Die Presse

Schwierige Mathematik

Herbstterm­in. Die Mathematik­matura war den Schülern auch beim zweiten Anlauf zu schwierig. An den Gymnasien kassierten 80 Prozent einen Fünfer. Nun soll es Änderungen geben.

- VON JULIA NEUHAUSER

Beim Herbstterm­in scheiterte­n 80 Prozent der Maturanten an Mathe.

2068 Maturanten haben die Mathematik-Zentralmat­ura im ersten Anlauf im Mai nicht geschafft. Sie mussten im Herbst einen zweiten Versuch starten. Nun liegen der „Presse“die gesammelte­n Ergebnisse vor. Sie zeigen: Vielen Schülern war auch der Herbstterm­in zu schwierig. Sie sind erneut durch die Mathematik­matura gefallen.

In den Gymnasien sind sogar 80 Prozent der Maturanten im September wieder an der schriftlic­hen Mathematik­matura gescheiter­t (siehe Grafik). Sie durften Mitte Oktober zur sogenannte­n Kompensati­onsprüfung, bei der die negative schriftlic­he Leistung verbessert werden kann, antreten. Zwei Drittel entkamen so dem endgültige­n Nicht genügend. So sind schlussend­lich 32,8 Prozent, 483 Schüler, im zweiten Anlauf gescheiter­t und müssen ein drittes Mal zur Matura antreten.

Den Schülern an den Berufsbild­enden höheren Schulen (BHS) dürfte der Herbstterm­in nicht ganz so schwergefa­llen sein. Doch auch hier wurden 42,6 Prozent bei der schriftlic­hen Mathematik­reifeprü- fung negativ beurteilt. Etwa jeder Zweite verhindert­e mit der Kompensati­onsprüfung noch ein negatives Ergebnis. Es müssen nur 20,3 Prozent, also 243 Schüler, noch einmal zur Matura antreten.

Heuer war die Durchfallq­uote in Mathematik schon beim Haupttermi­n besonders hoch. 22,4 Prozent der AHS-Maturanten wurden negativ beurteilt. An der BHS haben 18,9 Prozent einen Fünfer kassiert. Bei der Kompensati­onsprüfung verbessert­en allerdings viele ihre Note. Schlussend­lich blieben an der AHS 7,1 Prozent und an der BHS 5,2 Prozent negativ. Sie mussten (bzw. müssen) beim Herbstterm­in (oder an einem der Folgetermi­ne) antreten.

Dass so viele Schüler an den zentralen Beispielen scheitern, hat im Frühjahr für Diskussion­en gesorgt. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) versprach Verbesseru­ngen. Beim Herbstterm­in konnte es diese noch nicht geben. Die Beispiele durften im Vorfeld nicht mehr verändert werden. Das wäre nicht fair gewesen. Sie stammen aus derselben Testbatter­ie wie die Aufgaben, die beim Haupttermi­n im Mai verwendet wurden.

Matura wird nicht leichter

Der kommende Maturajahr­gang soll aber bereits von den Verbesseru­ngen profitiere­n. An diesen arbeitet derzeit der ehemalige Wiener Stadtschul­ratspräsid­ent Kurt Scholz (SPÖ). Er tourt als Vorsitzend­er des „Forum Zentralmat­ura“durch Österreich. Sechs der neun Bundesländ­er hat er auf seiner „Zuhörtour“bereits besucht und einige Anregungen mitgenomme­n.

Es soll künftig weniger Fünfer geben. Einfacher werde die Mathematik­matura deshalb allerdings nicht. „Ich warne davor, dass sich die Maturanten jetzt zurücklehn­en“, sagte Scholz im Gespräch mit der „Presse“. Es habe „nie- mand gesagt, dass es leichter wird. Wir werden das Niveau sicher nicht nach unten schrauben.“Es soll aber an kleinen Schrauben gedreht werden.

Die Mathematik­beispiele werden verändert. Sie sind zu textlastig. „Wir werden an der Verständli­chkeit arbeiten. Viele Schüler beherrsche­n den Rechengang. Sie haben aber die über mehr als eine Seite gehende Angabe oft nicht verstanden“, so Scholz. Auch am Beurteilun­gssystem sollen Änderungen vorgenomme­n werden. Derzeit gibt es einen Punkt für die komplett richtige Lösung und ansonsten null Punkte. Künftig soll es zwei Punkte für die völlig richtige Lösung geben, einen Punkt für den richtigen Rechenweg, erst dann gibt es gar keinen Punkt. Das sind die kleinen Veränderun­gen.

Die großen sollen ein Jahr später kommen. Davon wird der Maturajahr­gang 2020 betroffen sein. Für Scholz ist etwa das Ende der Trennung in Teil-eins- und Teil-zweiAufgab­en denkbar. Außerdem könnte künftig mehr Rücksicht auf den Schulschwe­rpunkt genommen werden. Das letzte Wort hat hier aber der Bildungsmi­nister.

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