Die Presse

Von der Zeitvorste­llung

- Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

E s ist einige Tage her, am Montag war’s, in einem Supermarkt mit dem gelb-roten Logo im Bezirk Mödling. Draußen ein milder Herbsttag, Laubgeruch, und was stand da links neben den Kassen, rot glitzernd? Eine Armee von Schokokram­pussen und Kohorten von Nikoläusen. An einem 8. Oktober – zweieinhal­b Monate vor Weihnachte­n und gut zwei Monate vor dem Nikolofest.

Oh holy Christkind! Noch vor nicht langer Zeit glühte die Welt bei 30 Grad aufwärts, wochen-, ja monatelang, auch die vergangene­n Wochen war’s meist mild bis warm untertags. Der Sommer hat kalendaris­ch vor kaum drei Wochen geendet, noch sind Geruchsres­te von Sonnenmilc­h, Schwimmbad­wasser und schwülvers­chwitzter U- und S-Bahnluft in der Nase, gerade haben Kürbis und junger Wein Saison und die Bäume begonnen, sich zu verfärben. Und da knallt einem der Handel Symbole der (Vor-)Weihnachts­zeit vor die Nase. Man hat das Gefühl, die Leute jammern nicht über die Zeitverfli­eggeschwin­digkeit, sondern möchten sie subjektiv sogar noch steigern und die Zukunft an den Haaren in die Gegenwart reißen. So wird’s im Oktober Dezember und im Dezember Frühling.

Man sollte sich nicht sorgen wegen der Sommerzeit­sache mit dem Verstellen der Uhr um eine läppische Stunde, sondern vor jenen, die irgendwie das Datum um Monate vorstellen möchten. (wg)

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