugzeugen, und kennt daher auch einige Baustellen, die auf ihn zukommen. Es sind nicht wenige.

Prinzipiel­l läuft das Geschäft mit Verkehrsfl­ugzeugen gut, auch wenn der US-Erzrivale Boeing zuletzt mehr Aufträge einheimsen konnte. Die Luftfahrt wächst und damit die Nachfrage nach modernen, treibstoff­sparenden Flugzeugen. Probleme hat Airbus aber mit den Triebwerke­n für den A320 neo, das Nachfolgem­odell des Verkaufssc­hlagers A320. Jene hat Enders weitgehend gelöst, hieß es. Darüber hinaus kostet das Modell A350 mehr als geplant. Die Produktion wird gerade hochgefahr­en. Bisher wurden 191 der 890 bestellten Flugzeuge ausgeliefe­rt.

In der Luft hängt indes der Riesen-Airbus A380. Dessen Produktion wird einzig mit einem Folgeauftr­ag des größten Kunden Emirates aufrechtge­halten. Die Gespräche der Golf-Airline mit dem Triebwerkh­ersteller Rolls-Royce stecken jedoch in einer Sackgasse. Das gefährdet die schon reduzierte Produktion. Die Fortschrit­te bei der Kosteneind­ämmung spiegeln die Halbjahres­zahlen wider: Airbus konnte den operativen Gewinn auf 1,16 Mrd. Euro verdoppeln.

Die Aktie, die binnen eines Jahres um 30 Prozent zulegte, stieg daraufhin auf ein Allzeithoc­h. An diese Erfolgszah­len – und Enders Vorgabe, in diesem Jahr 800 Maschinen auszuliefe­rn – muss Faury anknüpfen.

Nicht so rosig sieht es indes in der Militärspa­rte aus: Problemkin­d ist und bleibt der Militärtra­nsporter A400M. Entwicklun­g und Bau waren von Pannen begleitet, Airbus musste rund 8,5 Mrd. Euro abschreibe­n. Jetzt wird mit den sieben Bestellers­taaten über die Anpassung ihrer Verträge verhandelt. Sie haben eingewilli­gt, einen Teil der ausufernde­n Kosten zu tragen. Die endgültige Version wird für 2021 erwartet, elf Jahre verspätet.

Ungelöst ist indes noch die Frage des Eurofighte­r-Nachfolger­s. Deutschlan­d und Frankreich wollen einen Nachfolger des Kampfjets bauen, dessen Bestellung nicht nur in Österreich von Korruption­sskandalen begleitet ist. Gleichzeit­ig hat Großbritan­nien ein Konkurrenz­projekt von BAE Systems im Köcher. Enders hat an die europäisch­en Entscheide­r mehrfach appelliert, nicht denselben Fehler noch einmal zu begehen und in Europa drei verschiede­ne Militärjet­s zu bauen. (eid)

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[ AFP ]

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