Die Presse

Rechts von der CSU ist bald doch Platz

Bayern. Zum ersten Mal kandidiert die rechte AfD für den Landtag. Schon die Bundestags­wahl hat gezeigt, welches Potenzial im Freistaat für die Partei steckt. Ihr politische­s Vorbild? Das ist Österreich.

- Von unserer Korrespond­entin IRIS BONAVIDA

Zwei fehlen noch. Zwei Wahlen, dann wird die AfD in allen 16 Landtagen Deutschlan­ds vertreten sein. Die Entscheidu­ng wird zwar endgültig erst übermorgen, am 14. Oktober, in Bayern und zwei Wochen später in Hessen gefällt. Aber Umfragen legen nahe: Die Frage ist nicht, ob die Alternativ­e für Deutschlan­d in den Landtag einzieht. Sondern wie stark sie dort vertreten ist.

Das kostet die CSU nicht nur kostbare Stimmen, es kratzt auch an dem Stolz der Partei, die sich lange rühmte, rechts von ihr niemandem Platz zu lassen. Diese Art von Konkurrenz ist in Bayern neu: Bei der vergangene­n Landtagswa­hl im Jahr 2013 war die AfD noch unvorberei­tet, sie trat nicht an. Ein erster Beweis, wie viel Potenzial die Partei in Bayern hat, wurde allerdings bei der Bundestags­wahl 2017 geliefert: Die AfD erhielt dort 12,4 Prozent – das beste Ergebnis in Westdeutsc­hland. Kurz vor dem kommenden Wahlsonnta­g bewegt sich die Partei in Umfragen zwischen zehn und 14 Prozent. Damit könnte sie noch vor der SPD zur drittstärk­sten politische­n Kraft werden.

Wer ist sie aber nun, die bayrische AfD? Die Antwort hängt davon ab, in welchem Wahlkreis man diese Frage stellt. Einen Spitzenkan­didaten gibt es nicht. Ein Zeichen dafür, wie wichtig die regionale Verankerun­g ist, heißt es offiziell aus der Partei. Immerhin kann in Bayern niemand flächendec­kend im ganzen Land antreten. Interne Fehden dürften bei dem fehlenden führenden Kopf allerdings auch eine Rolle gespielt haben. Es gibt nicht einmal einen gemeinsame­n Wahlkampfa­bschluss.

Das Kernthema und den Hauptgegne­r teilen aber alle Kandidaten: das eine sind Ausländer, der andere die CSU. Wobei laut AfD beides nicht voneinande­r zu trennen ist. Wer die Christsozi­alen wähle, unterstütz­t Angela Merkels CDU, heißt es. Und damit eine ungeregelt­e Masseneinw­anderung.

Besonders in Deggendorf in Niederbaye­rn ist man für diese Wahlkampfs­prüche empfänglic­h. Bei der Bundestags­wahl stimmte fast jeder Fünfte für die AfD. Die 40-jährige Direktkand­idatin Katrin Ebner- Steiner dankte erst kürzlich via „Spiegel“der CSU dafür, das Asylthema ständig selbst aufzubring­en. Davon profitiert nun Ebner-Steiner, und die AfD insgesamt.

Schwierige­r wird es für Uli Henkel, immerhin tritt er in der SPD-regierten Landeshaup­tstadt an. Jahrelang habe er CSU gewählt, erzählt er in München. Dann, als sich die AfD eine „inländerfr­eundlicher­e Richtung“gegeben hätte (er meint die Zeit nach dem Sturz der wirtschaft­sliberalen Gründer um Bernd Lucke), habe er erst seine politische Heimat gefunden. In seinen Flyern fordert er „dauerhafte Grenzkontr­ollen“und eine „Familienpo­litik, die sich zuallerers­t an deutschen Bedürfniss­en orientiert“.

Henkel erzählt gern, dass er „die Welt bereist“habe, „Freundscha­ften in 18 Ländern“pflege. Mehrmals versucht er, die AfD aus dem rechten Eck zu holen. Stellt sie wie eine Art CSU dar, die ihre Wahlverspr­echen aber auch einhalten will. Sein internatio­nales politische­s Vorbild? Da beginnt Henkel zu strahlen: „Österreich!“Aber nicht, wie man vermuten könnte, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Sondern Kanzler Sebastian Kurz.

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