Intendantin des Grazer Schauspielhauses
„Schreiben ist wie Licht machen“, so Vir
ginie Despentes (im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“41/2018). Mit dem dreiteiligen Roman Das Leben des Ver
non Subutex (Klett-Cotta Verlag) ist der französischen Schriftstellerin ein facettenreicher, brillant erzählter Gesellschaftsroman unserer Zeit gelungen. Mit gestochen scharf gestelltem Blick sieht die Autorin in dieser Trilogie auf die lähmenden und fehlgeleiteten Ängste des Menschseins der Gegenwart.
Im Zentrum steht der Antiheld Vernon Subutex, den es kurz vor seiner Midlife-Crisis aus seinem gewohnten Leben, seiner Wohnung und seinem Plattenladen mitten in Paris auf die Straße fegt. In seinem zunächst tiefen Fall wird er für seine ehemaligen Wegbegleiter und wiedergefundenen Freunde zur Lichtgestalt. Diese wird umrahmt und gezeichnet von Menschen, deren Persönlichkeiten im Roman mindestens einmal ihren eigenen, jedes Mal wirklich großen Auftritt haben.
Die Vielschichtigkeit der Charaktere und deren schonungslose Entlarvung führen entlang der oft wenig schmeichelhaften Motive ihres Scheiterns – an den eigenen wie an den Erwartungen der Gesellschaft. Das ruft Existenzängste wach und macht diesen Roman durch treffsichere Beobachtungen so unterhaltsam. Mehr noch als das: Er ist im Verstehen und Klarzeichnen unserer verworrenen aktuellen Weltlage politisch aufgeladen.
Despentes kann dem Vergleich mit ihrem international gefeierten französischen Kollegen Michel Houellebecq locker standhalten: Ihre Trilogie kann mit schonungslosem Blick und viel Sinn für bissigen Humor uns Leserinnen zeitweise „Licht machen“in vernebelten Zeiten. Q