Die Presse

Erste Sanktionen gegen Saudis

Saudiarabi­en. Die USA belegen 21 Saudis mit Einreisesp­erren. CIA-Chefin wegen Mordfalls in der Türkei. Kronprinz äußerst sich erstmals öffentlich.

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USA Die USA belegen 21 Saudis mit Einreisesp­erren. CIA-Chefin Gina Haspel macht sich selbst ein Bild von dem Mordfall in der Türkei.

Alle Augen sind auf Gina Haspel gerichtet. Je nachdem, was die CIA-Chefin an Informatio­nen ins Weiße Haus bringen wird, davon soll auch das weitere Vorgehen von Donald Trump abhängen. Partout schickte der US-Präsident die seit dem Frühjahr amtierende Haspel nach Ankara, wo sie zwischenze­itlich in Sitzungen mit dem türkischen Geheimdien­st bereits jene Video- und Tonbandauf­nahmen vorgelegt bekommen haben soll, die offenbar den Mord an dem saudischen Regimekrit­iker Jamal Khashoggi belegen. Für die Agentenvet­eranin dürfte der Besuch in Ankara ein Heimspiel sein: Hier wirkte sie verschiede­nen Medienberi­chten zufolge Anfang der 2000er-Jahre, sie spricht auch Türkisch.

Mit welcher Analyse Haspel nun auch zurückkehr­en mag – den Fall Khashoggi wird Trump wohl nicht so schnell los. Seine bisherigen Aussagen waren ambivalent: Im Saudi-Konsulat in Istanbul sei zwar Schrecklic­hes passiert; die Verantwort­lichen müssten zur Rechenscha­ft gezogen werden, und auch das saudische Krisenmana­gement sei eine komplette Katastroph­e gewesen – er sprach von „einer der schlimmste­n Vertuschun­gen überhaupt“. Aber von einem Stopp des Waffenhand­els mit Riad will Trump nichts wissen, zumal die Saudis viel in den USA investiert und Jobs geschaffen hätten.

Erste Sanktionen hat Washington jedenfalls schon verhängt. Die Regierung hat über 21 saudische Bürger Einreisesp­erren verhängt und ihnen etwaige bestehende Aufenthalt­sgenehmigu­ngen entzogen. Während sich Außenminis­ter Mike Pompeo weitere Schritte vorbehält und Trump in der Causa Khashoggi den Kongress befragen will, zog London nach und belegte ebenfalls mehrere saudische Bürger mit Einreiseve­rboten.

Kronprinz spricht von „Verbrechen“

Khashoggi betrat am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul und ist seither verscholle­n. Nach mehreren obskuren Erklärungs­versuchen räumte Riad schließlic­h ein, dass der 59-Jährige umgekommen sei; von seinen sterbliche­n Überresten fehlt jedoch jede Spur. Ankara macht den Kronprinze­n, Mohammed bin Salman (MbS) für den Mord verantwort­lich. Direkt sagte das der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan,˘ zwar nicht, aber seine hochrangig­en Berater sprachen am Mittwoch davon, dass MbS „Blut an den Händen“habe. Auch Trump rang sich zuletzt zu der Bemerkung durch, dass der Kronprinz auf irgendeine Art und Weise Verantwort­ung trage. Die Beziehunge­n zwischen der Türkei und Saudiarabi­en sind angespannt, nicht zuletzt deswegen verfolgen regierungs­nahe türkische Zeiten den Fall ganz genau. Als dritte Regionalma­cht hat sich nun auch der Iran in die Causa eingeschal­tet: Ein derartiger Mord der Saudis sei ohne den Schutz der USA kaum möglich, sagte Präsident Hassan Rohani. Teheran und Riad liefern sich äußerst blutige Stellvertr­eterkriege in Syrien und im Jemen.

Der schwer in Bedrängnis geratene Kronprinz versucht indessen zu retten, was zu retten ist. Er verurteilt­e gestern das „abscheulic­he Verbrechen“und versprach, den Fall aufzukläre­n: „Die Gerechtigk­eit wird siegen.“Es waren die ersten öffentlich­en Äußerungen des Thronfolge­rs seit Khashoggis Tod. Davor hatte er die Investoren­konferenz in Riad eröffnet – ein Prestigepr­ojekt des Königreich­s – und wurde mit tosendem Applaus empfangen. Viele Firmen und Politiker hatten ihre Teilnahme bei der als „WüstenDavo­s“bekannten Konferenz abgesagt.

Kontrovers­e um Abdullah-Zentrum

In Österreich unterhält Riad gemeinsam mit Wien und Madrid das interrelig­iöse KönigAbdul­lah-Zentrum. Opposition und Kritiker des Kronprinze­n fordern nun die Schließung des Hauses, Außenminis­terin Karin Kneissl winkte jedoch ab: Im Alleingang könne man keine Schließung einer internatio­nalen Organisati­on herbeiführ­en. Sie habe jedoch nicht nur mit dem Generalsek­retär des Zentrums gesprochen, sondern auch den saudischen Botschafte­r ins Außenamt zitiert, so Kneissl in der „ZiB2“. (ag./duö)

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[ Reuters ] Der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, lässt sich bei der Investoren­konferenz in Riad feiern.

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