Umgangsformen
Man
muss einander ja nicht lieben in der Politik. Aber gewisse Umgangsformen sind unumgänglich. Dazu gehört auch der Händedruck zwischen ideologisch völlig Andersdenkenden.
Als Sixtus Lanner ÖVP-Generalsekretär war – lang ist’s her –, da wurde in Österreich ruchbar, der SPÖ-Chef Bruno Kreisky lasse sich auf Mallorca ein Ferienhaus errichten. Lanner polterte im Nationalrat: Doktor Kreisky sei ein schlechter Österreicher, weil er im Ausland Arbeit schaffe, statt sich irgendwo im Waldviertel anzusiedeln.
„Der Alte“gelobte daraufhin, nie mehr im Leben werde er diesem Menschen die Hand geben. Bei der nächsten Verhandlung warteten alle Journalisten, wie Kreisky reagieren werde. So reichte er Lanner zwar die Hand, murmelte aber vernehmlich: „Kommt nicht vom Herzen, das mach’ ich nur für die Medien.“
Bei der Verhandlung war man dann überraschend schnell einig, und das ÖVP-Team wollte schon gehen. Kreisky jedoch: „Meine Herren, des wär’ net g’scheit, wenn S’ jetzt schon gehen. Ihre Leut’ würden glauben, Sie haben nicht hart genug verhandelt. Und meine Leut’ würden mir Nachgiebigkeit vorwerfen. Wissen S’ was, jetzt bestellen wir uns Würsteln und dann erzähl’ ich Ihnen was vom alten Figl.“Gesagt, getan. Nach zwei Stunden konnte Lanner den Demonstranten erklären, wie hart man Kreisky zugesetzt hatte. (hws)