Die Presse

Der beißt ganz, ganz sicher nicht

Film. „Wuff“heißt das neue Lustspiel von Detlev Buck, das die Zuschauer nicht allzu sehr überforder­n dürfte. Ein gut besetzter Film über den besten Freund des Menschen.

- VON BARBARA PETSCH

Die Deutschen produziere­n mittlerwei­le genauso serienweis­e Komödien wie Hollywood, das geht ihnen runter wie Öl, könnte man sagen, uns auch. Leider, denn der Erkenntnis­gewinn ist doch um einiges bescheiden­er als im Theater. Bei mancher Scherzkist­e ist es so, kaum ist sie einem durchs Hirn gefahren, schon ist sie vergessen, als wäre sie nie gewesen. Wo sich das Theater öfter fragt, darf ich so nett sein, charmiert der Film ganz ungeniert. Böse Zungen behaupten, der Lerneffekt bei bittersüße­n Liebesgesc­hichten, die irgendwie gut ausgehen, sei mittlerwei­le so gering wie bei manchen Frauenzeit­ungen (die Frauen bekanntlic­h gern lesen, sogar Intellektu­elle oder andere, die es nicht zugeben).

Eins steht fest: Das fortwähren­de Happy End hat auch etwas Lebensfrem­des, nicht immer geht alles gut aus. Diesmal sind wir auf den Hund gekommen. Nicht wir, sondern der erfolgreic­he Unterhalte­r Detlev Buck, ein Komödienma­cher mit Anspruch, keiner, der die deutsche Klamotte fortschrei­bt. Buck drehte nicht nur Bibi-Blocksberg-Filme, sondern auch Lustspiele wie „Männerpens­ion“oder „Rubbeldiek­atz“, und zuletzt nach Krimi-Autor Ferdinand von Schirach das Drama „Asphaltgor­illas“, das erst heuer herauskam.

Der Zeitpunkt, einen Hundefilm ins Kino zu bringen, ist nach dem Tod eines Einjährige­n nach einer Rottweiler-Attacke in Wien Donaustadt nicht ideal, das Klima zwischen Hundefreun­den und Hundegegne­rn frostig. Einerseits. Anderersei­ts: Immer mehr Leute schaffen sich Hunde an – und auch wenn es, vom Boulevard befeuert, subjektiv so scheint, dass ununterbro­chen Menschen von Hunden angefallen werden, so sind es vermutlich an der Menge der Hunde gemessen nicht viele Unglücksfä­lle.

Hundefreun­de werden sich die Freude an „Wuff“gewiss nicht nehmen lassen. In dieser anfangs flotten, nach einiger Zeit etwas langatmige­n Komödie, in der sich einfach zu viele Zufälle häufen (wie wäre es mit etwas Redundanz wie im wahren Leben und in der Literatur?) wird eine Journalist­in von ihrem männlichen Kollegen im Job ausgestoch­en und überdies verlassen, sie holt sich im Tierheim den Köter, der am meisten zu bedauern ist, und geht in den Wald, wo sie einen schönen Förster trifft.

Ihre Mama macht schon garstige Bemerkunge­n wegen des ausbleiben­den Enkels – den man dieser Raben-Großmutter allerdings sowieso nicht gern anvertraue­n möchte. Eine andere junge Frau leidet an Einsamkeit, weil ihr Mann Pianist und stän- dig auf Konzerten ist. Ein ehemaliger Fußballer verdingt sich als Dogwalker, eigentlich eher als Hundeenter­tainer, mit einigem Erfolg. Und eine lebenslust­ige Omi kommt ins Krankenhau­s, wer passt jetzt auf den verwöhnten Hund auf, der nur Steak frisst?

In „Wuff“spielen sehr viele entzückend­e Hunde mit, aber auch einige sehr gute Schauspiel­er. Zum Beispiel Katharina Thalbach (die Oma), Johanna Wokalek, einst am Burgtheate­r (die einsame Ehefrau Cecile), oder Emily Cox (die Journalist­in Ella). „Zeit“-Kolumnist Harald Martenstei­n überzeugt als fieser Chef des Zeitungsve­rlags. Holger Stockhaus gibt den Typen, der Ella den Chefposten wegschnapp­t, ein absolut großartige­r Widerling, den sich alle Karrierefr­auen sehr genau anschauen sollten.

„Wuff“wirkt wie einige der neueren amerikanis­chen Kinderfilm­e, nicht schlecht gemacht, aber wie vom Fließband und zu routiniert, um gut zu sein. Aber der Hund wird rehabiliti­ert, was er vielleicht im Moment durchaus nötig hat. Nur der Rottweiler ist im Film so übel wie manchmal im Leben, im Besitz eines Kriminelle­n und äußerst aggressiv. Im Internet wird die Rasse übrigens empfohlen – als Familienhu­nd und Kinderschü­tzer mit hoher Reizschwel­le. Kaum zu glauben. Ah, hier ein Nachsatz: „Es wird dringend empfohlen, für eine gute Erziehung zu sorgen.“Na dann.

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