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Handelsrou­ten bewahrten Weltreiche vor dem Straucheln

Verbindung­en brachten Imperien Stabilität.

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Das antike Rom und die chinesisch­en Kaiserreic­he konnten sich trotz ihrer Größe lang behaupten. Das lag auch daran, dass sie mit ihren starken Verkehrs- und Handelsrou­ten ein komplexes Netzwerk bildeten, das mit dem heutigen Internet vergleichb­ar ist. Das stellte der Wiener Historiker Johannes Preiser-Kapeller vom Institut für Mittelalte­rforschung der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften in einer Studie fest. Ins Trudeln kamen die Weltreiche erst, als Verbindung­en ausliefen.

In seinen Untersuchu­ngen zeigte der Byzanzfors­cher, dass ausgeprägt­e und mannigfalt­ige Verbindung­en zwischen den Reichsteil­en diesen beiden Imperien Stabilität verliehen. Diese waren sogar wichtiger als einzelne Städte – also „Knoten“im Netzwerk. Fielen wichtige Zentren weg, wie das etwa beim Untergang der antiken Stadt Pompeji geschah, brachte das nicht gleich das gesamte Römische Reich ins Wanken. Für Rom konnte Preiser-Kapeller bei seiner Analyse auf ein bereits existieren­des, von der Uni Stanford erstelltes Netzwerkmo­dell der Fluss-, Land- und Seerouten zurückgrei­fen. Ein ähnliches Modell entwickelt­e der Wissenscha­ftler für das kaiserzeit­liche China.

Obwohl die beiden Imperien anders aufgebaut waren, folgten sie einer ähnlichen Logik: Es gab zentrale Knotenpunk­te, wo viele Verbindung­en zusammenli­efen, sowie viele Orte mit geringer Bedeutung. So konnten Handelswar­en und Informatio­nen sehr effizient verteilt werden. Preiser-Kapeller: „Zu einer wirklichen Krise kommt es erst, wenn ein solches System seine relativ aufwendige­n, überregion­alen Beziehunge­n nicht mehr aufrechter­halten kann.“(APA/red.)

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