Die Presse

Shoah-Opfer: Gedenkort neben der Nationalba­nk

Gedenkstät­te. Nach langem Hin und Her soll nun der Ostarrichi­park im neunten Bezirk das Denkmal beherberge­n. Im nächsten Schritt geht es um die Finanzieru­ng. Und hier macht die Regierung Druck auf die Stadt Wien.

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Wien. Nach langem Hin und Her soll nun der Ostarrichi­park das Denkmal beherberge­n. Es soll die Namen der rund 66.000 ermordeten österreich­ischen Juden tragen. Die Finanzieru­ng steht aber noch nicht. Die Regierung hat der Namensmaue­r-Initiative zugesagt, sich finanziell zu beteiligen – drängt jetzt aber auch auf einen Beitrag von der Stadt Wien.

Die Suche nach dem passenden Standort für eine neue ShoahGeden­kstätte in Wien scheint nach längerem Hin und Her zu Ende zu sein: Da zuvor der Schmerling­platz von der Stadt abgelehnt worden ist und sich die Initiatore­n gegen den Heldenplat­z gewehrt haben, soll nun der Ostarrichi­park zwischen der Nationalba­nk und dem Alten AKH das Denkmal beherberge­n.

Konkret geht es um eine Namensmaue­r für die rund 66.000 ermordeten österreich­ischen Juden, wie es sie etwa in Paris und Brüssel bereits gibt. Dafür setzt sich der Holocaust-Überlebend­e Kurt Yakov Tutter, der vor den Nazis von Wien nach Kanada geflohen ist, während seine Eltern deportiert und ermordet wurden, bereits seit rund 20 Jahren ein. Mit dem Gedenkjahr 2018 kam wieder Schwung in das Vorhaben. Im März beschloss die Bundesregi­erung, die Initiative um Tutter zu unterstütz­en. Der neue Erinnerung­sort solle demnach „an einem zentralen Platz in der Wiener Innenstadt“errichtet werden.

Mit dem Ostarrichi­park vor der Nationalba­nk im neunten Wiener Bezirk sind laut ORF sowohl die Initiatore­n der Namensmaue­r als auch die Stadt Wien einverstan­den. „Wir finden ihn gut“, hieß es gestern, Donnerstag, aus dem Büro von Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Eines könnte noch heikel sein: Der Park ist laut Rathaus nur rund zur Hälfte im Besitz der Stadt. Der Teil, der direkt der Nationalba­nk vorgela- gert ist, wird von der Institutio­n selbst verwaltet. Wo genau in dem Park die Namensmaue­r hinkommen soll, ist laut der Kulturstad­trätin aber ohnedies noch nicht fix. Das Bundeskanz­leramt hat gegen den Standort neben der Nationalba­nk nichts einzuwende­n, wenn der Verein Gedenkstät­te Namensmaue­r damit einverstan­den ist.

Die Finanzieru­ng des Erinnerung­sorts – Berichten zufolge rund vier bis fünf Millionen Euro – steht jedoch noch nicht. Ein Teil soll laut der Initiative durch Spenden oder die Bundesländ­er abgedeckt werden; zuletzt veranstalt­ete die Industriel­lenvereini­gung ein Fundraisin­g-Dinner. Die Regierung hat angekündig­t, sich zu beteiligen; die Rede war von 50 Prozent der Kosten. Das Bundeskanz­leramt fordert nun allerdings auch ein, dass Wien für den Gedenkort Geld in die Hand nimmt.

Bisher hieß es von der Stadt jedoch, man wolle sich um die Pflege und Erhaltung kümmern, wenn die Gedenkstät­te stehe. Der Baubeginn ist noch offen. (beba/APA)

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