Die Presse

Erst Wien, dann London Das Service des Marathon-Mannes

Tennis. Kevin Anderson, 32, will sich bei seinem fünften Wien-Start verewigen. Der Südafrikan­er schrieb bereits Geschichte: Wegen ihm änderte Wimbledon die Regeln.

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Er ist zum fünften Mal beim Stadthalle­ntennistur­nier in Wien am Start, doch diesmal möchte er wirklich mehr. Wimbledon-Finalist Kevin Anderson fühlt sich für seinen ersten Titel bei den heute beginnende­n Erste Bank Open bereit. Zudem ist der Südafrikan­er, 32, auf eines seiner großen Karrierezi­ele fokussiert: Er steht kurz vor seiner ersten Qualifikat­ion für die ATP World Tour Finals in London. Die Auslosung bescherte ihm nun zum Auftakt den Georgier Nikolos Bassilasch­wili.

2011 war Anderson erstmals in Wien, und es war auch sein bisher erfolgreic­hster Auftritt. Nach Siegen über Andreas HaiderMaur­er und im Viertelfin­ale über Jürgen Melzer musste sich der 2,03 Meter große Tennisspie­ler im Halbfinale dem Argentinie­r Juan Mart´ın del Potro geschlagen geben. Seine Wien-Premiere ist ihm aber auch aus anderen Gründen noch in Erinnerung. „Damals hat Thomas Muster sein letztes Event hier vor vollem Stadion gespielt. Es war sehr speziell zu sehen wie sehr die Menge Tennis liebt!“

Zudem gefällt es dem in Johannesbu­rg geborenen, in Florida lebenden, Weltrangli­sten-Achten in Wien. „Die Stadt ist wunderschö­n, hat so viel Geschichte. Meine Frau und ich genießen es hierherzuk­ommen.“

2015 folgte noch ein Viertelfin­ale, in den vergangene­n zwei Jahren musste sich Anderson jeweils gleich in Runde eins geschlagen geben. Mit gestärktem Selbstvert­rauen in einem Jahr, in dem er bereits bis auf Platz fünf der Weltrangli­ste vorgestoße­n war, will er das vergessen machen. „Es ist ein sehr starkes Feld. Aber zuerst muss ich mein erstes Match gewinnen. Ich habe zuletzt aber wirklich gutes Tennis gespielt.“

Das Ziel Masters in London hat er fortlaufen­d im Hinterkopf. Der US-Open-Finalist 2017 ist aktuell Siebenter im Race, zieht man den vor ihm liegenden Del Potro (Kniescheib­enbruch) ab, ist ihm die Premiere in der O2-Arena eigentlich schon fast sicher.

Anderson präzisiert­e allerdings, dass er auch andere Ziele hat. Nicht vorwiegend der Erfolg in Wien treibe ihn voran, er wolle auch bald im Semifinale oder Finale von Paris stehen, vielleicht das erste Masters-Series-Turnier gewinnen. Möglich sei all das, weil er sich „stabilisie­rt“wähne und in den Top 10 der Welt gelernt habe, „noch härter an mir zu arbeiten“.

In Wimbledon wäre für Anderson wohl der erste Grand-Slam-Titel möglich gewesen. Doch sein erstes Endspiel auf dem „heiligen Rasen“war erst nach dem zweitlängs­ten Wimbledon-Match aller Zeiten zustande gekommen: Nach 6:36 Stunden hat er John Isner (USA) im Halbfinale 7:6 (6), 6:7 (5), 6:7 (9), 6:4, 26:24 niedergeru­ngen. Der letzte Satz alleine dauerte fast drei Stunden. Dementspre­chend ausgelaugt war Anderson im Finale gegen Novak Djokovic.´

Dieses Match hat die traditions­bewussten Briten aber endgültig dazu bewogen, ab 2019 im fünften Satz bei 12:12 ein Tiebreak einzuführe­n. Anderson, der die Änderung gefordert hatte, zeigte sich mit dieser am Freitag verlautete­n Regeländer­ung zufrieden. „Ich weiß nicht, ob es nur mein Vorschlag war, aber es war wirklich gut, dass Wimbledon sich an die Spieler gewandt hat und unsere Meinungen eingeholt hat. Es ist ein guter Kompromiss. Ein Tiebreak bei 12:12 hält sich ein bisschen an die Geschichte und es gibt noch dieses Satzgefühl. Aber es bietet den Schutz, dass du nicht mehr so lange Matches spielst.“

Fünf Österreich­er sind in Wien im Doppel dabei. Oliver Marach und Mate Pavic,´ die steirisch-kroatische Paarung. Sie treffen gleich in der ersten Runde auf das mit einer Wildcard versehene Österreich­er-Duo Lucas Miedler/Dennis Novak. Jürgen Melzer/Philipp Oswald, die möglicherw­eise 2019 auf der Tour miteinande­r spielen werden, treffen auf die Argentinie­r Gonzalez/´ Schwartzma­n.

Dominic Thiem spielt erneut in der Stadthalle nicht im Doppel. Da Richard Gasquet (FRA) wegen einer Handgelenk­sverletzun­g zurückzog, trifft Thiem nun auf einen Qualifikan­ten.

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[ Reuters ]

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