Trump: Notenbank ist „verrückt“
Es ist keine gute Idee, die Notenbank zu attackieren.
Präsident Donald Trump hat die Notenbank Fed für irre erklärt und damit Widerspruch von Vertretern der internationalen Finanzelite geerntet: „Ich denke, die Fed ist verrückt geworden“, sagte Trump vor einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. Sie mache einen Fehler, da sie die Zinsen so stark erhöhe. Die jüngste Talfahrt an den Börsen sei eine „Kurskorrektur“, die seit Langem erwartet worden sei: „Aber ich bin wirklich nicht damit einverstanden, was die Fed da macht.“
IWF-Chefin Christine Lagarde stellte sich am Donnerstag hinter Notenbankchef Jerome Powell: „Er wirkt ebenso wie die Direktoren äußerst seriös, zuverlässig und durchaus gewillt, Entscheidungen auf Basis von Fakten zu treffen“, sagte die Französin. Auch der Chef der Bank von England, Mark Carney, kann die Kritik Trumps nicht nachvollziehen.
F rüher haben die Notenbanker in geheimen Absprachen hinter Polstertüren über das Schicksal der Welt entschieden. Damit ist es vorbei. Die diskreten Damen und Herren geraten zu Recht immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie müssen sich rechtfertigen, die Transparenz erhöhen und vor allem: Sie müssen liefern. Stabile Preise.
Das ist eigentlich ihre einzige Aufgabe. In Europa hat man das kapiert und eine Notenbank geschaffen, die nur ein Ziel hat: Preisstabilität. Die nationalen Politiker haben da nicht mehr viel zu sagen, selbst wenn sie aus Frankreich oder Deutschland stammen.
Aber anderswo ist man noch nicht so weit. In Amerika oder der Türkei zum Beispiel. Da legen sich die Präsidenten, Trump und Erdogan,˘ immer wieder mit der Notenbank an. Beide wollen billiges Geld sehen. E rdogan˘ hat inzwischen jede Bodenhaftung verloren und will jetzt die Konsequenzen dieses billigen Geldes, die Preissteigerungen nämlich, einfach verbieten lassen. Ein klassischer Schachzug eines Politikers, der in Wirtschaftsdingen nicht einmal Hausverstand mitbringt. Und Trump? Er erklärt die Federal Reserve einfach für verrückt.
Das ist ein Spiel mit dem Feuer. In Washington und am Bosporus. Beide Politiker sollten die Finger von der Notenbank lassen. Aber das wird nicht geschehen. Wie das Inflationsverbot zeigt, hat Erdogan˘ jede Vernunft aufgegeben und ist nur noch auf Machterhalt aus. Das wird übel enden.
Bei Trump ist die Lage schwieriger. Er weiß, dass der Dollar durch seine Aktionen geschwächt wird. Vielleicht will er genau das erreichen. Kurzfristig kann das helfen. Langfristig nur schaden. Ein Dollar, dessen Kurs vom Präsidenten via Twitter gesteuert wird, taugt nicht als Weltwährung. Die Europäer wird es freuen. Sie können jetzt beweisen, dass der Euro als Alternative zum Dollar eine Zukunft hat.