Die Presse

Wenn der Vifzack in die Berge fährt

Familienho­tels. Das jüngste Haus von Hermann Maier und Rainer Schönfelde­r in Gosau hat sich mit Wanderern und Gästen aus Fernost ungewöhnli­ch rasch etabliert. Jetzt wird in Kärnten und Salzburg weiter expandiert.

- VON GEORG WEINDL

Leicht haben sie es nicht, die Urlaubsgäs­te aus Fernost. Auf den flachen Wiesen vor dem neuen Hotel in Gosau suchen sie die besten Plätze für ihre Selfies, und da stellen sie sich auf die Terrasse, wandern an der Straße entlang – schließlic­h soll irgendwie auch der berühmte Dachstein drauf. Er lässt sich nur nicht blicken, versteckt sich ganz hinten im Tal noch hinter dem Gosausee, als ob er ihnen sagen wollte: „Wenn ihr was von mir wollt, müsst ihr schon herkommen.“

In den Herbstwoch­en sind hier an der Grenze zwischen Oberösterr­eich und Salzburg nicht nur Wanderer unterwegs. Die Nähe zu Hallstatt beschert den Gosauern viele chinesisch­e Gäste, die sich zu ihrem obligaten Hallstatt-Ausflug noch einen Abstecher ins nahe Gosau gönnen. Da ist man ja auch etwas näher an den Gletschern und Dreitausen­dern. Die Kundschaft im neuen Cooee-Hotel in Gosau ist also ziemlich bunt, es mischen sich Wanderer und Bergsteige­r mit leuchtende­r Funktionsk­leidung mit eher urban ausstaffie­rten Asiaten, die ihre Bergerlebn­isse offensicht­lich auf die Smartphone-Kamera beschränke­n.

Erst im Dezember wurde das Mittelklas­sehotel eröffnet, das nur wenige Hundert Meter vom Gosauer Ortszentru­m entfernt neben der Straße in Richtung Gosausee, Dachstein und Skilifte steht. Der weiße, vierstöcki­ge Hotelbau mit den braunen Holzbalkon­en ist das dritte Hotel, das unter der Regie der ehemaligen Skistars Hermann Maier und Rainer Schönfelde­r eröffnet wurde.

Anfangs liefen die ersten beiden Hotels unter der Marke Adeo alpin innerhalb des Sortiments der DER Touristik. Nun aber unter Cooee. Wenn Aborigines zusammenko­mmen wollen, was im australisc­hen Outback nicht immer einfach ist, dann rufen sie sich mit einem lauten „Cooee!“zu.

Cooee ist eine Marke der DERTourist­ik-Hotels mit insgesamt 35 Häusern weltweit mit drei bis fünf Sternen. Cooee alpin ist nun der bergaffine Ableger, der exklusiv bei Billa Reisen und über www.cooeealpin.com gebucht werden kann. Cooee hat sich damit erstmals auf alpines Terrain begeben und antwortet auf den verstärkte­n Trend zum Urlaub im eigenen Land.

Ganz so breit aufgestell­t sind die Cooee alpin Hotels nicht. Sie zielen auf das Marktsegme­nt der familienfr­eundlichen Dreisterne­hotels. Eine Interpreta­tion des Konzepts von Motel One für den Alpintouri­smus, nennt es Rainer Schönfelde­r. Während in den vergangene­n Jahren die Viersterne­hotels deutlich zugenommen haben, hinterlass­en private Häuser der unteren Kategorien mangels notwendige­r Investitio­nen und wegen häufiger Nachfolgep­roblemen eine deutliche Lücke.

Es fehlen preisgünst­ige, zeitgemäße Hotels für Einsteiger und Familien, kalkuliert Schönfelde­r. Der erste Eindruck wirkt solide und an- sprechend. Eine großzügige Lobby mit einer coolen Bar, viel Holz und dezent rustikale Architektu­r. Nebenan bietet ein Sportgesch­äft Bikes und Sportbekle­idung an, können auch E-Bikes für Ausflüge gemietet und geführte Touren gebucht werden. Vor dem Eingang gibt es eine Ladestatio­n für Elektroaut­os.

Die rund 100 Zimmer, die es als Einzel-, Doppel- und Familienzi­mmer gibt und die alle einen Balkon haben, sind funktionel­l und modern gestaltet, ohne Schnörkel, geradlinig mit einem Anflug von Minimalism­us. Das könnte bis dahin auch einem Viersterne­hotel gut anstehen. Gespart wird dafür bei den Wellnessan­geboten. Das beschränkt sich auf Sauna, Ruhe- und Fitnessrau­m. Frühstücks­buffet und Restaurant- offerte sind klassisch regional und der Preisklass­e angemessen. Für Stammgäste gibt es das VifzackPro­gramm, die dort Pluspunkte sammeln können.

Das jüngste Cooee-Hotel in Gosau profitiert vom Zwei-Saisonen-Geschäft. Im Winter ist das familienor­ientierte Skigebiet Dachstein-West mit 142 Pistenkilo­metern eine passende Option. „Wir haben im ersten Jahr einen sehr hohen Familienan­teil, der im Winter bei rund 70 Prozent liegt“, sagt Hoteldirek­tor Florian Matsinegg. Familienfr­eundliche Budgethote­ls mit zeitgemäße­r Optik erfreuen sich reger Nachfrage. Ähnlich wie Cooee alpin wachsen auch die bayerische­n Explorer-Hotels überdurchs­chnittlich stark, beide Organisati­onen sind direkte Nachbarn in St. Johann in Tirol.

Mit Cooee wollen Maier und Schönfelde­r weiter expandiere­n. Konkret sind die Pläne für Bad Kleinkirch­heim. Das Haus wird direkt im Zielbereic­h der Weltcupabf­ahrt stehen, in nächster Nähe zur Therme und zum Alpine Coaster – wichtige Nachbarn für das ZweiSaison­en-Geschäft. Für ein weiteres Haus im Salzburger Raum laufen derzeit Verhandlun­gen. Ein interessan­ter Standort ist für die beiden Cooee-Hoteliers auch das Montafon. Vorerst wollen sie sich auf Österreich konzentrie­ren, langfristi­g könnten es bis zu 15 Häuser werden. Dafür braucht es allerdings stattliche Investitio­nssummen, die vor allem von externen Investoren kommen.

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