Die Presse

Eine sprechende Speisekart­e für Sehbehinde­rte

Das Start-up Mopius Mobile gewann in der Kategorie Digitalisi­erung.

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Normalerwe­ise macht Mopius Mobile Handyparke­n-Applikatio­nen oder im Auftrag von großen Supermarkt­ketten Anwendunge­n, um den Einkauf für Kunden effiziente­r und unterhalts­amer zu gestalten. „Ein Freund von mir ist sehbehinde­rt“, erzählt Mopius-Geschäftsf­ührer Karl Pletschko. Große Probleme habe der Freund beim Einkauf oder bei Restaurant­besuchen. „Er kann ja schließlic­h keine Speisekart­e lesen.“

Pletschkos Team hat sich der Bedürfniss­e Sehbehinde­rter angenommen und die digitale Speisekart­e MenuSpeak entwickelt. Für diese Neuheit wurde Pletschko am Dienstag im Rahmen der Austria-Gala in den Wiener Sofiensäle­n von Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer in der Kategorie Digitalisi­erung ausgezeich­net. Das Handy weiß, dass es sich etwa im Cafe´ Landtmann befindet, die App liest die Speisekart­e vor, erklärt Co-Gründer und Geschäftsf­ührer Bernhard Aufreiter die Funktionsw­eise. Dritter Mopius-Chef ist Dominik Schreiber. Längst helfe die App nicht nur Blinden und Sehbehinde­rten, betont er. „MenuSpeak gibt es mittlerwei­le in 56 Sprachen und in mehr als 100 Lokalen“, sagt er. Dass vor allem auch ausländisc­he Touristen auf MenuSpeak zurückgrei­fen, sei anfangs ein „angenehmer Nebeneffek­t“gewesen, berichtet Pletschko. Mittlerwei­le werde dieser Nebeneffek­t aber immer wichtiger. Vor allem asiatische Gäste würden das Service gerne und häufig in Anspruch nehmen.

Der Kärntner Pletschko und seine beiden oberösterr­eichischen Co-Founder Aufreiter und Schreiber haben Mopius Mobil im August 2015 gegründet. Das Unternehme­n hat drei Mitarbeite­r. Sitz ist auf dem A1-Start-up-Campus in Wien. Mopius ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Näherungst­echnologie. So wurde etwa auch die Handyparke­n-App für A1 entwickelt.

Auch große Supermarkt­ketten und Möbelhändl­er zählen zu den Kunden des Start-ups. Für diese Konzerne werden anonymisie­rte Daten von Kunden ausgewerte­t, die eine entspreche­nde KundenApp auf ihrem Smartphone installier­t haben. Die Daten zeigen etwa, welche Bereiche in der Filiale stärker oder weniger stark frequentie­rt werden. Dementspre­chend werden Produkte platziert oder die Wege neu gestaltet, um das Einkaufser­leben und wohl auch den Umsatz zu optimieren.

„Wir haben eine kleine Basisfinan­zierung vom AMS erhalten, aber sonst haben wir alles selbst finanziert“, sagt Pletschko. Noch habe man keinen Investor an Bord. Den Schritt in die Selbststän­digkeit bereut der frühere Nokia-Mitarbeite­r nicht. „Neues ausprobier­en, am Puls der Zeit sein müssen, das ist für mich sehr bereichern­d“, sagt er.

Dass es eine Fahrt ins (finanziell) Ungewisse ist, sei manchmal schwierig, gehöre aber auch zum Unternehme­rsein. Längst arbeitet Mopius am nächsten Projekt. „Ein Mathematik­trainer für die Zentralmat­ura“, verrät Pletschko. Er soll Anfang des nächsten Jahres auf den Markt kommen.

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Mopius-Gründer Karl Pletschko.

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