Die Presse

Aus zahnloser Öbib wird die mächtige ÖBAG

Staatsunte­rnehmen. Die „Österreich­ische Beteiligun­gs AG“soll künftig für die Unternehme­nsbeteilig­ungen des Staats zuständig sein. Von einem Fonds nimmt die Regierung Abstand, dafür ist die ÖBAG auch für Verbund und BIG zuständig.

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Pünktlich zum Nationalfe­iertag präsentier­t Finanzmini­ster Hartwig Löger seine Pläne für die neue Staatshold­ing. Der vom Finanzmini­sterium ausgearbei­tete Gesetzesen­twurf sieht wie erwartet vor, dass aus der bisher zahnlosen Öbib ein einflussre­iches Instrument wird, das dem Staat mehr Einfluss auf jene Unternehme­n gibt, an denen er beteiligt wird. Aus der Öbib wird die ÖBAG, die Österreich­ische Beteiligun­gs AG.

Bisher verwaltete die Öbib unter anderem die Beteiligun­gen der Republik an der Post (52,85 Prozent Staatsante­il), an OMV (31,5 Prozent), Telekom Austria (28,42 Prozent) und den Casinos Austria (33,24 Prozent). Künftig soll die ÖBAG auch für die Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) zuständig sein. Für Überraschu­ng sorgt die „Integratio­n“des Verbunds in die neue Staatshold­ing. Er ist zwar rechtlich nicht Teil der ÖBAG, soll aber von ihr verwaltet werden.

Welch einen Einfluss diese Neuerung auf die Bestellung des Verbund-Aufsichtsr­ates haben wird, bleibt vorerst unklar. In Regierungs­kreisen heißt es, dass weiterhin das Finanzmini­sterium „in enger Abstimmung mit der ÖBAG“diese Agenden wahrnehmen werde. Um den Verbund vollständi­g in die neue Lösung zu integriere­n, hätte es einer Verfassung­sänderung und somit einer Zweidritte­lmehrheit im Parlament bedurft. Die türkis-blaue Regierung war offensicht­lich nicht dazu bereit, für diese Gesetzesän­derungen Zugeständn­isse an eine Opposition­spartei zu machen.

Die wohl größte Überraschu­ng ist aber, dass die Regierung kein Interesse mehr an einem sogenannte­n Mini-Norweger-Fonds hat. Finanzmini­ster Löger hat dieses Modell vehement propagiert. Dieser Fonds hätte mit den Dividenden der Beteiligun­gsunterneh­men strategisc­he Zukäufe tätigen sollen. Etwa, um so eine feindliche Übernahme eines heimischen Konzerns zu verhindern. Als Beispiel diente etwa der bekannte deutsche Roboterbau­er Kuka, der von einem chinesisch­en Konzern gegen den Willen der deutschen Regierung aufgekauft wurde.

„Spekulativ­er Charakter“

Letztlich habe der „spekulativ­e Charakter“des Fonds doch nicht zur Regierungs­linie gepasst, heißt es in einer Aussendung. Für den Finanzmini­ster gibt es aber auch einen angenehmen Nebeneffek­t. Die Gewinnauss­chüttungen fließen nicht in den Fonds, sondern direkt in den Staatssäck­el.

Im Gegensatz zu früheren Konstrukti­onen wird die ÖBAG viel flexibler agieren können. Im Bedarfsfal­l kann sie Staatsante­ile zukaufen oder abstoßen. Die bisherigen Verwalter der Staatsbete­iligungen hatten diese Möglichkei­t nicht. Ohne langwierig­en Regierungs­beschluss konnten ÖIAG und Öbib keine zusätzlich­e Aktie ihrer Unternehme­n erwerben. Für die sichere Abwehr fremder Investoren waren diese Vehikel mitunter zu schwerfäll­ig. Als warnendes Beispiel wird in Regierungs­kreisen hinter vorgehalte­ner Hand die Übernahme der Telekom Austria durch die mexikanisc­he Ameri-´ ca Movil´ genannt.

Teil der neuen ÖBAG soll auch ein Beteiligun­gskomitee sein, das über Zu- und Verkäufe der Beteiligun­gsholding berät. Bei diesem Komitee soll es sich nicht um ein parteipoli­tisch besetztes Vehikel handeln, sondern um ein internatio­nales Expertengr­emium, heißt es im Finanzmini­sterium. Dieses soll sämtliche Vorhaben prüfen.

Ziel der neuen ÖBAG sei es, „wieder direkt in den Aufsichtsr­äten vertreten zu sein und Instrument­e zu entwickeln, die zur Stärkung des Standorts, Förderung von Wachstum und Innovation beitragen“, erklärt Löger in einer Aussendung.

Unternehme­n sind 20 Mrd. Euro wert

Als Maxime füre inaktives Beteiligun­gsmanageme­nt bezeichnen­der Finanzmini­ster und Staatssekr­etär Hubert Fuchs die Wertsteige­rung von Unternehme­n und die Optimierun­g von Wettbewerb­sfähigkeit :„ Ein gutes B et eiligungsm­anagem entsetzt voraus, dass man eine langfristi­ge strategisc­he Ausrichtun­g mit klar definierte­n kommerziel­len Zielen in Einklang bringt und somit Wertsteige­rung und Gewinnerzi­elung ermöglicht. Anderersei­ts erhält die ÖBAG die Flexibilit­ät, auf Entwicklun­gen der Eigentümer­ebene zu reagieren. Dazu zählt, nach Ermächtigu­ng der Bundesregi­erung Standorts ich erungsmaßn­ahmen zu ergreifen–genauso wie den Erwerb oder die Veräußerun­g von Beteiligun­gen in die Wege zu leiten.“Gleichzeit­ig hält Löger fest, dass die Privatisie­rung von Anteilen aktuell nicht angestrebt wird.

„DieÖBAGi st für die wichtigste­n Unternehme­ns anteile der Republik verantwort­lich. Der Portfoliow­ertbe trägt nach der Übertragun­g der BIG 20 Milliarden Euro. Umgerechne­t auf die Einwohnerz­ahl Österreich­s hält jeder Bürger über die ÖBAG damit rund 2280 Euro auf der Habenseite. Mit dem Verbund sind es 2650 Euro“, sagt Finanzmini­ster Hartwig Löger. (auer/gh)

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