Die Presse

Die Festspiel-Ermögliche­rin

Kulturerbe. Ihr Erfolgsgeh­eimnis? „Kein Talent zur Frustratio­n.“Helga Rabl-Stadler, seit bald 24 Jahren Präsidenti­n der Salzburger Festspiele, pries die Künstler.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Ihr Erfolgsrez­ept teilt „die Präsidenti­n“– so nannte sie ORF-General Alexander Wrabetz kurz – gern, auch auf der Bühne der Austria-Gala tat sie es kund. Sie mache alles, was sie mache, ganz: „Ich lebe völlig in der Gegenwart.“Und sie habe „kein Talent zur Frustratio­n“, damit gelinge alles.

Man glaubt es ihr: Helga Rabl-Stadler, seit bald 24 Jahren an der Spitze der Salzburger Festspiele, reist unermüdlic­h durch die Welt, hält Sponsoren bei Laune, kennt ihr Publikum aus nächster Nähe, scheut Konflikte nicht, wenn sie notwendig sind – und tritt stets als lächelnde, charmante Repräsenta­ntin des Festivals auf. Für ihre Verdienste um das österreich­ische Kulturerbe wurde sie nun zur Österreich­erin des Jahres gekürt.

Bei der Verleihung gab sie sich– mit dem ihr eigenen Charme – bescheiden: Nicht ihr sollte dieser Preis gelten. „Ich bin eine Ermögliche­rin“, sagte sie. Der Preis gebühre ihrem künstleris­chen Leiter, Markus Hinterhäus­er, „der die Ehrung aber schon hat“: Er bekam sie 2007, als die Kategorie noch Kulturmana­gement hieß und Hinterhäus­er Konzertche­f der Festspiele war. Auch die Künstler hätten den Preis verdient, so Rabl-Stadler. Besonders hervor hob sie Philipp Hochmair, der heuer ebenfalls nominiert war: Er war im Sommer kurzfristi­g für den erkrankten Tobias Moretti als Jedermann eingesprun­gen. „Er hat die Festspiele gerettet!“, dankte ihm Rabl-Stadler: „Wenn man sich diesen Mut vorstellt!“Hochmair, mit vielen Kreuzen um den Hals im Publikum, schickte Handküsse.

Mut, den kann man der in Salzburg geborenen Rabl-Stadler allerdings auch nicht absprechen. Sie möchte Frauen eine „Mutmacheri­n“sein, betonte sie auf der Bühne. „Niemals mutlos sein, das ist mein Lebensreze­pt“, sagte sie einmal im „Presse“-Interview. Bei der „Presse“hat sie ihre Karriere übrigens begonnen: Nach ihrem Jus-Studium absolviert­e sie hier die Lehrredakt­ion, später war sie beim „Kurier“die erste weibliche Innen- politikkol­umnistin. 1978 zog es sie zurück nach Salzburg, wo sie den Familienbe­trieb ihrer Mutter, das Modehaus Resmann Couture, übernahm. Ab 1983 saß sie für die ÖVP im Nationalra­t, das Thema Sponsoring im Steuerrech­t beschäftig­te sie schon da.

Präsidenti­n der Salzburger Festspiele wurde sie 1995. Sechs Intendante­n wirkten unter ihrer Präsidents­chaft, die Auslastung kratzt regelmäßig an der 100-Prozent-Marke. Rabl-Stadler weiß die High Society wie auch das wirklich tragende Publikum des Festivals, den wohlhabend­en Mittelstan­d, zu umsor- gen. Und sie ist eine energische Geschäftsf­rau: 210 Mitarbeite­r arbeiten unter dem Jahr für die Festspiele, im Sommer sind es – die Künstler mitgerechn­et – über 3000. Die Subvention­en sind seit Jahren nicht gestiegen, nur rund 21 Prozent der Einnahmen kamen 2016 von der öffentlich­en Hand.

Sie zahle jährlich mehr Steuern, als sie an Förderunge­n bekomme, sagt Rabl-Stadler gern. Und nicht, dass man Kunst mit wirtschaft­lichen Faktoren rechtferti­gen müsse, aber: Die Festspiele sind in Salzburg längst ein großer Wirtschaft­sfaktor mit hoher Umwegrenta­bilität.

Eigentlich wollte Rabl-Stadler nach 20 Jahren in dieser Funktion Schluss machen, dann entschied sie sich doch zu bleiben. Große Projekte stehen an, nicht nur die Generalsan­ierung des Festspielh­auses (heuer hat es durchs Dach geregnet): 2020 feiern die Festspiele ihr Jubiläum. „Hundert Jahre Salzburger Festspiele – und ich darf immer noch dabei sein!“, freute sie sich bei der Austria-Gala in ihrer Dankesrede. Und scherzte: „Ich hoffe nur, dass die Leute nicht glauben, dass ich hundert Jahre alt werde . . .“

Über die Auszeichnu­ng zeigte sie sich denn auch erfreut. Den anderen Nominierte­n – darunter etwa auch der Geiger Emmanuel Tjeknavori­an – richtete sie aus: „Ihr seid’s ja noch so jung, ihr könntet meine Kinder sein! Ihr werdet’s diesen Preis noch tausend Mal gewinnen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria