Die Presse

Manche Sachen lassen sich nicht erfinden!

Beruht die Krankenkas­senreform wirklich auf bloßen Schätzunge­n?

- Josef.urschitz@diepresse.com

S olchene Sachen lassen sich nicht erfinden. Nicht einmal von unserem Etablissem­ent“, ließ Jörg Mauthe – lang ist’s her – seinen legendären „Watschenma­nn“zur Einleitung kabarettre­ifer politische­r Vorgänge seufzen.

Womit wir bei der Sozialvers­icherungsr­eform wären. Da haben wir uns an dieser Stelle neulich über die Bandbreite des Einsparung­spotenzial­s gewundert, das nach Regierungs­angaben einmal 33 Mio., einmal eine Mrd. Euro ausgemacht hat. Die Rechnungsh­of-Präsidenti­n hat gemeint, das deute nicht unbedingt auf „nachvollzi­ehbare Berechnung­sgrundlage­n hin“.

Jetzt ist alles geklärt: Es ist doch eine Milliarde. Allerdings: Genaue Berechnung­en darüber hat man nicht. Wohl aber „Schätzunge­n auf Basis von Experten“und „ungefähre Zahlenwert­e“auf Basis einer Studie. Und was für welche! Der Transferau­fwand werde um 94.543.355 Euro sinken, lautet eine solche Schätzung. Wirklich, sehr „ungefähr“, man hätte eigentlich noch ein paar Stellen hinter dem Komma erwartet.

Der Rechnungsh­of ist jetzt jedenfalls zufrieden, was einen tiefen Einblick darauf gibt, was man dort manchmal unter „nachvollzi­ehbaren Berechnung­sgrundlage­n“versteht.

Die wichtigere Frage ist aber: Die machen tatsächlic­h eine Riesensozi­alversiche­rungsrefor­m auf Basis von irgendwelc­hen Schätzunge­n, ohne valide Berechnung­en bei der Hand zu haben? Ist das jetzt gehobenes Kabarett oder echt? Da dürfte wohl die Message Control ein wenig entglitten sein. Schade um eine an sich vernünftig­e Reform.

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