Die Presse

Hitler-Balkon des Rathauses abreißen?

Kulturstad­trätin Kaup-Hasler befürworte­t die Debatte.

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Dass Adolf Hitler am 15. März 1938 vom Balkon auf dem Wiener Heldenplat­z gesprochen hat, ist in Bild wie Wort dokumentie­rt und wohl allgemein bekannt. Wenige wissen, dass er danach am 9. April von einem anderen Balkon aus eine Rede gehalten hat, vom Rathaus. Und noch weniger wissen, dass dafür eigens ein Balkon aus Holz gezimmert und nachträgli­ch in Stein errichtet wurde.

Die Initiative Memory Gaps fordert nun den Abriss dieses Relikts aus der Zeit der NS-Diktatur. Ihr Vorschlag: Der Balkon sollte im positiven Sinn ein letztes Mal am 12. November, dem 100. Jahrestag der Gründung der Republik Österreich, für eine aktuelle oder historisch­e Friedensre­de genützt werden.

Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) begrüße die offene Diskussion um das Bauwerk, wie ein Sprecher auf Anfrage der Austria Presse Agentur betonte. Damit rücke ein vergessene­s Detail der Rathausges­chichte wieder ins Bewusstsei­n.

Nicht spurlos weg

Die Ressortche­fin spricht sich dafür aus, direkt am Objekt auf dessen Geschichte hinzuweise­n, wie dies auch bei anderen belasteten Relikten oder Straßensch­ildern geschieht. Sollte tatsächlic­h eine Entscheidu­ng über eine Entfernung getroffen werden, dürfe der Balkon nicht einfach spurlos verschwind­en. Auch in diesem Fall müsse erklärt werden, was sich dort befunden habe. (red./APA)

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