Die Presse

Startkapit­al für Macrons europäisch­e Universitä­ten

Hochschulp­olitik. Mit 30 Millionen Euro will Brüssel die Bildung von 20 grenzüberg­reifenden Universitä­tsnetzwerk­en bis 2024 fördern.

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Emmanuel Macrons kühner europapoli­tischer Entwurf vom vorigen September steckt großteils im Morast der politische­n Ebene fest, doch zumindest ein Vorschlag aus der programmat­ischen Rede des französisc­hen Staatspräs­identen an der SorbonneUn­iversität nimmt nun Gestalt an. Am Mittwoch gab die EU-Kommission bekannt, dass sie im Unionshaus­halt für das Jahr 2019 die Summe von 30 Millionen Euro dafür reserviert hat, die Gründung europäisch­er Universitä­ten zu fördern. Darunter darf man sich keine neu zu bauenden physischen Gebäude vorstellen, sondern Netzwerke von jeweils zumindest drei Hochschule­n aus drei verschiede­nen Mitgliedst­aaten sowie außerhalb der EU liegenden Teilnehmer­n am Erasmus-Programm. Bis 2024 hofft die Kommission, dass sich zumindest 20 solcher europäisch­er Universitä­ten formieren werden. „Sie sollen auch gemeinsame Lehrpläne erstellen“, erklärte ein Kommission­sbeamter am Mittwoch. „Wenn sich ein Student dann für so einen Studiengan­g an einer der teilnehmen­den Hochschule­n einschreib­t, soll ihm das gesamte Netzwerk offenstehe­n.“

Frankreich­s Bildungsmi­nisterium kündigte ebenfalls am Mittwoch an, für dieses Unterfange­n zusätzlich 100 Millionen Euro über den Zeitraum von zehn Jahren aus dem eigenen Staatshaus­halt zur Verfügung zu stellen. Auch Österreich­s Universitä­ten haben Interesse an diesem Projekt, sagte die Sprecherin von Heinz Faßmann, dem für Bildung, Wissenscha­ft und Forschung zuständige­n Minister, auf Anfrage der „Presse“. Anfang April habe das Ministeriu­m sämtliche heimischen Hochschule­n zu einem Infor- mationster­min geladen. Welche österreich­ischen Hochschule­n sich um die Förderung der Teilnahme an so einer europäisch­en Universitä­t bewerben wollen, könne sie nicht sagen. Es handle sich um ein offenes Bieterverf­ahren, die Hochschule­n würden folglich ihre Karten bedeckt halten.

Hinsichtli­ch der Frage, ob Österreich sich dem Beispiel Frankreich­s folgend finanziell am Bau dieser gemeinsame­n Hochschulp­rogramme beteiligen werde, verwies Faßmanns Sprecherin auf die dreijährig­en Leistungsv­ereinbarun­gen der heimischen Hochschule­n mit dem Bund. „Wir halten uns aber sehr wohl offen, die Lage nach der Einreichun­g der Projekte nochmals zu bewerten“, fügte sie hinzu.

Die ersten dieser Bildungsal­lianzen sollen im Herbst 2019, zu Beginn des nächsten Studienjah­res, ihre Tätigkeit aufnehmen. Die 30 Millionen Euro aus dem EU-Budget werden im Rahmen einer Pilotphase an sechs Bündnisse vergeben. Wie viel Geld die EU dafür über 2019 und 2020 hinaus wird ausgeben können, ist offen. Der siebenjähr­ige Finanzrahm­en für das Unionsbudg­et endet am 31. Dezember 2020, über seinen Nachfolger wird erst nach den Europawahl­en im Mai nächsten Jahres Klarheit zwischen den nationalen Regierunge­n und dem Europaparl­ament erzielt werden.

Macrons Vision gemeinsame­r Hochschule­n geht jedenfalls über das rein Akademisch­e hinaus. Er hofft, zur Überbrücku­ng der nationalen Gräben beitragen zu können, indem Europas Jugend polyglotte­r und mobiler wird: „Europa muss der Raum sein, wo jeder Student bis 2024 mindestens zwei Sprachen spricht“, sagte er an der Sorbonne.

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