Wenn der Vifzack in die Berge fährt
Familienhotels. Das jüngste Haus von Hermann Maier und Rainer Schönfelder in Gosau hat sich mit Wanderern und Gästen aus Fernost ungewöhnlich rasch etabliert. Jetzt wird in Kärnten und Salzburg weiter expandiert.
Leicht haben sie es nicht, die Urlaubsgäste aus Fernost. Auf den flachen Wiesen vor dem neuen Hotel in Gosau suchen sie die besten Plätze für ihre Selfies, und da stellen sie sich auf die Terrasse, wandern an der Straße entlang – schließlich soll irgendwie auch der berühmte Dachstein drauf. Er lässt sich nur nicht blicken, versteckt sich ganz hinten im Tal noch hinter dem Gosausee, als ob er ihnen sagen wollte: „Wenn ihr was von mir wollt, müsst ihr schon herkommen.“
In den Herbstwochen sind hier an der Grenze zwischen Oberösterreich und Salzburg nicht nur Wanderer unterwegs. Die Nähe zu Hallstatt beschert den Gosauern viele chinesische Gäste, die sich zu ihrem obligaten Hallstatt-Ausflug noch einen Abstecher ins nahe Gosau gönnen. Da ist man ja auch etwas näher an den Gletschern und Dreitausendern. Die Kundschaft im neuen Cooee-Hotel in Gosau ist also ziemlich bunt, es mischen sich Wanderer und Bergsteiger mit leuchtender Funktionskleidung mit eher urban ausstaffierten Asiaten, die ihre Bergerlebnisse offensichtlich auf die Smartphone-Kamera beschränken.
Erst im Dezember wurde das Mittelklassehotel eröffnet, das nur wenige Hundert Meter vom Gosauer Ortszentrum entfernt neben der Straße in Richtung Gosausee, Dachstein und Skilifte steht. Der weiße, vierstöckige Hotelbau mit den braunen Holzbalkonen ist das dritte Hotel, das unter der Regie der ehemaligen Skistars Hermann Maier und Rainer Schönfelder eröffnet wurde.
Anfangs liefen die ersten beiden Hotels unter der Marke Adeo alpin innerhalb des Sortiments der DER Touristik. Nun aber unter Cooee. Wenn Aborigines zusammenkommen wollen, was im australischen Outback nicht immer einfach ist, dann rufen sie sich mit einem lauten „Cooee!“zu.
Cooee ist eine Marke der DERTouristik-Hotels mit insgesamt 35 Häusern weltweit mit drei bis fünf Sternen. Cooee alpin ist nun der bergaffine Ableger, der exklusiv bei Billa Reisen und über www.cooeealpin.com gebucht werden kann. Cooee hat sich damit erstmals auf alpines Terrain begeben und antwortet auf den verstärkten Trend zum Urlaub im eigenen Land.
Ganz so breit aufgestellt sind die Cooee alpin Hotels nicht. Sie zielen auf das Marktsegment der familienfreundlichen Dreisternehotels. Eine Interpretation des Konzepts von Motel One für den Alpintourismus, nennt es Rainer Schönfelder. Während in den vergangenen Jahren die Viersternehotels deutlich zugenommen haben, hinterlassen private Häuser der unteren Kategorien mangels notwendiger Investitionen und wegen häufiger Nachfolgeproblemen eine deutliche Lücke.
Es fehlen preisgünstige, zeitgemäße Hotels für Einsteiger und Familien, kalkuliert Schönfelder. Der erste Eindruck wirkt solide und an- sprechend. Eine großzügige Lobby mit einer coolen Bar, viel Holz und dezent rustikale Architektur. Nebenan bietet ein Sportgeschäft Bikes und Sportbekleidung an, können auch E-Bikes für Ausflüge gemietet und geführte Touren gebucht werden. Vor dem Eingang gibt es eine Ladestation für Elektroautos.
Die rund 100 Zimmer, die es als Einzel-, Doppel- und Familienzimmer gibt und die alle einen Balkon haben, sind funktionell und modern gestaltet, ohne Schnörkel, geradlinig mit einem Anflug von Minimalismus. Das könnte bis dahin auch einem Viersternehotel gut anstehen. Gespart wird dafür bei den Wellnessangeboten. Das beschränkt sich auf Sauna, Ruhe- und Fitnessraum. Frühstücksbuffet und Restaurant- offerte sind klassisch regional und der Preisklasse angemessen. Für Stammgäste gibt es das VifzackProgramm, die dort Pluspunkte sammeln können.
Das jüngste Cooee-Hotel in Gosau profitiert vom Zwei-Saisonen-Geschäft. Im Winter ist das familienorientierte Skigebiet Dachstein-West mit 142 Pistenkilometern eine passende Option. „Wir haben im ersten Jahr einen sehr hohen Familienanteil, der im Winter bei rund 70 Prozent liegt“, sagt Hoteldirektor Florian Matsinegg. Familienfreundliche Budgethotels mit zeitgemäßer Optik erfreuen sich reger Nachfrage. Ähnlich wie Cooee alpin wachsen auch die bayerischen Explorer-Hotels überdurchschnittlich stark, beide Organisationen sind direkte Nachbarn in St. Johann in Tirol.
Mit Cooee wollen Maier und Schönfelder weiter expandieren. Konkret sind die Pläne für Bad Kleinkirchheim. Das Haus wird direkt im Zielbereich der Weltcupabfahrt stehen, in nächster Nähe zur Therme und zum Alpine Coaster – wichtige Nachbarn für das ZweiSaisonen-Geschäft. Für ein weiteres Haus im Salzburger Raum laufen derzeit Verhandlungen. Ein interessanter Standort ist für die beiden Cooee-Hoteliers auch das Montafon. Vorerst wollen sie sich auf Österreich konzentrieren, langfristig könnten es bis zu 15 Häuser werden. Dafür braucht es allerdings stattliche Investitionssummen, die vor allem von externen Investoren kommen.