Die Presse

Festspiele Erl: Leiter geht nun endgültig

Gustav Kuhn geht endgültig. Ein deutscher Operninten­dant leitet ab September 2019 die Festspiele Erl.

-

Die Ära Gustav Kuhn bei den Festspiele­n Erl ist zu Ende: Der umstritten­e Impresario und Gründer des Tiroler Festivals hat nach Bekanntwer­den von Vorwürfen sexueller Übergriffe nun alle seine Funktionen zurückgele­gt. Mit 1. September 2019 folgt ihm als künstleris­cher Leiter der deutsche Operninten­dant Bernd Loebe nach, der das Festival parallel zur Oper Frankfurt leiten wird.

Am Montag verteidigt­e er sich noch in einem seltsamen „ZiB 2“-Auftritt, nun ist Gustav Kuhn definitiv zurückgetr­eten: Er hat alle seine Funktionen bei den Festspiele­n Erl niedergele­gt. Als künstleris­cher Leiter folgt ihm mit 1. September 2019 einer der erfahrenst­en deutschen Operninten­danten nach, der 65-jährige Bernd Loebe (siehe Bild). Er wird das Festival parallel zur Oper Frankfurt leiten, die unter seiner Führung seit 2002 mehrmals zum Opernhaus des Jahres gekürt wurde.

Seit Monaten kämpfte Kuhn, zuletzt beurlaubt, um seine Position bei den Festspiele­n, die er 1997 gegründet hat. Mehrere Frauen hatten ihn des sexuellen Missbrauch­s beschuldig­t. Weitere der Vorwürfe, die zunächst Anfang des Jahres auf der Seite dietiwag.org des Bloggers Markus Wilhelm veröffentl­icht worden waren, betrafen Lohndumpin­g, Korruption und Kuhns Führungsst­il.

Kuhn will sich nun vorerst ins Kloster zurückzieh­en, wie Festspiel-Präsident Hans Peter Haselstein­er am Mittwoch mitteilte. Der schon bisher interimist­ische Leiter, Andreas Leisner, bleibt bis zum Amtsantrit­t Loebes – der am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz erste Pläne bekannt gab: Ab 2021 soll es als VierJahres-Projekt einen neuen „Ring des Nibelungen“geben, inszeniere­n wird Brigitte Fassbaende­r. Für 2020 sind ein neuer „Lohengrin“und Engelbert Humperdinc­ks „Die Königskind­er“geplant. Bernd Loebe pries auch die Leistung des Festivals, „aus dem Nichts“musikalisc­he Höhepunkte geschaffen zu haben, die sogar Bayreuth-Wagneriane­r abwerben konnten. Er habe die Befürchtun­g gehört, dass den Festspiele­n ohne Kuhn die „Magie“abhanden kommen werde, „da mag etwas dran sein. Ich bin aber immer hellhörig, wenn ich so etwas höre. Es gibt eine Partitur, und es gibt einen Dirigenten.“

Loebe hat in seiner bisherigen Frankfurte­r Zeit viel Wert auf moderne Musiktheat­erästhetik gelegt und auch schon davor, als künstleris­cher Direktor der Oper La Monnaie in Brüssel. Ihm sei bei seiner Zusage noch nicht klar gewesen, wie begrenzt die technische­n Möglichkei­ten in Erl seien, bekannte er. Umso mehr setzt er auf „musikalisc­he Highlights“, die Fantasie der Regisseure und eine gute Personenre­gie. (sim)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria