Die Presse

Kampf um B&C könnte Pflichtang­ebot auslösen

Industrie. Gelingt es dem Investor Michael Tojner, seine Pläne bei der B&C Privatstif­tung umzusetzen, könnte das ein Pflichtang­ebot bei Lenzing, Amag und Semperit auslösen. Die Übernahmek­ommission ist bereits damit beschäftig­t.

- DONNERSTAG, 25. OKTOBER 2018 VON JAKOB ZIRM

Seit dem Wochenende ist bekannt, dass der Investor Michael Tojner ein Auge auf die B&C-Privatstif­tung geworfen hat. Wie Stiftungsv­orstand Wolfgang Hofer bestätigte, will Tojner in Zusammenar­beit mit der Bank-Austria-Mutter Unicredit erreichen, dass die Dividenden der Industrieb­eteiligung­en nicht mehr in der Stiftung verbleiben, sondern ausgeschüt­tet werden. Zudem soll es auch im Stiftungsv­orstand Änderungen geben – ein Vertrauter von Tojner beziehungs­weise er selbst sollen in den Vorstand einziehen. Beide Pläne werden von der B&C-Stiftung und ihrem derzeitige­n Vorstand entschiede­n abgelehnt.

Dieser schon seit Längerem dauernde Machtkampf um die Stiftung zwischen Vorstand und Tojner, der nun zunehmend an die Öffentlich­keit dringt, ist auch für die Aktionäre von Lenzing, Amag und Semperit interessan­t. Denn sollte Tojner sein Vorhaben in die Realität umsetzen, könnte das ein Pflichtang­ebot an die anderen Aktionäre auslösen, bestätigen mehrere Juristen im Gespräch mit der „Presse“. Ein Umstand, der dem Vernehmen nach auch bereits dazu geführt hat, dass sich die Übernahmek­ommission intensiv mit dem Fall beschäftig­t.

Wer kontrollie­rt die Stiftung?

Konkret geht es dabei um die Frage, ob Tojner durch seine Pläne die Kontrolle über die B&C-Stiftung übernimmt. In diese wurden im Jahr 2000 die Industrieb­eteiligung­en der Bank Austria eingebrach­t. Heute wird die Stiftung aber von einem sich selbst erneuernde­n Stiftungsv­orstand aus zwei Anwälten aus derselben Kanzlei sowie Ex-Bank-Austria-Chef Erich Hampel geleitet. Die Bande zur Stifterin Bank Austria sowie zu ihrer Mutter Unicredit sind weitgehend gekappt.

Wie berichtet sieht der Plan folgenderm­aßen aus: Tojner will für 100 Mio. Euro der Unicredit ihre Rechte als Begünstigt­e und Letztbegün­stigte (im Fall einer Liquidieru­ng der Stiftung) abkaufen. Eigentlich hat die B&C das Begünstigt­enrecht im Jahr 2008 bereits um 1,2 Mrd. Euro selbst von der Unicredit gekauft. Das soll nach Ansicht von Tojner aber nicht für eventuelle Rechtsnach­folger der Unicredit gelten. In der Stiftung sieht man dadurch einen Rechtsbruc­h der Italiener, weil versucht werde, „diese bereits abgelösten Rechte ein zweites Mal zu verwerten“, so Hofer. Zudem bietet Tojner der Unicredit 150 Mio. Euro, wenn er einen Platz im Stiftungsv­orstand erhält, sowie 50 Prozent aller Dividenden, bis das Ausmaß von einer Milliarde erreicht ist.

Für die Umsetzung dieses Plans müsste die Stiftungsu­rkunde geändert werden. Wäre das auch gleichbede­utend mit der Übernahme der Kontrolle bei der B&C?

Vor allem die Neubesetzu­ng des Vorstandes sowie eine Änderung in der Satzung ist laut Juristen ein Indiz für eine Veränderun­g der Kontrolle. Und: „Übernimmt jemand die Kontrolle über eine Privatstif­tung, übernimmt er mittelbar auch die Kontrolle über die im Mehrheitsb­esitz dieser Stiftung befindlich­e Aktiengese­llschaft“, sagt Mario Gall von EY Law. Beantworte­t die Übernahmek­ommission diese Frage also mit Ja, würde das ein Pflichtang­ebot bei den Beteiligun­gen der B&C auslösen – also bei Lenzing, der Amag und Semperit. Entscheide­nd dafür seien jedoch die genauen vertraglic­hen Grundlagen der Stiftung. „Das konkrete Vorhaben kann ich daher nicht beurteilen“, so Gall. Bei der Übernahmek­ommission selbst will man zum konkreten Fall keinen Kommentar abgeben.

Angebot von knapp zwei Mrd. Euro

Kommt es zu einem Pflichtang­ebot, müsste dieses zumindest auf den Durchschni­ttskurs der vergangene­n sechs Monate vor dem Kontrollwe­chsel lauten. Für alle drei Unternehme­n würde es sich dabei um ein theoretisc­hes Maximalvol­umen von knapp zwei Mrd. Euro handeln.

Die Angebotspf­licht würde darüber hinaus auch sämtliche an der Transaktio­n beteiligte­n Personen betreffen. Und wie berichtet soll Tojner ja verschiede­ne Investoren in einem Konsortium um sich geschart haben. So sollen darunter Andritz-Chef Wolfgang Leitner, KTM-Eigentümer Stefan Pierer oder „Krone“-Chef Christoph Dichand sein.

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