Österreich hat seinen neuen Lohengrin
Andreas Schager feierte in der Staatsoper sein Weltdebüt als Wagners Lohengrin in Wien.
Vier Debüts machten die neue „Lohengrin“-Serie der Wiener Staatsoper zum spannenden Ereignis. Andreas Schager, schon weltweit gefragter Shootingstar aus Niederösterreich, sang den Titelhelden zum ersten Mal – und näherte sich ihm eindeutig von der dramatischen Seite. Wo vokale Durchschlagskraft und Höhensicherheit gefragt sind, ist Schager in seinem Element. Auch wenn Simone Young am Dirigentenpult für heftige Dramatik sorgte, ging seine Stimme nie in den Orchesterwogen unter. Dabei verlor sein Gesang niemals die Linie, punktete in der „Gralserzählung“auch mit Lyrismen und pointierten Spitzentönen. Ein paar Intonationstrübungen waren gewiss der Debütsituation geschuldet.
Elza van den Heever, aus Zürich mit dieser Inszenierung vertraut, begann ihre erste Wiener Elsa vokal vorsichtig, entfaltete jedoch bald ihr eminentes Potenzial. Ihre Stimme scheint für die Partie prädestiniert: ein jugendlicher dramatischer Sopran, mit dem nötigen Stimmvolumen, Stimmumfang und mit schönem, reinem Timbre. Hell timbriert und doch ein imposanter Haudegen: der Friedrich von Telramund Evgeny Nikitins, der durch akzentfreie Wortdeutlichkeit beeindruckte. Petra Lang als stimmlich nicht minder imposante Ortrud steuerte mit ihrem Fluch („Entweihte Götter“) einen der vielen vokalen Höhepunkte des Abends bei - mit geradezu „giftigem“Timbre und verächtlichen Blicken ganz die bayrische Wirtin im Dorfgasthof, die sie in der aktuellen Inszenierung sein muss. Die Produktion entzieht König Heinrich jegliche Wichtigkeit; Kwangchul Youn, diesmal nicht optimal disponiert, charakterisiert mit geradliniger Stimmführung einen geradezu jovialen König. Clemens Unterreiner, wie stets verlässlich, sicher und spielfreudig, spielte hingegen die Vorzüge seines hell timbrierten Baritons als Heerufer überzeugend aus. Jubel für diesen Wagner-Abend, an dem im orchestralen Furor sogar eine Cellosaite riss.