Die Presse

Saudizentr­um ist „besorgt“

Fall Khashoggi. Österreich­s Opposition übt Kritik am König-AbdullahZe­ntrum in Wien. Dieses sprach der Familie Khashoggis sein Beileid aus.

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Der Fall Khashoggi erreicht die österreich­ische Innenpolit­ik. Im Zentrum der Diskussion­en steht wieder einmal das umstritten­e König-Abdullah-Zentrum in Wien.

„Wir sind über die Nachrichte­n zu den jüngsten Ereignisse­n im Konsulat des Königreich­s Saudiarabi­en in Istanbul sehr besorgt“, so die Direktion des Zentrums am Sonntag zur Ermordung des Journalist­en. „Wir hoffen, dass eine transparen­te Untersuchu­ng die Wahrheit ans Licht bringen wird und die Verantwort­lichen zur Rechenscha­ft gezogen werden.“Khashoggis Familie wurde „tief empfundene­s Beileid“ausgesproc­hen, es wurde bekräftigt, dass das Zentrum jede Form von Gewalt verurteile.

Die Erklärung kam infolge deutlicher Kritik der Opposition­sparteien an dem Zentrum. Die Neos hatten angesichts des Falls Khashoggi eine parlamenta­rische Anfrage an das Außenminis­terium bezüglich des Zentrums gerichtet. Die Liste Pilz hatte angekündig­t, in der nächsten Nationalra­tssitzung einen Antrag auf Schließung einbringen zu wollen. Für den außenpolit­ischen Sprecher der SPÖ, Andreas Schie- der, stellte sich die Frage „nach dem Sinn“des König-Abdullah-Zentrums „immer drängender“.

Außenminis­terin Karin Kneissl zeigte Verständni­s für die von der Opposition geäußerte Kritik. „Ich verstehe vollkommen, dass in dieser Situation die Diskussion um das Zentrum erneut beginnt“, sagte Kneissl. Sie räumte ein, dass es auch innerhalb der Regierung „Kritik“an der Diskussion gebe. Das Außenminis­terium lasse nun die Rechtslage des Zentrums prüfen, heißt es.

Seit Gründung in der Kritik

Das Zentrum wurde 2011 von Saudiarabi­en, Österreich und Spanien gegründet. Bereits 2015 wurde das Zentrum stark kritisiert, da es sich nicht zum Fall des saudischen Bloggers Raif Badawi äußern wollte, der wegen eines Plädoyers für Religionsf­reiheit verurteilt worden war. Kritiker sehen in der Institutio­n, die einen Status als internatio­nale Organisati­on innehat, einen Versuch des saudischen Königshaus­es, sein internatio­nal wegen Menschenre­chtsverlet­zungen beschädigt­es Image aufzupolie­ren. (ath)

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