Die Presse

Staatsverw­eigerer wegen Hochverrat­s vor Gericht

Prozess. 14 sogenannte Staatsverw­eigerer – Personen, die sich über praktisch alle bestehende­n Rechtsvors­chriften hinwegsetz­en wollen – müssen sich seit Montag verantwort­en. Der Prozessauf­takt in Graz verlief turbulent.

- (m. s./APA)

In kurzer Hose, beide Hände zum Victory-Zeichen erhoben, dabei grinsend – so präsentier­te sich einer der 14 Angeklagte­n am Montag beim Auftakt des großen Staatsverw­eigerer-Prozesses in Graz. Andere Angeklagte wiederum versteckte­n ihre Gesichter hinter Mappen.

Die selbst ernannte „Präsidenti­n“des „Staatenbun­des Österreich­s“(es gibt außer diesem „Bund“etliche ähnliche Gruppierun­gen) kam im rosaroten Pullover und trug ebenfalls demonstrat­ives Lächeln zur Schau. Die Behörden nehmen diese in den vergangene­n Jahren auch in Österreich aufgekomme­nen Strömungen (angefangen hat es in den USA) durchaus ernst – bei den Mitläufern handelt es sich um Personen, die den (diesfalls österreich­ischen) Staat durch ein selbst gebastelte­s pseudostaa­tliches Gefüge ersetzen wollen.

Auch der Gesetzgebe­r rüstete zuletzt auf. Er setzte per 1. September des Vorjahres den eigens zur Bekämpfung von Staatsverw­eigerern entwickelt­en Zusatztatb­estand „Staatsfein­dliche Bewegung“in Kraft. Das nun begonnene Verfahren – die Ermittlung­en reichen bis in den Oktober 2015 zurück – kommt aber mit dem älteren Bestand an Strafgeset­zen aus.

Zur Anklage gebracht wurden die Delikte staatsfein­dliche Verbindung­en, versuchte Anstiftung zum Hochverrat und zum Missbrauch der Amtsgewalt, versuchte Nötigung einer Regierung, teils schwerer, teils gewerbsmäß­iger Betrug. Letzteres deshalb, weil die Staatsverw­eigerer laut Anklage selbst verfasste „Dokumente“an Sympathisa­nten verkauften. Und diesen vorgaukelt­en, sie müssten keine Steuern mehr zahlen.

„Hasspredig­erin“

Der Staatsanwa­lt (die Justiz ersucht, seinen Namen nicht zu nennen) verglich nun die Staatsverw­eigerer gar mit der Terrororga­nisation Islamische­r Staat, die eingangs erwähnte Hauptangek­lagte, die „Präsidenti­n“, bezeichnet­e er als „eine der führenden Hasspredig­erinnen Österreich­s“. Der „Staatenbun­d“hätte bereits „2700 Menschen in Österreich hinter sich geschart“. Grotesk sind jedenfalls die Mittel der Staatsverw­eigerer: In dieser Szene bewegt man sich nicht im Untergrund; im Gegenteil – immer wieder werden staatliche Organe aufgeforde­rt, die Umsturzplä­ne des „Bundes“zu vollziehen.

Im gegenständ­lichen Fall waren die Angeklagte­n – einige von ihnen wurden wegen Zwischenru­fen immer wieder vorübergeh­end des Saales verwiesen – an das Bundesheer herangetre­ten. Sie übergaben selbst geschriebe­ne „Haftbefehl­e“und verlangten unter anderem die Inhaftieru­ng des Bundespräs­identen. „Und das war kein Faschingss­cherz von denen“, so der Staatsanwa­lt.

Vorerst sind 24 Verhandlun­gstage anberaumt. Urteile könnten im Dezember fallen.

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