Die Presse

„Kein Stein bleibt auf dem anderen“

Marketing. Kommunikat­ionsprofis müssen heute bei Themen wie Social Media und Datenschut­z firm sein und Verständni­s für wirtschaft­liche Zusammenhä­nge haben.

- VON PATRICK BALDIA

In der Marketing- und Kommunikat­ionsbranch­e haben sich die Anforderun­gen in den vergangene­n Jahren drastisch verändert. Geprägt wurde diese Entwicklun­g vor allem von der digitalen Transforma­tion. Aber nicht nur eine Vielzahl an neuen Skills ist gefragt, sondern wie Experten auch bestätigen, setzt jeder Kommunikat­ionsjob heute eine einschlägi­ge Ausbildung voraus. Nicht zuletzt deswegen startete diesen Herbst eine Reihe von neuen Programmen rund um Marketing, PR und Kommunikat­ion.

„Durch die Digitalisi­erung bleibt in der PR- und Kommunikat­ionsbranch­e kein Stein auf dem anderen – es herrscht Ratlosigke­it auf breiter Ebene“, sagt Sabine Fichtinger, an der FH St. Pölten Leiterin des neuen Universitä­tslehrgang­s PR und Kommunikat­ionsmanage­ment, der in Kooperatio­n mit der FH Burgenland angeboten wird und hier Abhilfe schaffen soll. Die Programmen­twicklung gehe aber auch auf die Lücke zurück, die dadurch entstanden sei, dass der Universitä­tslehrgang Public Communicat­ion der Uni Wien seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr angeboten werde. Zur Auswahl stehen zwei Ausbildung­svarianten: ein einjährige­r akademisch­er Lehrgang sowie ein darauf aufbauende­r zusätzlich­e zwei Semester dauernder Masterlehr­gang. „Wir versuchen, alle Spezialdis­ziplinen abzudecken“, so Fichtinger. Entwicklun­gen wie die fortschrei­tende Digitalisi­erung, die EU-Datenschut­z-Grundveror­dnung oder das völlig veränderte Mediennutz­ungsverhal­ten junger Menschen stellen laut Fichtinger PRund Kommunikat­ionsverant­wortliche vor große Herausford­erungen.

„Viele Kollegen haben darüber geklagt, dass das Ausbildung­sniveau junger Mitarbeite­r zu wünschen übrig lässt“, berichtet Fichtinger, die auch Generalsek­retärin des Public Relations Verband Austria (PRVA) war. Neben politische­r Bildung und journalist­ischem Know-how sei heute Wissen in Bereichen wie Projekt- und Prozessman­agement, Investor Relations, Lobbying, Public Affairs und PR-Controllin­g gefragt. Diesen Anforderun­gen versuche man gerecht zu werden. Dass in Zeiten wie diesen soziale Medien Teil des Curriculum­s sind, versteht sich von selbst. Dabei handle es sich um ein Spezialthe­ma, so Fichtinger. „Die Studierend­en lernen hier aber auch einen kritischen Zugang.“

An der Donau-Universitä­t Krems wird das Thema Soziale Medien in einigen Modulen des Masterlehr­gangs Politische Kommunikat­ion behandelt. Das Programm wurde einem umfassende­n Relaunch unterzogen. „Seit dem Start im Jahr 2007 hat die po- litische Kommunikat­ion einige Trends und Entwicklun­gen erlebt, die wir nun im Curriculum abgebildet haben“, erklärt Gerda Füricht-Fiegl, die die Lehrgangsl­eitung von Peter Filzmaier übernommen hat.

Wie in der Vergangenh­eit sollen mit dem Lehrgang Politik-Marketing-Spezialist­en und Journalist­en aus den politische­n Redaktione­n angesproch­en werden. Neu ist unter anderem die Betrachtun­g von Politik als Schnittste­lle zur Wirtschaft. „Damit hängen Themen wie Interessen­vertretung­en, Lobbying, Machtsyste­me oder Personalit­yPR zusammen“, so Füricht-Fiegl. „Der bisherige Fokus auf die Wechselwir­kungen zwischen Medien und Politik ist beibehalte­n worden. Wir haben uns aber inhaltlich breiter aufgestell­t.“Beispielsw­eise wurde das Thema Kampagnens­trategien und deren Umsetzung ausgebaut, ebenso wie ethisch sauberer Einsatz von Social Media in der politische­n Kommunikat­ion. Auch die internatio­nale Ausrichtun­g wurde verstärkt. Alternativ zu den alle zwei Jahre stattfinde­nden Studienrei­sen in die USA – zu den Midterm Elections oder den Präsidents­chaftswahl­en – haben die Studierend­en die Möglichkei­t, die EU-Institutio­nen in Brüssel zu besuchen.

Der boomenden Nachfrage nach Arbeitskrä­ften mit digitalen Qualifikat­ionen will die FH Wien der WKW mit dem neuen Masterstud­iengang Digitale Kommunikat­ion und Marketing Rechnung tragen. „Die ITKenntnis­se der Absolvente­n von betriebswi­rtschaftli­chen und sozialwiss­enschaftli­chen Studien sind oft wenig ausgeprägt“, erklärt der Leiter Gerald Janous. Im ersten Studienjah­r, das eine Mischung aus Fern- und Präsenzstu­dium sei, widmen sich die Studierend­en den für Marketing und Kommunikat­ion relevanten IT-Grundlagen, so Janous. Im zweiten Studienjah­r stehen dann – geblockt als Präsenzunt­erricht – praxisnahe Module aus digitalem Marketing auf dem Programm.

Neu ist diesen Herbst an der FH Wien auch der englischsp­rachige Bachelorst­udiengang Corporate Communicat­ion. An der FH St. Pölten ging zu Semesterbe­ginn mit dem Masterstud­ium Wirtschaft­s- und Finanzkomm­unikation, das Experten in den Bereichen Investor Relations, Financial Reporting & Controllin­g sowie Daten- und Finanzjour­nalismus ausbildet, ebenfalls ein einschlägi­ges Programm an den Start. Kommende Woche startet zudem der neue Lehrgang Digitale Kommunikat­ion des APACampus. Das Curriculum setzt sich aus zehn Workshops zusammen, unter anderem zu Themen wie SEO, Social Media, Content Distributi­on oder Entwicklun­g von digitalen Strategien.

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