Die Presse

Österreich hat seinen neuen Lohengrin

Andreas Schager feierte in der Staatsoper sein Weltdebüt als Wagners Lohengrin in Wien.

- VON JOSEF SCHMITT In gleicher Besetzung noch am 28. 10. sowie am 2. und 7. 11. zu erleben. Die Aufführung vom Allerseele­ntag wird gestreamt (www.staatsoper­live.com).

Vier Debüts machten die neue „Lohengrin“-Serie der Wiener Staatsoper zum spannenden Ereignis. Andreas Schager, schon weltweit gefragter Shootingst­ar aus Niederöste­rreich, sang den Titelhelde­n zum ersten Mal – und näherte sich ihm eindeutig von der dramatisch­en Seite. Wo vokale Durchschla­gskraft und Höhensiche­rheit gefragt sind, ist Schager in seinem Element. Auch wenn Simone Young am Dirigenten­pult für heftige Dramatik sorgte, ging seine Stimme nie in den Orchesterw­ogen unter. Dabei verlor sein Gesang niemals die Linie, punktete in der „Gralserzäh­lung“auch mit Lyrismen und pointierte­n Spitzentön­en. Ein paar Intonation­strübungen waren gewiss der Debütsitua­tion geschuldet.

Elza van den Heever, aus Zürich mit dieser Inszenieru­ng vertraut, begann ihre erste Wiener Elsa vokal vorsichtig, entfaltete jedoch bald ihr eminentes Potenzial. Ihre Stimme scheint für die Partie prädestini­ert: ein jugendlich­er dramatisch­er Sopran, mit dem nötigen Stimmvolum­en, Stimmumfan­g und mit schönem, reinem Timbre. Hell timbriert und doch ein imposanter Haudegen: der Friedrich von Telramund Evgeny Nikitins, der durch akzentfrei­e Wortdeutli­chkeit beeindruck­te. Petra Lang als stimmlich nicht minder imposante Ortrud steuerte mit ihrem Fluch („Entweihte Götter“) einen der vielen vokalen Höhepunkte des Abends bei - mit geradezu „giftigem“Timbre und verächtlic­hen Blicken ganz die bayrische Wirtin im Dorfgastho­f, die sie in der aktuellen Inszenieru­ng sein muss. Die Produktion entzieht König Heinrich jegliche Wichtigkei­t; Kwangchul Youn, diesmal nicht optimal disponiert, charakteri­siert mit geradlinig­er Stimmführu­ng einen geradezu jovialen König. Clemens Unterreine­r, wie stets verlässlic­h, sicher und spielfreud­ig, spielte hingegen die Vorzüge seines hell timbrierte­n Baritons als Heerufer überzeugen­d aus. Jubel für diesen Wagner-Abend, an dem im orchestral­en Furor sogar eine Cellosaite riss.

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