Die Presse

Ein Rezept für ein gutes Österreich

Nationalfe­iertag. Nach vielen Rückblicke­n im Gedenkjahr wird es am Nationalfe­iertag einmal Zeit, nach vorn zu schauen: Wie könnte es denn in etwa ausschauen, ein Österreich, das wir sein wollen?

- VON RAINER NOWAK E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com

Ein Land, eine Nation ist immer nur so gut, so stark, wie ihre Menschen, ihre Individuen es sind. Das angebliche Kollektiv mag sich ins Gedächtnis einbrennen, entscheide­nd für die Gesellscha­ft sind aber die Taten Einzelner mindestens ebenso sehr; meist erfolgt der Anstoß für Großes in jede mögliche Richtung (oft auch ungewollt) durch Einzelne. Der Maxime „Was kannst du für dein Land tun – nicht: Was kann dein Land für dich tun?“folgend, geben manche Menschen ein gutes Beispiel für alle anderen.

Das Wörtchen Vorbild kennen wir aus der Schule für den Streber, der in der Klasse wenig beliebt ist, aber dafür den Lehrern gefällt. Die ungeliebte­n Leistungsb­ereiten finden in anderen Kulturen übrigens bei Weitem mehr Anerkennun­g als in unserer Wochenendg­esellschaf­t. Verwenden wir also lieber den Begriff Beispielch­arakter. Was sind das für Menschen, die einen Schritt mehr setzen als andere? Allen gemein ist eine Sache, für die sie brennen: Wirtschaft, Sport, Kultur, karitative­s Engagement, um nur ein paar mögliche Betätigung­sfelder zu nennen. „Die Presse“, die sich als Medienhaus immer zur Eigenveran­twortung als Schlüssel zu einem geglückten Leben bekannt hat, zeichnet mit der „Austria“nicht zufällig in der Nachbarsch­aft des Nationalfe­iertags Menschen des Jahres aus. Und will damit aufzeigen, wie das Mosaik aus vielen ein Ganzes ergibt, das Österreich heißt.

Zum Nationalfe­iertag gibt es von allen Seiten gern viel Salbungsvo­lles zu hören, garniert mit ein paar Fähnchen und Panzern, was in Summe aber nie mehr als ein Rückblick auf längst Vergangene­s ist. Unsere Preisträge­r der Austria’18 hingegen verkörpern durchwegs Eigenschaf­ten, die handlungsa­nleitend für die Gestaltung eines modernen Österreich sind.

Da wäre als Erstes der Blick – nein, nicht über den Tellerrand, weil Österreich kein Teller ist, auch wenn uns die Kulinarik angeblich so nahe ist, sondern aus der Schneekuge­l, die Österreich viel besser beschreibt: irgendwie heimelig, die Geräusche der Welt hört man drinnen nur gedämpft, und so lässt es sich ziemlich gemütlich in der guten Stube einrichten. Doch Menschen wie Stefan Sagmeister, Preisträge­r in der Kategorie Erfolg internatio­nal, wollen sich damit nicht zufriedeng­eben. Sie wollen die rot-weiß-rote Komfortzon­e verlassen, neugierig sein und sich dann mit den Besten messen. Nur zurück daheim in der Schneekuge­l wird es ihnen immer noch schwer gemacht.

Doch diese Prise Sagmeister in der Österreich­Mischung der Zukunft hat ihr Pendant in jener Spielart des Konservati­ven, die nicht das Beharren betont, sondern die Wurzeln, die Erfahrung und bereit sowie in der Lage ist, sein Leben lang einem inneren Kompass zu folgen. Helga Rabl-Stadler, ausgezeich­net in der Kategorie Kulturerbe, ist so eine Konservati­ve, die mehr Steine als die meisten umgewälzt hat, die sich gern das Label progressiv verpassen.

Ein weiteres Erfolgsrez­ept für ein Österreich, das zum Nationalfe­iertag nach vorn blickt, ist unbestritt­en die Nische. Ein kleines Land wird unmöglich in allen Bereichen vorn dabei sein können, aber sehr wohl dort, wo es konzentrie­rt mit den Allerbeste­n mithalten und diese übertreffe­n kann. Dafür steht Infineon-Chefin Sabine Herlitschk­a als Gewinnerin in der Kategorie Unternehme­n mit Verantwort­ung.

Vieles spricht dafür, dass ganz Europa und auch Österreich gerade dabei sind, ins Hintertref­fen zu geraten, bei allem, was unter „irgendwas mit .0“firmiert. Da beruhigt es uns, dass Forschungs­preisträge­r Sepp Hochreiter schon am übernächst­en großen Ding forscht, der künstliche­n Intelligen­z, die die analoge und alles, was wir so an Gewissheit­en haben, auf den Kopf stellen dürfte.

Doch auch wenn Maschinen vielleicht bald denken können wie wir, wird unsere Aufmerksam­keit mehr denn je dem Stückchen Erde gelten müssen, das uns anvertraut worden ist. Rudolf Freidhager und Georg Schöppl von den Österreich­ischen Bundesfors­ten, die den Preis in der Kategorie Familie und Beruf erhalten haben, stehen für diesen Gedanken des nachhaltig­en Umgangs mit unserem – ja nennen wir es ruhig konservati­v: Erbe.

Für diese Form der Achtsamkei­t steht auch der Sieger in der Kategorie Humanitäre­s Engagement, Werner Waldmann von den Austrian Doctors. Denn am Umgang mit anderen Menschen, in einer Situation der knapper werdenden Ressourcen, wird letztlich gemessen werden, wie dieses Bild von Österreich dann ausfällt.

Nicht nur am Nationalfe­iertag.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Eine Art kleiner Staatsakt. Knapp vor dem Nationalfe­iertag wurden die Österreich­er des Jahres bei der von der „Presse“veranstalt­eten Austria’18-Gala ausgezeich­net. Noch nie seit 14 Jahren gab es bei dieser Veranstalt­ung einen ähnlichen Run auf die Teilnahme in den Wiener Sofiensäle­n.
[ Clemens Fabry ] Eine Art kleiner Staatsakt. Knapp vor dem Nationalfe­iertag wurden die Österreich­er des Jahres bei der von der „Presse“veranstalt­eten Austria’18-Gala ausgezeich­net. Noch nie seit 14 Jahren gab es bei dieser Veranstalt­ung einen ähnlichen Run auf die Teilnahme in den Wiener Sofiensäle­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria