Zahnarzt und Lebenskünstler
Wien. Zahnarzt Roberto Lhotka arbeitet beim Life Ball, ist begeisterter Gastgeber, liebt die Kunst – und hat jetzt die Zahnpasta als Lifestyleprodukt neu erfunden.
Es ist Montagvormittag, in den Nebenräumen liegen Patienten, und Roberto Lhotka kämpft in einem Pausenraum seiner Ordination mit dem Kaffee, den er angeboten hat. Das sei jetzt nicht gerade ein Nachweis seiner manuellen Geschicklichkeit, lacht er, während der Milchschaum außen an der Tasse hinunterrinnt.
Auch wenn man den Wiener Zahnarzt als Gast zwischen Leopold-Museum und Fashion-Week-Eröffnung kennt – selbst im Mittelpunkt zu stehen scheint für ihn ungewohnt. Anlass für den Zahnarztbesuch sind eine weiße Tube, zwei schwarze Glasfläschchen und ein Tiegelchen, die mit ihrer schlichten, aber durchdachten Aufmachung in jedes Designerbad passen und mit ihrem zarten Kräuterduft weniger an drohende Bohrer als an Wellnessurlaub erinnern: Mit Zahnpasta, Mundspülung, Zahnöl und Lippenbal-
wuchs in Villach auf, studierte in Graz und lebt seit den Neunzigerjahren in Wien. In seiner Ordination organisiert der Kunstfreund regelmäßig Ausstellungen, derzeit kuratiert von Muntean/Rosenblum. Seine Zahn-und-Mundpflegeserie auf Biobasis soll vor krank machenden Keime schützen, die Produkte kosten zwischen 17 und 37 Euro und sind u. a. in der St.-Charles-Apotheke, bei Nägele & Strubell und in der Ordination erhältlich. sam hat Lhotka soeben seine eigene Pflegeserie auf den Markt gebracht. Pfefferminze, Thymian, Zimt, Gewürznelke, Zitrone und Aloe Vera sind darin enthalten, in Summe ein „rundes Mundhygienesystem“, und das „auf Biobasis, nachhaltig in Österreich produziert, in einer hochqualitativen Verpackung“. Fünf Jahre habe die Entwicklung gedauert, die Zahl der Hindernisse in Form von Amtswegen entpuppte sich größer als gedacht, doch nun sind die Produkte etwa in der St.Charles-Apotheke erhältlich, auch Hotels wie der Taubenkobel oder das Gut Oggau hätten Interesse.
Aufgewachsen ist Roberto Lhotka – den Vornamen verdankt er seiner italienischen Mutter – in Villach. Medizin studierte er in Graz, wo er, nachdem er „auch andere Fachrichtungen touchiert hatte“, bei der Zahnmedizin landete. Auch rekonstruktive Chirurgie hätte ihn interessiert. Rückblickend sei er jedenfalls froh, dass er in keinem Krankenhaus gelandet sei. „Ich bin kein Freund hierarchischer Systeme.“
Auf dem Life Ball, mit dem man ihn gern assoziiert, war er zum ersten Mal 1996, es war der vierte, jener mit Paco Rabanne. Lhotka war eben aus Amerika zurückgekommen, „wo das Thema total akut war, die Leute reihenweise erkrankt sind“. Im nächsten Jahr war er bereits „Head of Backstage“; seither organisiert er hinter der Bühne die Fashion Show und hilft bei Kontakten zu Sponsoren. Er selbst feiert seit jeher gern, in der Zwischenzeit sei er allerdings „sehr häuslich“geworden, lade lieber zu sich ein. Wobei, eingeladen habe er immer schon gern. Schon in der Studentenzeit hätten sich Außenstehende manchmal gewundert, um welches Lokal es sich handle, wenn es hieß: „Wir gehen zu Roberto.“Und er war noch in der Schule, als seine Mutter einmal früher nach Hause kam – und auf eine mit hundert Teilnehmern gut besuchte Pyjamaparty stieß. „Sie hat sich dann“, erinnert sich Lhotka, „ein Nachthemd geholt.“
Gerade kommt er aus Venedig, wo Francesca Habsburg Freunde zu einem Informationswochenende rund um den Schutz der Ozeane eingeladen hat. Die Mäzenin hat er vor fast 20 Jahren in New York kennengelernt; auch er sammelt zeitgenössische Kunst, „aber nur von Künstlern, die ich persönlich gut kenne“. In seiner luftigen, von Querkraft gestalteten Ordination in der Köllnerhofgasse organisiert er regelmäßig Ausstellungen, präsentiert werden anerkannte Künstler und Studenten, als Kuratoren fungieren Profis wie Künstlerin Eva Schlegel oder, aktuell, Muntean/Rosenblum. Dabei würden sich dann auch Patienten wiedersehen. „Ich versuche, den Leuten beizubringen, dass sie keine Angst vorm Zahnarzt haben müssen.“Auch deshalb lässt er sich ungern als Promi-Zahnarzt bezeichnen. „Dann trauen sich die Leute nicht her, und dabei wollen wir ja Vertrauen vermitteln.“