Die Presse

Die neue Erzfeindin von Elon Musk und Tesla

Aktien. Die prominente Skeptikeri­n Fahmi Quadir hat eine Wette gegen die Elektroaut­ofirma Tesla abgeschlos­sen. Sie ist nicht die Einzige. Immer mehr Spekulante­n legen sich mit Elon Musk an und hinterfrag­en seine Verspreche­n.

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Sie ist erst 28 Jahre alt – aber genießt schon Prominenz an der Wall Street. Fahmi Quadir gehört zu den sogenannte­n Short-Sellern, die ihr Geld verdienen, indem sie auf fallende Kurse wetten. Jetzt hat die Fondsmanag­erin ein neues Ziel ins Auge gefasst: Tesla. „Es ist mehr und mehr offensicht­lich, dass Tesla Probleme dabei hat, seine Rechnungen zu bezahlen.“Der von ihr gegründete Fonds Safkhet Capital spezialisi­ert sich auf genau solche Fälle: Unternehme­n, deren Bilanzen verwundbar scheinen und deren Aktienkurs stark überbewert­et sein könnte. Eine direkte Reaktion von Tesla-Gründer Elon Musk gab es bei Bekanntwer­den der Short-Position zwar nicht. Aber es ist hinlänglic­h bekannt, was Musk von Spekulante­n wie Quadir hält: absolut gar nichts. Seine Tiraden gegen Short-Seller sind bereits legendär. Tesla gehört dennoch zu den Aktien, gegen die am öftesten gewettet wird. Was sich hier anbahnt, ist eine PRSchlacht höchster Güte.

Denn Short-Seller wie Quadir gehen nicht einfach eine Wette ein und warten dann auf den Untergang der Firma, die sie im Auge haben. Sie gehen an die Öffentlich­keit. Sie machen Stimmung und publiziere­n Analysen, die ihre eigene Position untermauer­n. Es ist kein leichtes Geschäft. Manchmal sehen sie jahrelang wie ein missgünsti­ger Raffzahn aus, der anderen ihren Erfolg nicht gönnt.

Milliardär Bill Ackman etwa führte jahrelang einen Feldzug gegen Herbalife. Er bezeichnet­e die Firma als ein „gut geführtes Pyramidens­piel“und wettete Millionen darauf, dass der Kurs auf null gehen würde. Seine Analysen präsentier­te er vor Hunderten Leuten, die er überzeugen wollte. Aber Anfang 2018 musste er seinen Short schließen und einen gewaltigen Verlust einstecken, nachdem die Herbalife-Aktie, statt zu fallen, nur gestiegen war. Zudem mischte sich Ackmans Intimfeind Carl Icahn in die Sache ein, nannte Ackman einen „Lügner“und unterstütz­te Herbalife, wo er konnte.

Und auch mit Fahmi Quadir ist Ackman schon aneinander­geraten. Im Sommer 2015 wettete Quadir gemeinsam mit anderen Short-Sellern gegen die US-Pharmafirm­a Valeant. Deren rasantes Wachstum in den Jahren davor würde nur auf Zukäufen beruhen, die Bücher würden den hohen Kurs keineswegs rechtferti­gen, argumentie­rte sie da- mals. Ackman hielt dagegen und unterstütz­te Valeant mit einer Long-Position. Im Juni 2015 öffnete Quadir ihre Short-Position. Im August erreichte der Valeant-Kurs sein Allzeithoc­h.

Dann kam der Fall um mehr als 90 Prozent. Inzwischen wurde die Firma in Bausch Health Companies umbenannt. Und Ackman? Er schloss seine Long-Position vor etwas mehr als einem Jahr – und realisiert­e damit einen Verlust von rund vier Milliarden Dollar. Wer mehr über diese dramatisch­e Spekulatio­nsgeschich­te wissen will: Die Netflix-Dokureihe „Dirty Money“hat dem Thema eine ganze Episode gewidmet. Ein weiterer Short-Seller, der damals mit Quadir zusammenar­beitete, ist Andrew Left von Citron Research. Auch er wettet jetzt gegen Tesla und hat die Firma und ihren Gründer, Elon Musk, zuletzt sogar verklagt.

Fahmi Quadir hat zwar angegeben, nur eine relativ kleine Short-Wette gegen Tesla eingegange­n zu sein. Aber andere gehen schon viel weiter. Der Milliardär David Einhorn hat die Elektroaut­o-Firma kürzlich sogar mit der untergegan­genen Investment­bank Lehman Brothers verglichen. Wie aktuell Tesla hätte die Lehman-Führung in den Monaten vor dem Kollaps Drohungen gegen Short-Seller ausgesproc­hen und sich geweigert, frisches Geld aufzustell­en. Auch habe man bei Lehman genau wie bei Tesla überlegt, das Unternehme­n von der Börse zu nehmen, so Einhorn. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass Tesla-Gründer Elon Musk gefeuert werden wolle und sich deswegen irritieren­d verhalte. Musk war zuletzt durch Schimpftir­aden auf Twitter und öffentlich­en Drogenkons­um aufgefalle­n.

„Selbst zu kündigen ist keine Option für Musk, weil er dann nicht behaupten könnte, dass er am Ende alle Probleme gelöst hätte“, so Einhorn. Er sieht Teslas größtes Problem bei den Produktion­skosten des neuesten Fahrzeugs, Model 3. Das wurde von Musk ursprüngli­ch als Elektro-SUV mit einem Preis ab 35.000 Dollar vermarktet. Inzwischen seien aber die Kosten und die Preise gestiegen. Musk hingegen behauptete in einem E-Mail an die Mitarbeite­r, dass man „sehr nah an der Profitabil­ität dran sei und die Kritiker bald Lügen strafen“werde.

Fahmi Quadir, die ihre Wette gegen Tesla im Juli eröffnet hat, glaubt ihm das freilich nicht. Die Firma brauche dringend Geld und wisse nicht, woher sie es nehmen soll, so die Spekulanti­n. „Ich habe sehr viel Ähnliches bei Valeant gesehen“, sagte sie kürzlich. Sollte sie wieder recht behalten, haben Tesla-Anleger ein Problem.

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VON NIKOLAUS JILCH

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