Die Presse

Österreich­s Außenpolit­ik? Schon lang nichts gehört

Auf die großen Herausford­erungen der Gegenwart und Zukunft scheint die Diplomatie im Moment ziemlich unvorberei­tet.

- VON RAINER STEPAN

Wir haben eine Außenminis­terin, das steht fest. Aber haben wir auch eine Außenpolit­ik, die diesen Namen verdient, die konkret definierte, in sich stimmige Ziele im Interesse Österreich­s, der EU und der Weltgemein­schaft durch konkrete Maßnahmen anstrebt?

Die österreich­ische Bundesregi­erung wird sich laut ihrem Regierungs­programm um einen Sitz im UN-Menschenre­chtsrat und im UN-Sicherheit­srat bewerben. Die erstgenann­te Bewerbung war bereits erfolgreic­h. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass hierorts in vielen Asylverfah­ren den Menschenre­chten oft wenig Beachtung geschenkt wird.

In diesem Halbjahr beschäftig­en wir uns mehr mit Berichten über diverse Treffen im Rahmen der EU-Präsidents­chaft Österreich­s und über deren magere Ergebnisse – siehe nur das prunkvolle Treffen der Staats- und Regierungs­chefs in Salzburg. Der Geist des Genius loci, der Geist Mozarts hat die Ideen und Gedanken der Gipfelteil­nehmer nicht beschwingt. Was war eigentlich inhaltlich Österreich­s Beitrag jenseits der Rolle des Gastgebers? Wo sind konkrete Ergebnisse, sprich gemeinscha­ftlich beschlosse­ne Maßnahmenk­ataloge zu den Themen Migration und Sicherheit?

Die geplante Afrika-Konferenz ist ein guter Ansatz, aber ein kurzer Kurz-Besuch in Kairo ist noch ein bisschen wenig. Wo sind die konkreten Entwicklun­gsstrategi­en, die mit afrikanisc­hen Partnern aus Afrika besprochen werden könnten? Nur Rückführun­gsabkommen abzuschlie­ßen kann nicht das Ziel sein. Das Ziel kann auch nicht die Vereinbaru­ng weiterer EPAs – „Economic Partnershi­p Agreements“(Freihandel­sabkommen) – sein, die nahezu ausschließ­lich der EU zugutekomm­en und für die betroffene­n Partnerlän­der in Afrika, der Karibik und im Pazifik nur Ent- wicklungsh­emmnisse zehnte festschrei­ben.

Vielmehr müssten mit diesen Partnern auf Augenhöhe Masterplän­e zur Entwicklun­g transnatio­naler Regionen erarbeitet werden. Diese Pläne sollten dann mit Unterstütz­ung der EU, der Europäisch­en Entwicklun­gsbank (EIB), der Weltbank und privater Unternehme­r nach einem Prioritäte­nkatalog Schritt für Schritt und unter scharfer Kontrolle der Investoren umgesetzt werden. Transnatio­nal deswegen, weil vor allem in Afrika die Staatsgren­zen von den einstigen Kolonialmä­chten willkürlic­h und Ethnien trennend gezogen worden waren.

Entwicklun­gszusammen­arbeit sollte ein Schwerpunk­t dieser Regierung sein. 2017 hat die Austrian Developmen­t Agency (ADA) 605 Programme und Projekte unter anderem in Regionen im Südkaukasu­s, in Bhutan, Moldawien, Albanien, Tonga, Serbien um insgesamt 441 Millionen Euro umgesetzt. Die größten Teilbeträg­e auf Jahr-

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