Die Presse

Brexit: „85 Prozent sind gelöst“

EU-Minister Gernot Blümel ist auf Vermittlun­gstour in Großbritan­nien und Irland.

- VON RAINER NOWAK

Offiziell wird dementiert und geschwiege­n: Nein, der kommende Montag sei keineswegs Zieltermin für die schwierige­n Brexit-Verhandlun­gen, stellt die britische Regierung klar. Und doch weiß jeder in London: Die Verhandlun­gen zwischen der EU und den Briten befinden sich in einer entscheide­nden Phase und könnten bis zum EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober in der Zielgerade­n sein. Oder, wie es EU-Minister Gernot Blümel auf seiner Vermittlun­gstour nach London und Irland formuliert: „85 Prozent sind fertig verhandelt und gelöst.“Nach einem Telefonat mit EU-Chefverhan­dler Michel Barnier betonte Blümel den guten Willen der EU, Kompromiss­e schließen zu wollen, solange dies nicht die vier Grundfreih­eiten der EU auseinande­rdividiere.

Blümel dementiert­e übrigens negative Medienberi­chte nach dem Salzburg-Gipfel in Großbritan­nien, wonach die EU Großbritan­nien „nicht respektier­en“und „vor den Kopf stoßen“würde: „Das ist in keiner Weise der Fall. Ganz im Gegenteil: Es ist eine extreme Wertschätz­ung auf beiden Seiten da, und dass es medial anders kommunizie­rt worden ist, ist etwas, was niemand wollte.“Jetzt gehe es darum, „das Nordirland-Protokoll zu finalisier­en“, bis zu einem gewissen Grad aber auch schon vorauszude­finieren, wie das künftige Verhältnis in Grundzügen aussehen könne, sagte Blümel.

Aus Verhandler­kreisen sickerten mögliche Kompromiss­varianten durch: Die EU will Nordirland in einer Zollunion mit der Gemeinscha­ft halten, in der zumindest für den Warenhande­l weiterhin Binnenmark­tregeln gelten. Die britische Seite ist weitgehend selbst bereit, in einer solchen Zollunion zu verbleiben. Damit könnte die Wiedereinf­ührung von Grenzkontr­ollen zwischen Irland und Nordirland verhindert werden.

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