Eine Geigerin, die die Welt tönen lässt
Hilary Hahn mit Bach, das Quatuor Eb`´ene mit Brahms.
Eine Geigerin allein auf dem Podium, eine Welt beginnt zu tönen. Was salbungsvoll klingt, ist lediglich der Versuch, die Wirkung zu beschreiben, die das makellose Spiel Hilary Hahns aufs Publikum ausübt. Der erste Abend ihrer auf zwei Abende verteilten Gesamtpräsentation des Violinsolowerks von Bach im Mozartsaal führte von der g-Moll-Sonate zur berühmten Chaconne.
Wobei die Fuge in der Sonate in ihrer angesichts der einsamen Spielerin paradoxen Vielstimmigkeit von nicht minder gewaltiger Wirkung sein kann, wie Hahn bewies: Sie versteht es, Verflechtungen dieser Musik durch farbliche Schattierung in ihrer kontrapunktischen Mehrdimensionalität zu beleuchten. Überdies gelingt es ihr, in den Partitensätzen dank locker artikulierter, pointierter Rhythmik den tänzerischen Charakter der Musik zu verdeutlichen – mehr als einmal gab es für besonders agile Virtuosenakte zwischendrin Sonderapplaus; und doch fügen sich die Werke dank konzentrierter Linienführung über die Sätze hin zum Ganzen. Singulär!
Tags darauf im Brahmssaal das E´be`ne-Quartett mit Marie Chilemme als Neuzugang an der Bratsche: Beethoven und Brahms in Konfrontation. Die stürmisch-vorwärtsdrängende Gangart der E´be`nes ist notorisch; ihr unverändertes Balancegefühl besticht wie eh und je.
Allein, wenn bei einem Werk wie Beethovens frühem A-Dur-Quartett vier Stimmen mit Gusto duftigste Kapriolen zaubern, wundert man sich sogar in Wien, dass man Schlagobers mit Schlagobers servieren kann und nicht als Zuwaag’ zu Substanziellerem. Auch in diesem durchwegs scheinbar so licht-freundlichen Werk ließen sich hinter-, ja abgründige Töne ausmachen zwecks dramaturgischer Anreicherung.
Erst recht ließen sich in Brahms’ c-Moll-Quartett Formzusammenhänge aufdecken. Diesmal klang es doch eher nach einem Potpourri (freilich aufregend aufgezwirbelter) Erregungszustände.