Die Presse

Trump: Notenbank ist „verrückt“

Es ist keine gute Idee, die Notenbank zu attackiere­n.

- VON NIKOLAUS JILCH nikolaus.jilch@diepresse.com

Präsident Donald Trump hat die Notenbank Fed für irre erklärt und damit Widerspruc­h von Vertretern der internatio­nalen Finanzelit­e geerntet: „Ich denke, die Fed ist verrückt geworden“, sagte Trump vor einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Pennsylvan­ia. Sie mache einen Fehler, da sie die Zinsen so stark erhöhe. Die jüngste Talfahrt an den Börsen sei eine „Kurskorrek­tur“, die seit Langem erwartet worden sei: „Aber ich bin wirklich nicht damit einverstan­den, was die Fed da macht.“

IWF-Chefin Christine Lagarde stellte sich am Donnerstag hinter Notenbankc­hef Jerome Powell: „Er wirkt ebenso wie die Direktoren äußerst seriös, zuverlässi­g und durchaus gewillt, Entscheidu­ngen auf Basis von Fakten zu treffen“, sagte die Französin. Auch der Chef der Bank von England, Mark Carney, kann die Kritik Trumps nicht nachvollzi­ehen.

F rüher haben die Notenbanke­r in geheimen Absprachen hinter Polstertür­en über das Schicksal der Welt entschiede­n. Damit ist es vorbei. Die diskreten Damen und Herren geraten zu Recht immer stärker in den Fokus der Öffentlich­keit. Sie müssen sich rechtferti­gen, die Transparen­z erhöhen und vor allem: Sie müssen liefern. Stabile Preise.

Das ist eigentlich ihre einzige Aufgabe. In Europa hat man das kapiert und eine Notenbank geschaffen, die nur ein Ziel hat: Preisstabi­lität. Die nationalen Politiker haben da nicht mehr viel zu sagen, selbst wenn sie aus Frankreich oder Deutschlan­d stammen.

Aber anderswo ist man noch nicht so weit. In Amerika oder der Türkei zum Beispiel. Da legen sich die Präsidente­n, Trump und Erdogan,˘ immer wieder mit der Notenbank an. Beide wollen billiges Geld sehen. E rdogan˘ hat inzwischen jede Bodenhaftu­ng verloren und will jetzt die Konsequenz­en dieses billigen Geldes, die Preissteig­erungen nämlich, einfach verbieten lassen. Ein klassische­r Schachzug eines Politikers, der in Wirtschaft­sdingen nicht einmal Hausversta­nd mitbringt. Und Trump? Er erklärt die Federal Reserve einfach für verrückt.

Das ist ein Spiel mit dem Feuer. In Washington und am Bosporus. Beide Politiker sollten die Finger von der Notenbank lassen. Aber das wird nicht geschehen. Wie das Inflations­verbot zeigt, hat Erdogan˘ jede Vernunft aufgegeben und ist nur noch auf Machterhal­t aus. Das wird übel enden.

Bei Trump ist die Lage schwierige­r. Er weiß, dass der Dollar durch seine Aktionen geschwächt wird. Vielleicht will er genau das erreichen. Kurzfristi­g kann das helfen. Langfristi­g nur schaden. Ein Dollar, dessen Kurs vom Präsidente­n via Twitter gesteuert wird, taugt nicht als Weltwährun­g. Die Europäer wird es freuen. Sie können jetzt beweisen, dass der Euro als Alternativ­e zum Dollar eine Zukunft hat.

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