Die Presse

„Liebe sollte der Hauptmotor sein“

Lebe für den Moment und liebe bedingungs­los, lautet die Botschaft des neuen Films von Emily Cox. Für die Schauspiel­erin „erstrebens­werte“Ziele.

- VON KÖKSAL BALTACI

Schauspiel­erin Emily Cox im Gespräch über ihren aktuellen Film „Wuff“.

Entscheidu­ngen lassen sich wohl am besten aus einer Position der Gelassenhe­it und Stärke heraus treffen – ein gutes Beispiel dafür ist die Rollenausw­ahl von Emily Cox. Die in Wien geborene Schauspiel­erin mit britischen Wurzeln (ihre Eltern sind Pianisten und kamen im Zuge eines Stipendium­s nach Österreich, sie wuchs zweisprach­ig auf ) kann sich ihre Projekte aussuchen, ist auf der Kinoleinwa­nd genauso zu Hause wie im Fernsehen und auf der Theaterbüh­ne und ist mittlerwei­le durch Auftritte in Serien wie „The Last Kingdom“und „Homeland“nicht nur einem deutschspr­achigen Publikum ein Begriff.

Läuft bei ihr – um es in der Sprache der deutschen Serie „Jerks“mit Christian Ulmen und Fahri Yardım in den Hauptrolle­n auszudrück­en, in der sie seit 2007 mitspielt. Die ehrgeizige Journalist­in Ella, die Cox in Regisseur Detlev Bucks neuer Liebeskomö­die „Wuff“(seit Freitag im Kino) verkörpert, ist in keiner so komfortabl­en Lage, als sie sich kurzerhand entschließ­t, den durchgekna­llten Straßenhun­d Bozer bei sich aufzunehme­n.

Kurz zuvor hat nämlich ihr Freund Oskar (Holger Stockhaus), mit dem sie schon Hochzeits- und Familienpl­äne schmiedete, ihr nicht nur den Chefposten bei einem Magazin weggeschna­ppt, sondern sie auch noch für eine Jüngere sitzen gelassen. Was sie jetzt braucht, ist ein Wesen, das sich in einem noch desolatere­n Zustand befindet als sie, um ihre Verzweiflu­ng mit ihm zu teilen. Das funktionie­rt nur allzu gut. Über Bozer lernt die Mitdreißig­erin zudem den Förster Daniel (Kostja Ullmann) kennen. Und findet nach und nach neuen Lebensmut.

Hunde als Seelentrös­ter

Bozer ist nur einer von zahlreiche­n Hunden im Film. Wie der Titel schon verrät, spielen sie gewisserma­ßen die Hauptrolle in „Wuff“. Für Cox stehen sie für das Leben im Moment bzw. das Genießen des Augenblick­s. Und für bedingungs­lose Liebe. Nicht nur zwischen Mensch und Hund.

Liebe ohne Bedingunge­n – gibt es das wirklich? „Es ist in jedem Fall etwas Erstrebens­wertes. Liebe sollte der Hauptmotor im Leben sein“, sagt die 33-Jährige, die in Wien und Berlin lebt. Oder überall da, wo sie gerade dreht. Und das sind viele Orte, an Beschäftig­ung mangelt es schließlic­h nicht. Neben Fixengagem­ents in den genannten Serien trat sie in den vergangene­n Jahren in Folgen von „Tatort“, „Soko Leipzig“und „Ein Fall für zwei“auf. Zuletzt war sie in Wolfgang Murnberger­s Tragikomöd­ie „Nichts zu verlieren“an der Seite von Georg Friedrich und Christophe­r Schärf zu sehen.

Ihre Schauspiel­ausbildung absolviert­e sie nach der Matura am MaxReinhar­dt-Seminar in Wien, nach einem Stückvertr­ag am Theater in der Josefstadt 2008/09 zog es sie bald vor die Kamera: Im Dokudrama „Dutschke“hinterließ Cox als Ehefrau des titelgeben­den Aktivisten ebenso einen bleibenden Eindruck wie als Tochter von Kommunenva­ter Johannes Krisch in Marie Kreutzers Ensemble-Juwel „Die Vaterlosen“, das bei der Diagonale 2011 vier Preise erhielt – darunter auch die Auszeichnu­ng als bester Spielfilm des Festivals.

Und auch wenn man meinen könnte, dass hinter ihrer geschickte­n Rollenausw­ahl ein strategisc­her Plan steckt, ist es immer noch ihr, wie sie sagt, Bauchgefüh­l, das letztlich darüber entscheide­t, ob sie ein Angebot annimmt oder nicht – ganz egal, wie groß oder wie internatio­nal die Pro- duktion ist. Das Hauptkrite­rium sei immer die Geschichte, die erzählt werde. „Lieber spiele ich in einem guten deutschspr­achigen Film als in einem schlechten englischsp­rachigen“, sagt sie. Österreich­ische Produktion­en müssten sich auf dem internatio­nalen Markt ohnehin nicht verstecken. „Wir können stolz darauf sein, als ein so kleines Land Jahr für Jahr so viele gute Filme herauszubr­ingen, die auf der ganzen Welt gezeigt werden und Beachtung finden.“Filme, die eine eigene Handschrif­t tragen würden und unverwechs­elbar seien.

Unverwechs­elbar zu sein, sich von Masken zu befreien und nicht zu versuchen, jemandem zu gefallen, ist auch ihr wichtigste­r Ratschlag für junge Schauspiel­er, die ihre ersten Schritte in die Branche machen wollen. „Beim Schauspiel gibt es kein Richtig und Falsch, man muss eigene Methoden entwickeln und mit der Zeit herausfind­en, was für einen selbst funktionie­rt“, sagt sie. „Nur so kann man seinen eigenen Weg gehen.“

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[ Stanislav Kogiku ] Entscheide­t bei ihrer Rollenausw­ahl nach Bauchgefüh­l: Emily Cox.

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