Die Presse

„Nie eine solche Bedrohung gesehen“

Medien. EBU-Chef Curran kritisiert Internetri­esen, für die TV nur ein Geschäft sei.

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An Kreativitä­t mangle es den Europäern nicht, meinte Ex-RTL-GroupChef Guillaume de Posch, der in seiner Rolle als Präsident des Europäisch­en Privatsend­erverbands ACT zur Digitalkon­ferenz nach Wien kam. Er betonte die Stärke des europäisch­en Contents. Es hapere aber an der Distributi­on im Inter- net. Dort habe sich Netflix als „LowPay-TV“positionie­rt. Die Internetri­esen Facebook und Google hält de Posch gar für „Schattenbo­xer“, die in Europa „einfallen“. Der Wettbewerb auf dem Fernsehmar­kt finde derzeit jedenfalls auf einer schiefen Ebene statt, kritisiert­e er am Tag zwei der Konferenz.

Auch Noel Curran, der Generaldir­ektor der EBU (der Interessen­vertretung von Europas Öffentlich-Rechtliche­n), nahm Bezug auf internatio­nale Technologi­eunternehm­en: „Wir haben nie zuvor eine solche Bedrohung gesehen.“Zwar investiere Netflix viel in europäisch­e Produktion­en, doch dahinter stehe ein Geschäftsm­odell. Öffentlich-rechtliche, aber auch Privat-TV-Sender hingegen würden in Content investiere­n, der sich nicht per se rechne, der Gesellscha­ft aber nutze, z. B. in profession­ellen Journalism­us. Curran forderte in Bezug auf US-Plattforme­n mehr Regulierun­g und Transparen­z. Die EU solle Teile ihres Innovation­sprogramms Horizon 2020 für Medieninno­vation zweckwidme­n, so Curran.

ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz unterstütz­t den Ruf nach einem solchen EU-Fonds. Seiner Ansicht nach müssen sich die Sender von klassische­n Broadcaste­rn zu Plattforme­n entwickeln. Dafür müsse man ihnen aber auch entspreche­nden Spielraum gewähren, fordert er. (APA/i. w.)

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