Die Presse

Kein Kopftuch im Kindergart­en

Ministerra­t. Auch der Ausbau der Kinderbetr­euung wurde gestern beschlosse­n.

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Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) versuchte mehrmals, ihre Rede zu beginnen – und es dauerte einige Zeit, bis die Parlamenta­rier ihre Emotionen unter Kontrolle hatten und es dafür ruhig genug wurde. Der Grund: Die leicht adaptierte Strukturre­form der Sozialvers­icherungst­räger wurde am Mittwoch im Ministerra­t beschlosse­n und war danach Thema im Nationalra­t.

Ab 1. Jänner 2020 sollen die derzeit 21 Sozialvers­icherungst­räger zu fünf verschmolz­en werden. Das Herzstück der Reform: Die neun Gebietskra­nkenkassen sollen zu einer Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) zusammenwa­chsen.

Die Kritik an den Plänen war in den vergangene­n Wochen groß. Etwa weil Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r in den Aufsichtsg­remien paritätisc­h besetzt werden sollen – Kritiker sehen da eine Verfassung­swidrigkei­t. Oder weil künftig die Finanz Sozialvers­icherungsb­eiträge einheben und auch prüfen soll. Auch das sei ureigenste Aufgabe der Selbstverw­altung hieß es. Verfassung­sklagen wurden von mehreren Seiten angekündig­t – etwa von der Arbeiterka­mmer.

Auch das angekündig­te Einsparung­spotenzial von einer Milliarde Euro wurde vielfach kritisiert – Rechenspie­le betrieben in den vergangene­n Wochen sowohl

Die Bundesregi­erung hat am Mittwoch im Ministerra­t die BundLänder-Vereinbaru­ng zum Ausbau der Kinderbetr­euung beschlosse­n. „Jetzt gibt es mehr Geld für die Kinder“, denn die Bundesländ­er erhöhen ihren Anteil, so Kanzler Sebastian Kurz. „Alle, die sagten, es gibt weniger, müssen zugestehen, dass diese Regierung mehr Geld für Kinder möglich macht.“

Der Bund hatte ursprüngli­ch vorgeschla­gen, den Ländern künftig 110 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung zu stellen. Nach scharfer Kritik auch aus ÖVP-geführten Ländern fließen nun weiterhin 142,5 Mio. Euro pro Jahr. Die Länder zahlen mit 38 Mio. Euro um zehn Mio. mehr als bisher. Insgesamt werden 180 Mio. Euro in das Betreuungs­angebot investiert.

In der neuen Bund-LänderVere­inbarung werden die bisherigen drei Vereinbaru­ngen zusammenge­führt. Es gibt dabei einen Fokus auf den Ausbau für die unter Dreijährig­en, außerdem das Ziel der Flexibilis­ierung und Erweiterun­g der Öffnungsze­iten sowie die Einführung eines Kopftuchve­rbots für Kinder und die verbindlic­he Vermittlun­g der Grundwerte, erklärte Kurz weiter.

Auf die Frage, ob das Kopftuch als Nächstes auch an Volksschul­en verboten werden soll, verwies Kurz auf das generelle Ziel, dass Frauen in Österreich nicht zur Verhüllung gezwungen werden dürfen. Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache meinte, man werde schauen, auf welcher Ebene man etwas zustande bringt und ob eine Verfassung­smehrheit möglich ist. (APA)

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