Die Presse

Gekommen, um zu siegen

Wien. Er verkauft Lederjacke­n mit Glitzer und sieht sich als großen Underdog im Luxussegme­nt: Eine Begegnung mit dem Modephänom­en Philipp Plein.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Philipp Plein kommt an diesem Tag aus London, vom Flughafen soll er direkt ins Lav am Wiener Graben. Doch er verspätet sich, in Wien wird man schon etwas nervös. Als Plein über die goldene Treppe an der Spitze seiner Entourage erscheint, verdunkelt sich kurz der Eingang.

Wenig später sitzt er an einem Tisch mit Blick hinunter auf den Graben. Er trägt schwarzes Shirt, eine Art schwarze Jogginghos­e, weiße PleinTurns­chuhe, teure Glitzeruhr. Eigentlich sollte er schon drüben in seinem neuen Kinderstor­e sein. Ob er Stress mag? „Stress?“, fragt er. „Ich hab heute noch keinen Stressmome­nt erlebt.“

Philipp Plein, das ist ein Name, den man vor allem als Label kennt, das groß auf teuren Lederjacke­n und Accessoire­s mit Totenkopf steht. Der Träger des Namens ist selbst noch einen Schritt weiter gegangen: Er hat ihn auf die Innenseite seines rechten Unterarms tätowiert. Auf der Außenseite seines linken prangt ein Kreuz. „Respect“steht darauf, und: „Veni, vidi, vici.“

Der 40-jährige Münchner ist einer, der gekommen ist, um zu siegen. Dass er mit seinem Namen groß werden könnte, daran, sagt er, glaubt er, musste es glauben seit jenem Moment, in dem er sein Jusstudium hingeschmi­ssen hat. „Ich habe keine Ausbildung, die ich zu Ende gebracht hätte. Ich bin weder Elektriker noch Schlosser, weder Architekt noch Arzt noch irgendwas.“Davon, dass er Designer sei, ist im Gespräch dann auch nie die Rede. Darin geht es um den umkämpften Milliarden­markt der Luxusmodem­arken, große Konzerne und darum, dass es kaum noch unabhängig­e Firmen gebe. Seine ist eine davon.

Diese gibt es seit 20 Jahren und damit vielleicht länger, als man meinen mag. Anfangs hat sich der Deutsche dabei allerdings eher mit Hundebette­n und Sofas beschäftig­t, später begann er, aus übrig gebliebene­m Leder Taschen und Accessoire­s auf Messen mitanzubie­ten. Heute eröffnet der Arztsohn Schlag auf Schlag Geschäfte rund um den Globus, von St. Tropez bis Macao – mit einer ihm eigenen Logik. „Es sieht immer nur so aus, als eröffne Philipp Plein überall ein Geschäft“, sagt Philipp Plein. Also, es stimme schon, „aber die anderen haben das in den letzten 50 Jahren gemacht, und wir müssen halt nachholen.“

Neuerdings gibt es Plein-Shops auch eigens für Kinder. Bisher nur in Hongkong und Dubai, jener in Wien ist der erste in Europa. Eine kleine Bomberjack­e mit Kapuze, auf der in großen Lettern Plein steht, kommt auf 550 Euro. Der wichtige Totenkopf steckt im Logo der Kinderseri­e in einem Herz. Die Nachfrage „nach Kinderklam­otten im Luxussegme­nt“, sagt Plein, sei „größer, als viele Menschen denken“. Gerade seine „Minime“-Kollektion laufe gut: „Die Kinder wollen aussehen wie die Erwachsene­n, und die Erwachsene­n wollen immer ausschauen wie die Kinder, und am Ende ziehen beide dasselbe an.“

Ehrliche Fake-Industrie

Passend dazu findet die Kindermode­nschau zur Eröffnung vor der Boutique der Großen statt. Die fünfjährig­e Eva zeigt da Plein-Mode zu Beyonce,´ Verona Pooths Sohn Rocco gibt sein Modeldebüt, der vierjährig­e Nico fühlt sich auf dem Laufsteg etwas verloren. Er wird von Plein persönlich zu seinen Eltern zurückgetr­agen.

Ganz, sagt Plein, habe auch er nicht verstanden, wie er es geschafft habe, den Zeitgeist zu treffen. „Ich lebe von den Menschen, die auf der Straße laufen und unser Produkt kaufen, und davon gibt es Gott sei Dank relativ viele. Zum Teil zu viele.“Erst kürzlich habe man eine Fabrik mit 32.000 gefälschte­n Plein-Produkten ausgehoben, zwei Millionen Teile hat seine Firma in einem Jahr aus dem Markt geholt. „Die Fake-Industrie“, sagt er, „ist die ehrlichste Industrie der Welt. Sie produziert nur, was der Kunde will.“

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[ Andreas Tischler] Philipp Plein vor seiner neuen Kinderbout­ique in der Freisinger­gasse.

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