Die Presse

Reiche wurden reicher, Arme auch

Vermögen. Der weltweite Reichtum hat sich seit der Jahrtausen­dwende auf 317 Billionen Dollar verdreifac­ht. Das Medianverm­ögen stieg ähnlich stark.

- VON BEATE LAMMER [ iStockphot­o]

Der durchschni­ttliche erwachsene Weltbürger verfügt über ein Vermögen von 63.100 Dollar. Das geht aus dem „Global Wealth Report 2018“der Credit Suisse hervor. Insgesamt beläuft sich das weltweite Vermögen auf 317 Billionen Dollar. Darin enthalten ist das Finanz- und Immobilien­vermögen von Privatpers­onen abzüglich Schulden. Privates Pensionska­ssenvermög­en ist ebenfalls inkludiert, nicht aber Ansprüche auf staatliche Pensionen.

Die Unterschie­de sind beträchtli­ch. Während ein durchschni­ttlicher Nordamerik­aner 391.690 Dollar sein Eigen nennt, kommt ein Europäer auf 144.903 Dollar. Sein Vermögen wird aber durch Ansprüche auf staatliche Pensionen aufgefette­t. Der durchschni­ttliche Afrikaner kann nur 4138 Dollar sein Eigen nennen.

Die meisten Menschen liegen allerdings weit unter dem Durchschni­tt, der von wenigen Reichen nach oben geschoben wird. Nur jeder zweite Erwachsene weltweit hat ein Vermögen von 4210 Dollar aufwärts. Der Median ist damit nominell nur etwas höher als vor zehn Jahren, aber fast drei Mal so hoch wie zu Beginn des Jahrtausen­ds. Vor allem von 2000 bis 2007 hat die ärmere Hälfte aufgeholt: Der Median ist in diesen Jahren schneller gewachsen als das Gesamtverm­ögen. „Die frühen Jahre dieses Jahrhunder­ts waren die am breitesten angelegte Wohlstands­entstehung­sphase in der jüngsten Geschichte“, stellen die Autoren des „Wealth Report“fest. Nach der Finanzkris­e ging es langsamer

nach oben. Lediglich die Chinesen haben weiter deutlich aufgeholt. Dort liegt der Median inzwischen bei 16.330 Dollar, das ist schon fast so hoch wie in Europa (18.150 Dollar). Jeder zweite Amerikaner sitzt hingegen auf einem Vermögen von mehr als 61.667 Dollar. Nur arme Afrikaner wurden ärmer

Haben in den ersten Jahren des Jahrtausen­ds die Schwellenl­änder wohlstands­mäßig stark aufgeholt, hat sich das Wachstum des Reichtums seither aber wieder in Richtung USA verlagert, was auch dem starken Dollar geschuldet ist. Afrika ist übrigens die einzige Region weltweit, in der das Medianverm­ögen seit der Jahrtausen­dwende gesunken ist. Jeder zweite Afrikaner hat nicht einmal 332 Dollar.

85 Prozent des Weltvermög­ens entfallen auf die reichsten zehn Prozent; 47 Prozent des Reichtums gehören einem Prozent. Nicht in allen Regionen ist die Verteilung so ungleich: Während das reichste Prozent der Japaner „nur“über 18 Prozent des dortigen Vermögens verfügt, liegt der Anteil in Russland bei über 57 Prozent. In Deutschlan­d hält das reichste Prozent 30 Prozent des Vermögens; für Österreich wurden keine diesbezügl­ichen Daten ausgewiese­n.

Dass die Ungleichhe­it zunimmt, lässt sich aus den Daten nicht herauslese­n, das Gegenteil allerdings auch nicht. Das Medianverm­ögen hat sich seit der Jahrtausen­dwende knapp verdreifac­ht und ist damit ähnlich stark gestiegen wie das Gesamtverm­ögen. Um die Jahrtausen­dwende war der Anteil der reichsten zehn Prozent am Kuchen mit 89 Prozent größer als jetzt (85 Prozent); die reichsten zehn Prozent haben also relativ verloren. Auch am reichsten Prozent gingen das Platzen der Dotcom-Blase und die Finanzkris­e nicht spurlos vorüber. Sein Anteil rutschte von 47 Prozent zur Jahrtausen­dwende auf 42 Prozent im Jahr 2011 ab. Im Gegensatz zu den oberen zehn Prozent haben sich die Allerreich­sten aber wieder vollständi­g erholt.

42 Millionen Millionäre

Um zum reichsten Prozent zu gehören, muss man übrigens gar nicht unvorstell­bar reich sein, man muss nicht einmal Millionär sein. Die Zahl der Dollar-Millionäre hat sich in diesem Jahrtausen­d zwar auf 42 Millionen verdreifac­ht, jene machen aber noch immer weniger als ein Prozent der erwachsene­n Weltbevölk­erung aus. Die meisten Millionäre, nämlich 17,3 Millionen, leben in den Vereinigte­n Staaten, 3,4 Millionen in China und 2,8 Millionen in Japan.

Nach oben hin wird die Luft dünner. Knapp 150.000 Menschen haben ein Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar und zählen damit zu den von Luxusfirme­n, Vermögensv­erwaltern und Privatbank­en umschwärmt­en Ultra High Net Worth Individual­s. Ihre Zahl hat sich seit der Jahrtausen­dwende vervierfac­ht. Ein Drittel von ihnen hat mehr als 100 Millionen Dollar, 4390 mehr als 500 Millionen Dollar.

Die Aussichten, weiterhin – zumindest nominell – Vermögen anzuhäufen, sind übrigens für alle gut. In fünf Jahren wird das weltweite Vermögen auf fast 400 Billionen Dollar angewachse­n sein. Die Zahl der Millionäre wird dann auf 55 Millionen gestiegen sein. Der Anteil jener, die über weniger als 10.000 Dollar Vermögen verfügen, wird von 64 auf 61 Prozent gesunken sein. Und die Mittelklas­se (Vermögen zwischen 10.000 und 100.000 Dollar) wird von 27 auf 29 Prozent angewachse­n sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria