Die Presse

28 Einschätzu­ngen zur Zukunft der Europäisch­en Union

Das Buch „The Future of Europe“versucht, den Reformbeda­rf der EU aus dem Blickwinke­l der 28 Mitgliedst­aaten aufzuberei­ten.

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Die Spannungen zwischen den EUMitglied­staaten sind nicht eben weniger, sondern mehr geworden. Die Positionen sind kaum noch auf einen Nenner zu bringen, auch weil nationale Interessen stärker denn je über gemeinsame europäisch­e Interessen gestellt werden. Umso interessan­ter ist ein Buch, das versucht, 28 Positionen zur Gemeinscha­ft aus den EU-Hauptstädt­en abzulichte­n. „The Future of Europe – Views from the Capitals“, lässt Autoren aus allen Mitgliedst­aaten, vornehmlic­h Wissenscha­ftler, zu Wort kommen, um ihre Sicht auf die EU und dessen Reformbeda­rf darzustell­en.

Das Buch erzählt von Kroatien, das seine wirtschaft­lichen Probleme trotz EU-Beitritts nicht gelöst hat, das aber einen integratio­nsfreundli­cheren Weg als die Visegrad-´Länder einschlägt. Oder von Griechenla­nd, das ein Europa nach deutschem Modell fürchtet. Es wird aber auch die Lage in Ungarn erklärt, das neben Polen ein Vorreiter war, westliche Werte wie Liberalitä­t durchzuset­zen, bevor eine Regierung das Land gänzlich umorientie­rt hat.

Die Beiträge sind von unterschie­dlicher Qualität, lassen aber erkennen, wie vielschich­tig die Vorstellun­gen zur Zukunft der EU sind. Wer etwa weiß von Portugal, das sich zur Währungsun­ion nach wie vor Sorgen macht und auf eine bessere Abfederung von künftigen Krisen drängt? Wer weiß von den Niederland­en, in denen die Angst vor einer Zentralisi­erung der Union vorherrsch­t? „The Future of Europe“könnte dazu beitragen, dass ein gegenseiti­ges Verständni­s gefördert wird. Das Buch wurde von Michael Kaeding von der Universitä­t Duisburg-Essen, Johannes Pollak von der Webster Private University in Wien und Paul Schmidt, dem Generalsek­retär der Gesellscha­ft für Europapoli­tik, herausgege­ben. Schmidt hat auch den Beitrag aus Sicht Österreich­s verfasst, der sich mit Vorbehalte­n bei Handelsabk­ommen genauso auseinande­rsetzt wie mit gewachsene­n sozialen Interessen und der Angst vor Atomkraft. (wb)

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