Die Presse

30 Milliarden für gute Nachbarsch­aft

Asien. Trumps Politik bringt Japan und China zusammen. Zur Annäherung tauschen sie Devisen.

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Am Freitag sah Peking eine Premiere: Japans Regierungs­chef Shinzo¯ Abe traf zu seiner ersten offizielle­n Visite in Chinas Hauptstadt ein. Es war der erste Besuch eines japanische­n Premiers seit sieben Jahren. Seit seinem Amtsantrit­t 2012 hatten er und seine rechtskons­ervative Partei nicht viel Wert auf gute Beziehunge­n zum Nachbarn gelegt. Als sich der Territoria­lstreit im Südchinesi­schen Meer zuspitzte, war der Tiefpunkt mit China erreicht. So ließen die Länder 2012 auch ihre Währungsta­uschprogra­mme auslaufen.

Bei der Währung setzten Abe und sein Amtskolleg­e Xi Jinping am Freitag wieder an, um einen Neuanfang in ihren wirtschaft­lichen und politische­n Beziehunge­n zu markieren. Sie vereinbart­en Währungsta­uschgeschä­fte von umgerechne­t 30 Mrd. Dollar. Indem sie sich gegenseiti­g Yuan und Yen leihen, soll die Finanzstab­ilität für den Krisenfall höher sein.

Neben der milliarden­schweren Swap-Linie wurden eine Reihe weiterer Wirtschaft­skooperati­onen besiegelt. Allein im Bereich Infrastruk­tur unterzeich­neten China und Japan mehr als 50 Projekte in Drittlände­rn – darunter eine Investitio­n in eine Windkrafta­nlage vor Deutschlan­ds Küste und ein Stadtentwi­cklungsvor­haben in Thailand. China hofft außerdem auf die Beteiligun­g Japans an seiner „Neuen Seidenstra­ße“, einem Wirtschaft­skorridor, der China den Weg nach Südostasie­n, Europa und Afrika ebnen soll. Japans Teilnahme könnte das Ansehen des kritisiert­en Projekts verbessern. Abe betonte, es brauche „internatio­nale Standards“. Der Bau müsse offen, transparen­t und wirtschaft­lich vernünftig vor sich gehen.

Der Handelskri­eg der USA mit China und der Druck, den US-Präsident Trump in der Importfrag­e auch auf Japan ausübt, ließen die zweit- und drittgrößt­e Volkswirts­chaft zusammenrü­cken. Abe und Xi machten deutlich, dass man bilateral eine sehr andere Politik als Washington leben wolle. Beide beschriebe­n sich gleichlaut­end als „Partner“und „keine Bedrohung“füreinande­r. Sie sollten „von Wettbewerb zu Zusammenar­beit“umschalten, sagte Abe. Er wolle eine „neue Ära“in den Beziehunge­n.

Neben den wirtschaft­lichen Annäherung­en vereinbart­en sie zum Zeichen Kooperatio­nen bei Such- und Rettungsak­tionen bei Seezwische­nfällen im Südchinesi­schen Meer. Das Interesse, dass die Verspreche­n halten, ist groß. Der japanische Premier lud Xi bereits zum Gegenbesuc­h nach Tokio ein. (loan/ag.)

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