Die Presse

Schöne Aussicht, aber viele Risken

Konjunktur. Das Wifo rechnet bis 2023 mit moderatem Wachstum, weniger Schulden, höherer Arbeitslos­igkeit. Aber nur, wenn Brexit, Italien, USA, Ölpreis oder Steuerrefo­rm nicht aus dem Ruder laufen.

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Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo hat eine Mittelfris­tprognose erstellt, versuchte also einen Blick in die Zukunft bis 2023. Und dieser Blick ist aus heutiger Sicht durchaus passabel. Soll heißen: Der Höhepunkt des Wirtschaft­swachstums wird zwar heuer überschrit­ten, aber die heimische Konjunktur bleibt im positiven Bereich. Im Schnitt werde das Wachstum bei 1,7 Prozent liegen. Wenn nichts Außergewöh­nliches passiert, werde die Staatsschu­ldenquote auf knapp 60 Prozent sinken. Vor allem Familien mit Kindern werden mehr im Geldbörsel haben – der Familienbo­nus macht es möglich. Dieser wird 2019 zu einer Steuerentl­astung der privaten Haushalte von 609 Millionen Euro führen, ab 2020 werden es 1,2 Milliarden Euro sein.

Die Arbeitslos­igkeit wird noch bis 2020 zurückgehe­n, dann aber wieder moderat steigen. „Könnte schlimmer kommen“, würde der gelernte Österreich­er sagen. Und genau das ist das Problem an der Sache. Es lauern nämlich jede Menge Risken auf dem Weg ins Jahr 2023.

Das betont auch Wifo-Experte Josef Baumgartne­r. „Die Zeichen stehen auf einen harten Brexit“, sagt er und spricht damit gleich eine der großen Unbekannte­n an. Österreich­s direkter Handel mit den Briten sei zwar überschaub­ar, aber der Brexit wird ganz Europa treffen und somit auch Österreich­s wichtigste Partner. Ein Drittel der Exporte geht nach Deutschlan­d, mehr als die Hälfte in die Euroländer, knapp 70 Prozent gehen in die EU.

Und wenn Italien ins Trudeln kommt, erwischt es Österreich schlimm. „Italien ist unser drittwicht­igstes Exportland“, betont Baumgartne­r. Schließlic­h kommen noch die bekannten externen Faktoren dazu: der Ölpreis und die USA. Vor allem die wirtschaft­liche Entwicklun­g in den Vereinigte­n Staaten sei schwer vorauszube­rechnen. „Die Amerikaner haben das neunte Jahr in Folge ein starkes Wachstum“, sagt der Ökonom. Das sei außergewöh­nlich. In den Berechnung­en des Wifo werden die USA auch bis 2023 im Schnitt um 1,8 Prozent jährlich wachsen, also um 0,4 Prozentpun­kte stärker als der Euroraum. Aber die Verschuldu­ng der öffentlich­en Hand sei in den USA deutlich gestiegen. Das könnte vor dem Hintergrun­d steigender Zinsen zum Problem werden.

Die Arbeitslos­igkeit in Österreich wird ab 2020 auch deshalb wieder steigen, weil dann die Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit für Kroaten auch in Österreich gilt. Österreich hat das Maximum von sieben Jahren ausgeschöp­ft, um den Arbeitsmar­kt vor Kroaten abzuschott­en. „Doch am 30. Juni 2020 endet diese Frist. „Insgesamt ist der Effekt nicht sehr groß“, sagt Wifo-Experte Baumgartne­r. Er räumt aber ein, dass es einige Regionen gibt, etwa den Großraum Graz, die den Zuzug kroatische­r Arbeitskrä­fte doch zu spüren bekommen.

Grundsätzl­ich geht es nicht darum, dass Arbeitskrä­fte aus Kroatien zu uns kommen. Vielmehr könnte die Änderung Kroaten aus Deutschlan­d anziehen, weil es von Österreich aus näher in ihre Heimat ist. Für Beschäftig­te in der deutschen Automobili­ndustrie könnte deshalb die Region Graz mit den Magna-Werken interessan­t sein.

Baumgartne­r zählt eine Reihe von Problemfel­dern auf, etwa die Russlandsa­nktionen, bis er endlich zur größten Unbekannte­n kommt: Österreich selbst.

Denn die neue Bundesregi­erung ist auch für Wirtschaft­sforscher in vielen Berei- chen noch ein großes Fragezeich­en. Vor allem, was die künftigen Steuerrefo­rmen betrifft. Zwar laufen mittlerwei­le hinter den Kulissen die Vorarbeite­n für eine Lohn- und Einkommens­teuerrefor­m, die bekanntlic­h spätestens 2021 auch umgesetzt werden soll, aber wie diese ausfallen – und vor allem finanziert werden – wird, steht noch größtentei­ls in den Sternen.

Dementspre­chend schwierig ist es für die Wirtschaft­sforscher des Wifo, die Auswirkung­en der Steuerrefo­rm auf Budgetpfad und Konsum zu berechnen. Im vorliegend­en Rechenmode­ll wurde etwa eine Abschaffun­g der kalten Progressio­n nicht berücksich­tigt. (gh)

Wenn Dominik Schiener von sich selbst behauptet, so gar nicht risikoaver­s zu sein, dann sagt er das mit gutem Grund: Mit 13 Jahren begann er sich als Hacker seine ersten Sporen zu verdienen, noch bevor er volljährig war, verkaufte er sein erstes Unternehme­n. Vor drei Jahren begann er mit drei Kollegen die Distribute­d-Ledger-Technologi­e Iota zu entwicklen. Nun war der 22-jährige Südtiroler im Rahmen der Gesprächsr­eihe „Distinguis­hed Guests“am Management Center Innsbruck MCI zu sehen und zu hören. Dort stellte er sich den Fragen von Moderator Gerald Hörhan, Gründer und CEO der Investment Punk Academy, und jenen des Publikums.

Vergiss das Silicon Valley

Iota, das ist eine Blockchain­ähnliche Lösung für die Machine-to-Machine-Bezahlung (M2M), also für Services mit Micropayme­nts im Internet of Things (IoT). Hinter diesem „neuen digitalen Ökosytem“wie Schiener es beschreibt, steht eine von ihm in Deutschlan­d gegründete Stiftung. Schiener versteht Iota als bewussten Kontrapunk­t zum Silicon Valley. Die dortigen Freemium-Plattforme­n wür- den die Daten der Nutzer verkaufen, den Nutzern aber keine Stimmrecht­e einräumen, wie er darlegte. Anders Iota, das garantiere, dass Daten nicht verändert werden, freien Wertetrans­fer und Smart Business Models ermögliche, etwa „Zahlungen von Privatpers­onen an andere Privatpers­onen und das ohne Spesen“. Eine Entwicklun­g, wie Schiener einräumt, die Banken für viele Dienste obsolet mache. Dass Maschinen Maschinen für ihre Dienste ganz ohne menschlich­es Zutun bezahlen, sei ebenfalls zum Greifen nahe.

Wichtig sei, die großen Player zu überzeugen, sich an diesem Ökosystem zu beteiligen. Noch aber gehe es auch darum, am Reifegrad des Systems zu arbeiten 90 Mitarbeite­r sind damit derzeit beschäftig­t.

100 Prozent fokussiert

Um dieses Ziel zu erreichen, „musst Du zu 100 Prozent fokussiert sein“, sagt Schiener. „Manchmal musst Du alles riskieren.“Er tat es, war mehrfach am Scheitern, aber so wie es aussieht, scheint sich das Risiko zu lohnen.

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[ AFP ]

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