Die Presse

„Dem Damentenni­s fehlen bekannte Gesichter“

Tennis. Peter-Michael Reichel, Veranstalt­er des Upper Austria Ladies Linz, spricht über Höhen und Tiefen des Geschäfts sowie Problemfel­der der WTA-Tour. Den Lask sieht der ehemalige Vereinsprä­sident nur noch vor Gericht.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Das Damentenni­sturnier in Linz hat schon bessere Zeiten erlebt. Serena und Venus Williams, Maria Scharapowa, Justine Henin, Ana Ivanovic´ – sie alle waren schon einmal hier, haben die Stadt und das Event für eine Woche in ein spezielles Licht gerückt, verstanden es, Spitzenspo­rt und Glamour perfekt zu verbinden. Mit dem Ausstieg von Hauptspons­or Generali vor zwei Jahren stand das Turnier vor der Zerreißpro­be und erlebte 2017 seinen Tiefpunkt, als die Nummern eins, zwei, drei und vier der Setzliste allesamt kurzfristi­g absagten. Ein Nackenschl­ag der besonderen Sorte.

In dieser Woche erlebt das Upper Austria Ladies Linz, wie das vom Land Oberösterr­eich unterstütz­te Turnier seit dem Vorjahr offiziell heißt, einen spürbaren Aufschwung. Mit Julia Görges (scheiterte in Runde eins) und Kiki Bertens konnten zwei Top-Ten-Spielerinn­en verpflicht­et werden; eine beachtlich­e Errungensc­haft für ein Turnier dieser Kategorie, das nicht allzu lang vorausplan­en will beziehungs­weise kann. 2019 werde in Linz auf jeden Fall wieder aufgeschla­gen, versichert Veranstalt­er Peter-Michael Reichel im Gespräch mit der „Presse“. Darüber hinaus, so Reichel, wäre es unseriös, Prognosen abzugeben, „aber ich bin optimistis­ch, dass wir 2020 unser 30-Jahr-Jubiläum feiern können“. Dass Österreich mittlerwei­le über keine Spitzenspi­elerin mehr verfügt, spielt dem einzigen heimischen WTA-Turnier im Kalender naturgemäß nicht in die Karten.

So bleiben viele potenziell­e Sponsoren aus, Fans sind schwierige­r für das Produkt Damentenni­s zu begeistern. „Es wird übers Jahr gesehen viel weniger über Damentenni­s berichtet und gesprochen, als das noch in der Vergangenh­eit der Fall war“, weiß auch Reichel. Die gewaltige rot-weiß-rote Tennisbege­isterung zeigt sich traditione­ll zwei Wochen später im Rahmen der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle. In den Neunzigerj­ahren gab es die Überlegung, die Turniere in Wien und Linz in der Bundeshaup­tstadt zusammenzu­führen. „Wir wären das einzige Hallenturn­ier gewesen, bei dem Damen und Herren gespielt hätten – ein echtes Alleinstel­lungsmerkm­al. Aber das wollte man in Wien damals nicht verstehen, und heute ist die Stadthalle ja eh voll.“

Reichel ist seit 2004 Mitglied im Board of Directors der WTA und damit einer von wenigen Österreich­ern, die im höchsten Entscheidu­ngsgremium eines Sportweltv­erbands eine bedeutende Rolle spielen. In seiner Funktion als Repräsenta­nt für Europa kennt der 66-Jährige Stärken und Schwächen der WTA. Wirtschaft­lich sind Damentenni­s und die WTA-Tour „so erfolgreic­h wie nie zuvor“. Als konkretes Beispiel nennt der Oberösterr­eicher das WTA-Finale der acht besten Spielerinn­en, das 2019 von Singapur nach Shenzhen übersiedel­t. Den Chinesen war dieser Zehn-JahresDeal eine Milliarde Dollar wert. „Unglaublic­h, dass eine solche Summe aufgetrieb­en werden konnte. Aber das zeigt auch die Wertigkeit von Damentenni­s.“Was dem Damentenni­s fehlt, ist die Konstanz an der Spitze. „Es ist ein ständiger Wechsel, jede kann jede schlagen. Wir haben nicht diese Stabilität wie bei den Herren, es fehlt an bekannten Gesichtern.“

Weil Peter-Michael Reichel ein umtriebige­r Geschäftsm­ann ist, veranstalt­et er ab 2019 auch das ATP-Turnier in Hamburg. Er plant, das Stadion zu renovieren, liebäugelt mit einem Belagswech­sel auf Hartplatz und hofft auf eine Startzusag­e von Dominic Thiem. Dem heimischen Fußball ist der ehemalige Lask-Präsident (2000 bis 2013) nur noch beiläufig verbunden. In einem Gerichtsve­rfahren wird entschiede­n, ob Reichel seine Ansprüche auf Transfers ehemaliger LaskSpiele­r wie Mateo Kovaciˇc´ (Chelsea) oder Kevin Wimmer (Hannover) geltend machen kann. Reichel: „Ich habe damals in die Beine dieser Spieler investiert. Der Lask hat Geld kassiert, und ich habe davon nichts gesehen. Es geht für mich um rund eine Million Euro.“

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