Gewinnwarnung von Voestalpine
Der Stahlkonzern überrascht Investoren mit einer Gewinnwarnung. Die Aktie verliert deutlich. Das Werk in Texas (USA) steht nach einem Brand vorübergehend still.
Der Stahlkonzern Voestalpine hat am Mittwoch mitgeteilt, dass in der Vorwoche im US-Werk in Texas im Zuge eines Gasrohrdefekts ein Brand ausgebrochen sei. Das Feuer konnte rasch gelöst werden. Verletzt wurde niemand. Nach der Ursache wird noch geforscht. Faktum ist, dass es durch den Brand zu einem ungeplanten Stillstand der Anlage gekommen ist. Voraussichtlich am heutigen Donnerstag oder am Freitag soll das Werk wieder hochgefahren werden. Details zur Schadenshöhe liegen noch nicht vor. Weitere Informationen dazu soll es am 7. November geben. An diesem Tag will der Konzern seine finalen Halbjahreszahlen veröffentlichen.
Die Oberösterreicher haben viel Geld in Texas investiert. Vor Projektstart war von 550 Millionen die Rede. Im Vorjahr gab das Unternehmen bekannt, dass sich die Gesamtkosten auf umgerechnet 930 Millionen Euro belaufen. Es handelte sich um die größte Investition, die jemals ein österreichisches Unternehmen in den USA getätigt hat. Das Werk erstreckt sich über eine Fläche von zwei Quadratkilometern und verfügt über einen eigenen Tiefseehafen.
Wie Voestalpine am Mittwoch weiters mitteilte, habe es in der Anlage in Texas auch durch Hochwasser einen ungeplanten Stillstand gegeben. Diese und weitere Ereignisse haben dazu geführt, dass der Konzern eine Gewinnwarnung veröffentlicht hat. Kurz danach verloren die Aktien an der Wiener Börse zeitweise mehr als acht Prozent. Die Aktien sanken damit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.
Laut Gewinnwarnung hat der Konzern im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2018/19 ein voraussichtliches Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 860,1 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis (Ebit) von 479,5 Millionen Euro er- wirtschaftet. Diese vorläufigen Zahlen liegen „unter den Erwartungen des Marktes“, so der Konzern. Der Vorstand sah sich veranlasst, den Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr nach unten zu schrauben. Das Management geht nun für das Gesamtjahr von einem Betriebsergebnis (Ebit) von etwas unter einer Milliarde Euro aus. Zuvor lag der Ausblick auf Vorjahresniveau. So hatte Voestalpine im Geschäftsjahr 2017/18 ein Rekordergebnis (Ebit) von 1,18 Milliarden Euro erwirtschaftet, ein Jahr zuvor waren es 823 Millionen Euro.
Als Gründe für die Gewinnwarnung hat Voestalpine nicht nur die Ereignisse in Texas, sondern auch andere kleinere Faktoren genannt. So seien „negative Effekte und Verwerfungen der internationalen Handelsströme aus den immer zahlreicher eingesetzten protektionistischen handelspolitischen Maßnahmen von inzwischen einer Vielzahl an Ländern“feststellbar.
Hinzu kommen Verwerfungen im Automobilsektor, welche unter anderem in Europa durch ein neues Abgasemissionstestverfahren per 1. September 2018 ausgelöst wurden. Damit seien Unsicherheiten verbunden, wie Voestalpine mitteilte. Denn der Konzern beliefert zahlreiche Autokonzerne. Fast 35 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Automotive-Sparte.
Eine weitere Belastung für Voestalpine sind „erhöhte Kosten aus dem Hochlauf der Automobilaktivitäten in Nordamerika“. Außerdem ist das Unternehmen mit zunehmenden logistischen „Herausforderungen bei Zu- und Ablauffrachten ausgelöst durch Niedrigwasser auf den europäischen Wasserstraßen konfrontiert“.
Erst in der Vorwoche hat Konzernchef Wolfgang Eder gemeint, dass die letzten Monate „einigermaßen mühsam“gewesen seien. Die Drohungen von Trump hätten nicht dazu beigetragen, dass der Autoboom anhält. (höll)