Die Presse

Der Erste Weltkrieg mit 4,6 Millionen Namen

Zum 100. Jahrestag des Kriegsende­s liegt in einer Datenbank eine erste Bilanz über die Verluste der Heere von Österreich-Ungarn vor. Im ersten Kriegsjahr verzeichne­te Ungarn, gefolgt von Böhmen, die größten Ausfälle.

- VON ERICH WITZMANN

Die Zahl der Namen – und damit auch ihrer Schicksale – geht in die Millionen. Die Familia – Österreich­ische Gesellscha­ft für Genealogie und Geschichte nennt die Zahl von „schätzungs­weise 4,6 Millionen“an Gefallenen, Verwundete­n, Kranken, Kriegsgefa­ngenen und Vermissten, die im Ersten Weltkrieg in sämtlichen Armeen der habsburgis­chen Donaumonar­chie gedient haben. Das betrifft in erster Linie die k. u. k. Armee, die k. u. k. Marine sowie die Landwehren der Kronländer.

All diese Namen werden nun in einer – abrufbaren – Datenbank übertragen. Federführe­nd für das Projekt ist neben der Familia Austria der deutsche Verein für Computerge­nealogie. Dazu kommen mehrere Partnerorg­anisatione­n wie die Oberösterr­eichische Landesbibl­iothek oder das Kroatische Staatsarch­iv. Derzeit sind das erste Kriegsjahr 1914 und das erste Halbjahr 1915 bereits in die neue Datei übertragen worden.

Die Namen stammen aus den „Verlustlis­ten 1914–1919“(insgesamt 709 Hefte), den „Ergänzunge­n und Berichtigu­ngen“zu diesen Listen (elf Hefte), den „Nachrichte­n über Verwundete und Kranke“von 1914 bis 1917 (546 Hefte), weiters den Vorlagen „In Przemysl´ Kriegsgefa­ngene“(vier Hefte) und „Kriegsgefa­ngene 1916–1918“(sechs Hefte), also aus insgesamt 1276 Heften. Die einzelnen Eintragung­en wurden dabei nicht manuell eingetippt, die Namenslist­en wurden vielmehr mit der optischen Zeichenerk­ennung OCR automatisc­h eingelesen. Nur Lücken und fehlerhaft erkannte Stellen wurden händisch ergänzt.

Die Auswertung­en erfolgen nicht nur zu den militärisc­hen Einheiten, sondern auch zu den Herkunftso­rten und Herkunftsl­ändern und zu vielen anderen Details der Kriegsteil­nehmer. Auch in den vorliegend­en Verlustlis­ten sind meist neben dem Namen die Charge, der Truppenkör­per, die Unterabtei­lung, das Heimatland, der Bezirk und der Ort sowie das Geburtsjah­r vorhanden. Entspreche­nd der ersten etwa eine Million erfassten Datensätze­n sind aus Ungarn 281.644 Soldatenna­men verzeichne­t, es folgen die Kronländer Böhmen mit 126.501 und Galizien mit 89.596 Namen. Dann kommen – zusammenge­fasst – die sieben Kronländer, die das heutige Österreich samt Süd- und Welsch- tirol ausmachen, mit insgesamt 85.1781 Namen.

In internatio­nalen Statistike­n über die zehn Millionen Todesopfer des Ersten Weltkriegs führt unter den elf beteiligte­n Staaten das Deutsche Reich mit zwei Millionen Opfern, gefolgt von Russland mit 1,85 Millionen (die beiden Länder mit den größten Armeen), Österreich-Ungarn mit 1,5 und Frankreich mit 1,3 Millionen Toten.

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[ APA/DPA]

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